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Wissenschaftliche Analyse Kasus

Die Kasuswahl stellt vor allem heute keinen seltenen Zweifelsfall mehr dar. Häufig stellt sich die Frage, nach welcher Präposition welcher Kasus folgt – der Dativ oder der Genitiv? Einige Experten sind sogar der Meinung, dass es den Genitiv bald gar nicht mehr geben wird. Von anderen wird er wiederum verfochten. Im Folgenden werden die Fragen geklärt, wie es überhaupt zu den Kasusschwankungen kam, welche Präpositionen davon maßgeblich betroffen sind und inwiefern regionale Unterschiede zu erkennen sind. Zum Schluss erfolgt ein kurzer Ausblick zur möglichen Entwicklung des Genitivs.

Im Hinblick auf den Wandelprozess lässt sich zunächst feststellen, dass der Genitiv im Mittelhochdeutschen noch als ein „fester Bestandteil des Sprachsystems“ (Zimmer 2015: 2) galt. Der Kasus folgte dabei in der Regel auf Mengenangaben, auch ohne ein vorangestelltes Adjektiv (vgl. ebd.), zum Beispiel: ein Liter Tees.

Daraufhin wurde die Apposition, ein Nomen, das zur näheren Erklärung neben einem Bezugswort steht, als Konkurrenz zum Genitiv eingeführt (vgl. ebd.). Ein Beispiel dafür bildet Harald, das Familienoberhaupt

Die Ursache dafür liegt darin begründet, dass im Indogermanischen zunehmend die Endsilben ausfallen, sodass der Kasus des Substantivs immer schwerer erkennbar wurde (vgl. ebd.: 3). Die Kasusmarkierung ist nun mehr die Aufgabe des Adjektivs und des Artikels (vgl. ebd.). Sind diese nicht vorhanden, ist schon im Mittelhochdeutschen oft kein eindeutiger Kasus mehr erkennbar (vgl. ebd.). 

Im 16. Jahrhundert wird die Apposition immer bedeutsamer und verdrängt den partitiven Genitiv seit Anfang des 17. Jahrhunderts zunehmend, allerdings nur in Konstruktionen ohne Adjektiv, ansonsten wird der Genitiv verwendet, wenn mindestens ein Adjektiv vorhanden ist (vgl. ebd.: 5). 

Darüber hinaus wird eine weitere Differenzierung in Deklinationsklassen vorgenommen: während der Genitiv „bei schwach flektierenden Substantiven […] relativ stabil“ (ebd.: 6) ist, ist bei starken Substantiven hingegen eine vorwiegende Tendenz zur Apposition erkennbar (vgl. ebd.).

Die Apposition wird von einigen Autoren „als Ausdruck von ,Nachlässigkeit‘ […] bezeichnet“ (ebd.: 8). Daher gilt der Genitiv tendenziell „als Ausdruck ,der Reinheit der älteren deutschen Sprache‘“ (ebd.). Es herrscht jedoch auch Einigkeit darüber, dass der Genitiv nach Mengenangaben und fehlendem Adjektiv keinen Regelfall mehr darstellt, er in Konstruktionen mit einem Adjektiv aber noch immer verwendet wird (vgl. ebd.).

Im Gegenwartsdeutschen wird die Verwendung des Genitivs in eben diesen Konstruktionen diskutiert, wodurch es oft zu Schwankungen im Sprachgebrauch kommt (vgl. ebd.: 9). Die Alternativen für den Genitiv sind ebenfalls umstritten: mögliche genannte sind unter anderem die präpositionale Umschreibung, der Dativ oder der Akkusativ (vgl. ebd.: 10). 

Als erste Begründung der Kasusschwankungen nennt Zimmer (2015) schließlich die teilweisen Widersprüche in den Bewertungen, wobei die präpositionalen Umschreibungen von den meisten Autoren als grammatisch anerkennt werden (vgl. ebd.: 12 f.). 

Kvifte (2015) führt sogar mehrere Theorien zur Ursache des Kasuswechsels auf, darunter die Synkretismustheorie, die Theorie der Hyperkorrektheit und schließlich die Theorie der Grammatikalisierung (vgl. 14 ff.).

