Close

Das hab ich geliked

Einleitung

Der Gebrauch von Fremdwörtern bietet der deutschen Sprache zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten, natürlich nur bei richtiger Verwendung, im Gegensatz zu unserem oben dargestellten Titelbild. Dennoch ist die Angst vor Fremdwörtern in der Gesellschaft sehr groß, denn viele Menschen haben die Sorge, dass die Fremdwörter mit der Zeit die deutschen Alternativen ersetzen. Dementsprechend wächst auch die Angst vor einem möglichen Verlust der deutschen Sprache. Dabei bieten die Fremdwörter nicht nur alternative Möglichkeiten zu den deutschen Varianten, sondern wirken zum Teil sogar ergänzend. So werden uns Ausdrücke ermöglicht, die ohne die Fremdwörter nicht unbedingt möglich gewesen wären. Was ist mit Ihnen, fällt Ihnen spontan ein Begriff ein, mit dem sie die Bedeutung von „liken“ erfassen können?

Die Weiterentwicklung von der Gesellschaft und der Technik verlangt stets neues Vokabular. Dies wird durch den Austausch in den sozialen Medien und aufgrund der globalisierten Welt, die intensiven Kontakt unterschiedlicher Sprachen ermöglichen, häufig aus dem Wortschatz fremder Sprachen übernommen. Besonders der Gebrauch von Anglizismen, also Fremdwörtern aus dem Englischen, scheint immer mehr zu zunehmen, da Englisch als Weltsprache die Sprache in den sozialen Medien und im Prozess der Globalisierung durchsetzt. Durch die Zunahme von Fremdwörtern in der deutschen Sprache nehmen auch die Zweifelsfälle zu, denn Fremdwörter mit fremden Strukturen werfen bei ihrer Integration in die deutsche Sprache unterschiedliche Fragen auf. Diese können sämtliche Bereiche der Sprache betreffen. Aber nicht nur hier treten Zweifel auf, denn die gibt es auch bei Fremdwörtern, die schon früh im Wandel der deutschen Sprache aus anderen Sprachen übernommen wurden.

Doch was bedeutet Zweifelsfall in diesem Kontext? Klein (2018) definiert sprachliche Einheiten als Zweifelsfälle „bei denen kompetente, erwachsene Sprecher des Deutschen mit Blick auf (mindestens) zwei Varianten in Zweifel geraten können, welche der beiden Varianten (standardsprachlich) korrekt ist“ (vgl.: 9). Dieser Definition ist für diesen Beitrag etwas hinzuzufügen, denn bei der Befassung mit Fremdwörtern sind Zweifel anders zu handhaben als Zweifel des nativen Wortschatzes. Schließlich werfen sich nicht bloß mehrere Varianten im Deutschen auf, sondern auch die Varianten aus der Gebersprache, was die Entscheidung nach der „richtigen Lösung“ erschwert.

Dieser Beitrag wird sich mit Zweifelsfällen der Flexion von Fremdwörtern auseinandersetzen. Das heißt also konkret mit der Konjugation der Verben, der Komparation der Adjektive und der Deklination der Substantive. Dabei wird Bezug auf unterschiedliche, im Alltag relevante, Beispiele genommen, wie zum Beispiel die Flexion des Wortes „liken“, heißt es geliked, geliket oder gelikt? Oder bei der Pluralbildung von „Globus“ – die Globusse, die Globen? Und wie steigert man den Anglizismus „nice“? „nicer“, am „nicesten“? Um auf diese Fragen näher eingehen zu können, wird dieser Beitrag zunächst genauer auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Fremdwörtern eingehen, um dann in den einzelnen Unterkapiteln die Zweifelsfälle der unterschiedlichen Wortarten näher zu beleuchten.

Warum unterschiedliche Varianten begründbar sind, die Fremdwörter trotz aufgeworfener Zweifelsfälle nicht pauschalisiert abgelehnt, sondern als Chance für die deutsche Sprache angesehen  werden sollten und manchmal die Akzeptanz aller begründbaren Varianten besser ist, als die Festlegung auf bloß eine Lösung, erfahren Sie in diesem Blogeintrag.

Oftmals benutzen wir mittlerweile Fremdwörter, bei denen wir gar nicht mehr registrieren, dass es sich um welche handelt, da sie mittlerweile vollständig in den deutschen Wortschatz aufgenommen wurden und so nicht mehr als Fremdwörter erkennbar sind, diese Wörter nennt man dann Lehnwörter. Bei Fremdwörtern ist die Gebersprache noch erkennbar, weil sie sich in einem der Bereiche von den nativen deutschen Wörtern unterscheiden.