Der Synkretismus beschreibt „zusammenfallende Flexionsformen“ (ebd.: 14), so wie es auch bei den identischen „Endungen der Feminina im Dativ und Genitiv Singular […] [ist], was zur Annahme führen kann, dass etwa die Präposition wegen in Phrasen wie wegen der Sonne den Dativ regiert“ (ebd.: 14 f.). Somit „ersetzt der Dativ den Genitiv in Fällen, wo keine eindeutige Genitivmarkierung möglich ist: ?wegen Regenfälle -> wegen Regenfällen“ (ebd.: 15). Die Theorie liefert jedoch nicht die Erklärung für den teilweisen Kasuswechsel der Präpositionen, es kann lediglich möglich sein, „dass die Synkretismen zu Unsicherheit[en] bei der Wahl des Kasus führen können“ (ebd.).

Eine weitere Theorie bildet die der Hyperkorrektheit. Dabei wird laut Duden davon ausgegangen, „Präpositionen mit Genitivrektionen [seien] jünger, kommen vor allem in schriftsprachlichen, oft offiziellen Texten vor und wirken stilistisch höher stehend“ (ebd.: 16). Der höhere stilistische Wert könnte als Ursache dafür gewertet werden, dass die Tendenz des Wechsels zum Genitiv eher akzeptiert wird als die Entwicklung zum Dativ, „[w]as vorwiegend mit dem Sprachverfall verbunden wird“ (ebd.). Dies hat zur Folge, dass der Genitiv oftmals sogar empfohlen wird, da er „als das bessere Deutsch“ (ebd.) gilt. Doch auch diese Theorie ist nicht für den Kasuswechsel ausschlaggebend, denn auch sie sorgt lediglich für Unsicherheiten bei der Kasusverwendung (vgl. ebd.: 17).

Die Theorie der Grammatikalisierung hingegen wird von mehreren Autoren als maßgebliche Ursache anerkannt. Engemann (2013) definiert die Grammatikalisierung zunächst als „Übergang von einer lexikalischen Einheit hin zu einem Funktionswort“ (115). Kvifte (2014) führt den Gedanken weiter und stellt fest, dass die unterschiedlichen Präpositionen, die in primär und sekundär unterteilt werden, jeweils einen verschieden hohen Grammatikalisierungsgrad aufweisen (vgl.: 17). Dieser Grad wird erhöht, wenn ein Stellungswechsel von der Poststellung zur Prästellung erfolgt (vgl. ebd.: 24). 

In dem Zusammenhang wird auch Di Meolas Theorie der Präpositionalisierung angeführt, die davon ausgeht, dass die ursprüngliche Kasusrektion bei der neu entstandenen zunächst beibehalten wird (vgl. ebd.: 25). Während entsprechen den Dativ fordert, bleibt entsprechend in der Postposition bei der Dativrektion (vgl. ebd.). Erfolgt jedoch ein Wechsel zur Prästellung, findet gleichzeitig ein Wechsel zum Genitiv statt, „sodass der Unterschied zwischen dem Verbpartizip und der Präposition formal sichtbar wird“ (ebd.). Hat die Postposition vorher den Genitiv gefordert, nimmt sie nach dem Stellungswechsel die Dativrektion an (vgl. ebd.):

Des Wetters wegen gehe ich heute nicht raus. -> Wegen dem Wetter gehe ich heute nicht raus.

Begründet wird diese These mit dem „Prinzip der maximalen Differenzierung“ (ebd.: 26), bei dem der Wechsel der Position die wichtigste Maßnahme darstellt und vor dem Kasuswechsel vorgenommen wird (vgl. ebd.). Es wird jedoch auch angemerkt, dass nur ausgewählte Präpositionen davon betroffen sind, da sie „sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Grammatikalisierung befinden“ (ebd.). Die Differenzierung durch den Genitiv ist dabei nur vorläufig, da die Genitivrektion zunehmend abgebaut wird, sobald „die präpositionale Verwendung eines Zeichens sich verfestigt hat“ (ebd.).

Um zu überprüfen, inwiefern welche Präposition in welchem Gebiet grammatikalisiert ist, wurde in Zeitungen die Verwendung des Dativs und des Genitivs geprüft. Zum Vergleich wurden dabei Artikel aus Österreich, der Schweiz und aus Deutschland hinzugezogen. 