Um sich selbst zu überprüfen, bearbeiten Sie, wenn Sie mögen, die folgende Aufgabe:

Als erstes werden einem vermutlich die Anglizismen wie „nice“ oder „chillig“ ins Auge gestochen sein, da diese erst seit kurzer Zeit ins Deutsche aufgenommen worden sind und die Gebersprache noch sehr deutlich erkennbar ist. Bei anderen Worten, wie Ratatouille, erkennt man an der Schreibweise zusätzlich zur Aussprache, dass es sich um ein Fremdwort handeln muss. Doch es gibt auch Lehnwörter wie „Kekse“, bei denen man die Herkunft aus dem Englischen von „cakes“ nicht unbedingt mehr vermuten würde. Doch welche Gründe könnte das haben, dass die Herkunft einiger Wörter noch erkennbar ist und bei anderen nicht? Allein an der Herkunftssprache kann es nicht liegen, denn sowohl „Kekse“, als auch „chillig“ leiten sich aus dem Englischen ab. Der Unterschied zwischen ihnen besteht in dem Stadium der Integration. Während „Keks“ früh aus dem Englischen übernommen wurde und die fremdsprachlichen Strukturen nicht mehr erkennbar sind, ist dies bei „chillig“ im Vergleich noch nicht der Fall. Dementsprechend hat sich „cakes“ im Laufe des Sprachwandels den deutschen Strukturen erfolgreich angepasst, während „chillig“ sich noch vermutlich in dem Prozess der Integration befindet, sodass die Herkunftssprache noch erkennbar ist und Zweifelsfälle leichter auftreten können, da man sich so zwischen Schreibweisen der Geber- und der Nehmersprache entscheiden muss. Bei Fremdwörtern, die schon früh in die deutsche Sprache übernommen wurden und wo trotzdem Zweifelsfälle auftauchen sind wiederum meist andere (Sprachwandel-) Prozesse beteiligt. Ob sich die Zweifelsfälle von selbst auflösen werden ist ungewiss, denn einige Fremdwörter passen sich den Strukturen des Deutschen mit dem Sprachwandel an und werden zu Lehnwörtern, also werden integriert, während andere die Strukturen ihrer Gebersprache beibehalten und bloß ins Deutsche transferiert werden, wie sich bei den früh übernommenen Zweifelsfällen zeigt. Wer weiß, vielleicht schreiben wir eines Tages unserer Freundin wie schön der „tschillige“ Abend gestern war. Besonders bei den Adjektiven und Verben wird sich gleich zeigen, dass auch hier die Anglizismen oft als Zweifelsfälle zuerst ins Auge stechen.

Geliked? Geliket? Gelikt? Die Konjugation von Fremdwörtern

Im Vergleich zu beispielsweise der Deklination wirft die Flexion der Verben, die Konjugation, weniger Zweifelsfälle auf, da zumindest keine Zweifel aufkommen, ob ein Verb schwach oder stark flektiert werden muss. Fremdsprachliche Verben folgen nämlich immer den Strukturen der schwachen Verbflexion! (vgl. Eisenberg, 2012: 242).Allerdings treten bei der Verbflexion andere Zweifelsfälle auf, die in diesem Abschnitt analysiert werden sollen. Nämlich Zweifelsfälle bei der Bildung einzelner Flexionsformen (vgl. Eisenberg, 2001: 194), dazu gehören die Bildung des Partizips II, wie man beispielsweise an der Überschrift sieht, die Bildung der 2. Person Plural im Indikativ Präsens und des Präteritums und der Umgang mit Verben auf -le beziehungsweise -el enden (Mihutiu, 2017). Bei der Gebersprache dieser Art Zweifelsfälle handelt es sich meistens um das Englische (vgl. Eisenberg, 2001: 193), genau genommen um Anglizismen, die aufgrund der modernen Welt erst vor kurzer Zeit in das Deutsche transferiert wurden. Bei ihnen ist also noch nicht sicher, ob sie sich durch den Sprachwandel den deutschen Strukturen anpassen werden. Verben anderer Herkunftssprachen sind meist bereits vollständig in den deutschen Wortschatz integriert und werfen somit weniger Zweifelsfälle auf.

Wiederholung

Zur Analyse der Zweifelsfälle bei der Flexion von Fremdwörtern ist zunächst eine Wiederholung der Strukturen der Flexion im Deutschen sinnvoll.