In Kviftes (2015) Auswertung wird über die Präpositionen wegen, während, trotz, inklusive, statt, gemäß, dank, entsprechend, entgegen und nahe berichtet. 

Die Präposition wegen kann sowohl den Dativ als auch den Genitiv aufweisen, während anfangs ausschließlich eine Genitivrektion vorlag (vgl. ebd.: 44). Sie kann zwar vor- und nachgestellt sein, aber gilt vornehmlich als Mitglied der geschlossenen Klasse (vgl. ebd.), da sie vorwiegend in der Prästellung verwendet wird (vgl. ebd.: 48). Es herrscht jedoch Uneinigkeit hinsichtlich des Vorkommens: Einerseits ist sie in der gesprochenen Sprache zu finden, andererseits wird sie dort nur umgangssprachlich mit der Dativrektion verwendet und zum Teil sogar auch im Schriftlichen (vgl. ebd.: 44). Seine abschließende Feststellung lautet, dass eine „gewisse Tendenz zur Dativrektion“ (ebd.: 45) besteht, aber nach wie vor der Genitiv überwiegt (vgl. ebd.). Die Dativrektion bei wegen ist vor allem in süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Zeitungen auffällig häufig vorhanden, der Genitiv ist hingegen kaum noch in der gesprochenen Sprache gebräuchlich (vgl. ebd.: 48). Somit liegt vermutlich eine „weiter fortgeschrittene […] Grammatikalisierung in der oberdeutschen Sprachlandschaft“ (ebd.: 49) vor.

Die Genitivpräposition während befindet sich ausschließlich in der Prästellung und erlaubt auch die Dativrektion (vgl. ebd.: 50). Der Zeitungsabgleich ergibt aber auch, dass der verwendete Dativ in den nieder- und mittelhochdeutschen Gebieten seltener verbreitet ist (vgl. ebd.: 53).

Trotz ist ebenfalls nur in der Prästellung zu finden und fordert den Genitiv, allerdings laut Duden auch mit einer Tendenz zur Dativrektion (vgl. ebd.: 54). Zum Teil kann sie aber auch unmittelbar mit der Dativrektion und mit einer zwischenzeitlichen Genitivrektion auftreten (vgl. ebd.). Auch hier ist es wieder der Fall, dass das Niederdeutsche Sprachgebiet weniger Dativrektionen aufweist, als die geographisch südlicheren Gebiete, während in den oberdeutschen Gebieten hingegen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen ist (vgl. ebd.: 57).

Die Untersuchung von inklusive lässt die Vermutung zu, dass „die Kasusrektion […], im Vergleich zu den anderen Präpositionen, weniger stabil zu sein“ (ebd.: 58) scheint, da sie eine stärkere Tendenz zur Dativrektion aufweist, als die anderen drei Präpositionen (vgl. ebd.: 59). Außerdem ist eine Neigung zu beobachten, „dass die Kasusmarkierung anhand von Artikelwörtern häufiger im Genitiv als im Dativ vorkommt“ (ebd.: 60). Darüber hinaus sind zahlreiche Synkretismen erkennbar und die Auffälligkeit, dass „fünf Präpositionalphrasen mit sowohl Dativ- als auch Genitivformen“ (ebd.: 61) vorkommen. Diese Feststellung bildet eine Parallele zur Behauptung Di Meolas, „dass die Wahl des Kasus vor allem unbewusst ist“ (ebd.). Eine eindeutige Zuweisung in Regionen ist hierbei nicht vorzunehmen, da die Verteilung stark variiert (vgl. ebd.: 62).

„Statt wird als eine primäre Präposition mit Genitivrektion eingeordnet, die mitunter auch den Dativ regiert“ (ebd.: 63), laut Duden. Ähnlich wie bei inklusive wird dabei häufiger der Dativ verwendet, als bei den ersten drei. Die Dativrektion übernimmt vor allem in der Schweiz und in Österreich den höchsten Anteil (vgl. ebd.: 69). 

Gemäß fordert die Dativrektion und tendiert zunehmend auch zur Genitivrektion (vgl. ebd.: 70 ff.). Sie kann sowohl in Prä- als auch in Postposition auftreten (vgl. ebd.: 71) und weist in ihrer Verteilung keine eindeutige regionale Varietät auf (vgl. ebd.: 74).

Die Präposition dank fordert hingegen mehr die Genitiv- als die Dativrektion, obwohl es sich dabei angeblich um eine Dativpräposition handelt (vgl. ebd.). Sie verzeichnet einen „beinahe vollzogenen Kasuswechsel in Richtung auf den Genitiv“ (ebd.: 75) und verdrängt somit sogar den Dativ (vgl. ebd.: 76). Regionale Unterschiede bestehen dabei insofern, dass die Genitivfrequenz in Deutschland höher ist, als in Österreich und in der Schweiz (vgl. ebd.).

Entsprechend kann ebenfalls sowohl in der Prä- als auch Postposition auftreten, dabei aber vornehmlich mit einem folgenden Dativ, aber auch zum Teil mit dem Genitiv (vgl. ebd.: 77). Nach dem Stellungswechsel ist sie nun überwiegend nachgestellt mit der Dativrektion und weist einen mittleren Grammatikalisierungsgrad auf (vgl. ebd.: 78). Die Genitivrektion wird vorwiegend im Plural verwendet, während der Dativ im Singular öfter Anwendung findet (vgl. ebd.). Regional auffällig ist dabei, dass der Genitiv auch hier seltener in Österreich und in der Schweiz zu finden ist, während die höchste Frequenz in den mittel- und oberdeutschen Gebieten erkennbar ist (vgl. ebd.: 80). 

Die Dativpräposition entgegen kann laut Duden hin und wieder auch den Genitiv fordern und kann sowohl voran-, als auch nachgestellt sein, jedoch überwiegt ihr Vorkommen als Präposition (vgl. ebd.: 81). Außerdem ist eine Neigung zur Genitivrektion erkennbar, insbesondere im Plural und nur seltener im Singular (vgl. ebd.: 82 f.). Es wird eine Durchsetzung „de[s] Übergang[s] vom Dativ in Richtung auf den Genitiv […] vor allem bei Substantiven mit Kasuskennzeichnung durch ein flektiertes Adjektiv“ (ebd.: 84 f.) vermutet, die jedoch nicht in Österreich und in der Schweiz zu vermerken sind (vgl. ebd.).

Nahe stellt ebenfalls eine Dativpräposition dar, die mittlerweile auch häufig den Genitiv regiert (vgl. ebd.: 85). Dabei liegt die Vermutung nahe, dass sie sich „im Mittelstadium eines Kasuswechselprozesses zugunsten des Genitivs befindet“ (ebd.: 86). Die Genitivmarkierung erfolgt dabei vorwiegend durch einen vorangestellten Artikel, aber auch „durch flektierte Possessivpronomina […[ oder […] Adjektiv[e]“ (ebd.: 87).

PräpositionAnteil DativPräpositionAnteil Genitiv
wegen8,4%*gemäß19,61%
während5,62%dank87%
trotz9,55%entsprechend30,3%
inklusive37,26%entgegen30,5%
statt25,2%nahe38,1%
Abb 1.: Prozentsätze des ,neuen‘ Kasus (Kvifte 2014: 94)

Anhand der Tabelle wird die Tendenz erkennbar, dass die ursprünglich Dativ regierenden Präpositionen in vielen Fällen den Genitiv fordern (vgl. ebd.) Auch die Tatsache, dass bei ihnen die Neigung zur Genitivform höher ist als andersherum, wird im Ansatz damit begründet, „dass der höhere stilistische Wert des Genitivs die Kasuswahl beeinflusst“ (ebd.).

Strecker (2015) führt die Überlegungen zu der Präposition wegen noch weiter aus und zitiert, dass die Dativrektion weder gut noch inkorrekt sei (vgl.: 42). Dabei stellt er auch fest, dass der deutsche Sprachgebrauch mehr Heterogenität aufweist, als zum Teil angenommen (vgl. ebd.): „Zu regionalen Varianten können unterschiedliche Verwendungsweisen je nach Kommunikationsanlass oder Gesprächszusammenhang kommen“ (ebd.).