Mit der Auffrischung dieses Wissens, dass wir im Alltag ganz unbewusst und selbstverständlich anwenden, wird die folgende Befassung mit den Zweifelsfällen deutlich nachvollziehbarer.

Zweifelsfälle bei Bildung des Partizip II, der zweiten Person Plural und des Präteritums von Fremdwörtern und die Besonderheit zusammengesetzter Verben

Das am häufigsten aufgeführte Beispiel eines Zweifelsfalls dieser Art findet sich in der Überschrift: heißt es geliked, geliket oder gelikt? Jetzt stellt sich die Frage, wieso dies überhaupt ein Zweifelsfall ist, schließlich lässt sich die deutsche Struktur auf das Verb anwenden: ge – Stamm – t, demnach müsste es gelikt heißen. Diese Version ist auch die einzige der dreien, die das Word-Rechtschreibprogramm nicht als falsch betrachtet, doch die Intuition der meisten Menschen sagt was anderes. Das hat eine kleine Umfrage mit 100 Teilnehmern ergeben:

Die Umfrage hat ergeben, dass gerade die Variante nach der deutschen Partizip-II-Bildung die wenigsten Befürworter für sich gewinnen konnte. Stattdessen wird die englischere Mischform unter Beibehaltung der „ge-“ Vorsilbe bevorzugt und selbst die Mischform beider Varianten wird eher als die richtige Schreibweise betrachtet als die, die den deutschen Strukturen folgt. Das wirft einen Konflikt auf, denn einerseits ist „gelikt“ die Variante, die sich den deutschen Strukturen anpasst und die deutsche Sprache versucht immer möglichst einheitlich zu bleiben. Andererseits lässt sich diese Variante nicht vor dem Hintergrund rechtfertigen, dass „liken“ aus dem Englischen übernommen wurde und die Schreibweise auch beibehalten wurde, obwohl sie nicht der Aussprache entspricht, denn dann würden wir vermutlich „leiken“ schreiben, bei der Form mit -ed am Ende wird die Aussprache eher gekennzeichnet, was für diese Variante spricht.

Diese Ergebnisse der Umfrage zeigten sich auch bei anderen Beispielen:

Auch hier erhielt die Variante, die den Strukturen der deutschen Sprache folgt, am wenigsten Zuspruch, stattdessen wird erneut eine der englischeren Varianten bevorzugt. Interessant ist an diesem Beispiel, dass es vornehmlich um die Endung „-ed“ zu gehen scheint, denn im Englischen würde die Simple Past Form mit der „-ed“-Endung auch die Verdopplung des „t“ erfordern, wie im Deutschen auch an dieser Stelle, da das „t“ zu beiden Silben gehört. Hier wird also weder eine komplett englische noch eine komplett deutsche Form bevorzugt, sondern eine Mischform, die keinem der beiden Sprachsysteme vollkommen gerecht wird.

Bei anderen Anglizismen hingegen zeigt sich, dass die deutsche Form bevorzugt wird, zum Beispiel bei der Partizip II-Form von „designen“, hier wird die deutschere Version „hat designt“ der englischeren „hat designed“ ziemlich eindeutig vorgezogen (vgl. Mihutiu, 2017).

Ein besonderer Fall ist die Bildung des Partizip II von zusammengesetzten Verben wie „downloaden“ oder „outsourcen“, denn hier wird nicht bloß die Frage aufgeworfen, ob mit „-ed“ oder „-et“ sondern auch die nach der Struktur, ob der regulären Bildung des Partizip II gefolgt wird. Folglich hieße es gedownloadet/d oder nach der Struktur der Partizip II-Bildung von den meisten deutschen zusammengesetzten Verben (z.B. herunterladen – heruntergeladen), dann hieße es downgeloadet/d. Hier ist allerdings zu betonen, dass Zweifelsfälle wie diese nicht bloß bei Fremdwörtern auftauchen, sondern auch bei deutschen zusammengesetzten Verben Zweifelsfälle dieser Art zu finden sind. Heißt es geschlussfolgert oder schlussgefolgert? Der Zweifelsfall entsteht hier, weil eine Unsicherheit herrscht, ob das Verb trennbar oder nicht-trennbar ist (Ich downloade das schnell vs. ich loade das schnell down). Doch laut Klein (2018) wird sich dieser Zweifelsfall von selbst lösen, dadurch, dass er durch die deutsche Variante „runterladen“ ersetzt wird. Diese Form wird sich Klein zufolge durchsetzen, weil es hier nicht zu einem Zweifelsfall kommt (vgl. 211).