Er verweist auch darauf, dass der Standard im Deutschen nicht rechtlich festgeschrieben ist (vgl. ebd.: 44): „Es kann sich allenfalls um Konventionen handeln, die sich im Zuge des Redens und Schreibens in der Sprachgemeinschaft ausgebildet haben“ (ebd.). Basierend auf dieser These könnte also davon ausgegangen werden, dass sich der Dativ zunehmend durchsetzen würde, wenn immer mehr Menschen ihn verwenden. Da dies jedoch bisher vorwiegend in der gesprochenen Sprache geschieht und akzeptiert wird (vgl. ebd.: 47), steht ein völliger Kasuswechsel noch aus und wird sich, wenn überhaupt, erst nach einer langen Zeit durchsetzen. 

Wegen befindet sich außerdem nur noch selten in der Poststellung und wenn, dann „um [eine] besondere stilistische Wirkung zu erreichen“ (ebd.: 46), so auch in Gedichten und Dramen von Schiller (vgl. ebd.). Dabei liegt kein Bedeutungsunterschied bei der Verwendung beider Kasus vor (vgl. ebd.), sodass beides zulässig sein kann. Auch nach Eigennamen und wegen+Nomen-Abfolgen wird kaum noch der Genitiv verwendet, so Strecker (vgl. ebd.).

In der Regel wird der Genitiv insbesondere in „artikellose[n] Nominalphrase[n] mit vorangestelltem Adjektivattribut“ (ebd.: 47) angewandt, zum Beispiel in wegen des hellen Lichtes. Handelt es sich dabei jedoch um ein „unflektiertes Zahlwort“ (ebd.), kann neben dem Genitiv auch oft der Dativ folgen, außer beispielsweise nach zweier, vor allem, „wenn auf das Zahlwort unmittelbar ein Nomen folgt“ (ebd.). Ein Beispiel dafür ist wegen Gewitters oder wegen Gewitter.

Derzeit überwiegt die Meinung der Autoren, dass vorerst kein Abbau des Genitivs erkennbar ist, anders, als von vielen vermutet wird (vgl. Engemann 2013: 118). Vielmehr scheint die „,neue‘ Genitivrektion […] eher akzeptiert […] als die ,neue‘ Dativrektion“ (ebd.). Dabei ist jedoch auch festzustellen, dass der Veränderungsprozess und das Stadium der Präpositionen nicht immer klar erkennbar sind (vgl. ebd.). Sie weisen oftmals sehr verschiedene Stadien des Kasuswechsels auf, wobei „der Genitiv als Präpositionalkasus keineswegs verdrängt wird“ (ebd.), da der Dativ in solchen Fällen ohnehin eher umgangssprachlicher Natur ist (vgl. Kvifte 2014: 4). „In der Zeitungssprache sowie in den Amts- und Fachsprachen ist sogar eine Zunahme des Genitivs festzustellen“ (ebd.). 

Die Analyse hat zwar auch gezeigt, dass der „präpositionale Genitiv […] in vielen Fällen […] ersetzbar zu sein“ (ebd.: 13) scheint, jedoch ist bisher von keiner Präposition der völlige Kasuswechsel vollzogen worden (vgl. ebd.).

Es lässt sich schlussendlich festhalten, dass der Dativ nicht ‚dem Genitiv sein Tod‘ ist, sondern tendenziell selten und umgangssprachlich verwendet wird, wenn eine Präposition ursprünglich den Genitiv fordert(e). Die Dativrektion variiert außerdem insofern zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz, dass in der deutschen Sprache deutlich häufiger der Genitiv vorzufinden ist, als in den anderen beiden Sprachen.

Der Genitiv bleibt somit weiterhin präsent, insbesondere dort, wo eine gehobene oder besondere Ausdruckweise erforderlich und erwünscht wird. Da die Dativrektion auch in der Umgangssprache noch keine feste Position eingenommen hat, wird der völlige Kasuswechsel in den nächsten Jahrzehnten vermutlich noch nicht zu erwarten sein, da sich der Sprachwandelprozess über einen sehr großen Zeitraum zieht.

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