Vergleichbare Schwierigkeiten wie bei der Partizip II-Bildung treten dann folglich auch bei der Bildung des Präteritums auf, denn wenn man „geliked“ mit -d schreibt, wie heißt dann das Präteritum von liken? Ziemlich eindeutig würden die meisten von uns zu „likte“, nach der deutschen Bildung mit -t zwischen Stamm und Personalendung, tendieren, dies würde dann allerdings im Konflikt mit der Form „geliked“ stehen, denn in einer Verbform die englische Variante zu wählen und in der anderen die eingedeutschte scheint auch nicht zu passen, was bedeutet, dass die Präferenz der englischeren Variante also weitere Zweifelsfälle nach sich zieht. Die meisten Zweifel dieser Art werden sich allerdings klären, sobald das Wort mit der Zeit weiter in die deutschen Strukturen integriert wird, wie sich aber bei anderen Zweifelsfällen zeigt ist es auch möglich, dass Zweifelsfälle über längere Zeit bestehen bleiben.

Ähnlich wie bei der Bildung des Partizip II und Präteritum verhält es sich auch bei der Bildung der 2. Person Plural im Indikativ Präsens, bloß, dass die „-ed“ Endung in diesem Fall, wie Mihutiu (2017) es ausdrückt, eine „pseudoenglische“ Variante ist, da diese Endung im Englischen bloß für die Vergangenheitsform genutzt wird. Damit wird hier demnach die Entscheidung zwischen einer pseudoenglischen Variante, z.B. „ihr designed“ und der eingedeutschten Variante, „ihr designt“ aufgeworfen. Auch hier gibt es Wörter, bei denen die eingedeutschte, und andere bei denen die englischere Variante bevorzugt wird.

Die Wahl der Flexion scheint also vom Verb abzuhängen. Dies ist ein eher unbefriedigender Befund, da es bei der Entscheidung im Alltag also keine wirkliche Orientierungshilfe zu geben scheint, die einem den üblichen Gebrauch vorschreibt. Betrachtet man die aufgeführten Beispiele allerdings genauer, fällt einem vielleicht auf, dass wir „designen“ deutlich länger im Alltag gebrauchen als zum Beispiel „liken“ oder „screenshotten“. Dementsprechend kommen bei „designen“ auch weniger Zweifel auf und es scheint bereits fester in den deutschen Wortschatz verankert zu sein, denn im Gegensatz zu den anderen Beispielen scheinen wir, als Sprecher des Deutschen, die eingedeutschte Variante bereits akzeptiert zu haben. „Designen“ ist also im Integrationsprozess bereits weiterentwickelt als Wörter wie „liken“, „screenshotten“, bei denen wir häufiger an der richtigen Form verzweifeln, uns fragen welche die richtige ist und die englische noch bevorzugen. Diese Frage wird sich uns also noch bei vielen weiteren Verben des Alltags stellen, dazu gehören zum Beispiel: timen, matchen, tunen, canceln, streamen oder auch chillen. Dennoch scheint es absehbar zu sein, dass sich wie bei „designen“ auch nach und nach eine, dem deutschen angepasste, Form festigen wird, je tiefer das Wort in den deutschen Wortschatz integriert wird. Der Sprachwandel wird also zeigen, ob noch weitere Zweifelsfälle bestehen bleiben oder die Anpassung an die deutschen Strukturen die meisten Zweifelsfälle klären kann.

Zweifelsfälle bei Verben auf -el oder -le

Eine andere Art von Zweifelsfall kommt bei den englischen Verben auf „-le“ beziehungsweise „-el“ auf. Diese Zweifelsfälle entstehen häufig bei Verben, die sich von Substantiven auf „-le“ ableiten, wie von „Puzzle“ oder „Google“. Die Verben zu den Substantiven werden allerdings meistens mit „-el“ gebildet, um sich den bestehenden Strukturen der Sprache anzupassen. Die Verben der Fremdsprache sollen möglichst an andere Verben der deutschen Sprache erinnern. Deswegen heißen die Verben zu den Substantiven „Puzzle“ und „Google“ auch „puzzeln“ und „googeln“, um an ähnliche Wörter im Deutschen zu erinnern, wie zum Beispiel „basteln“, „handeln“ oder „segeln“. Eigentlich sollte durch die eindeutige Ähnlichkeit zu den deutschen Verben damit auch die Flexion eindeutig sein, dies ist allerdings nicht der Fall. Das hängt damit zusammen, dass auch bei den nativen Worten Zweifelsfälle auftreten, und zwar bei der Bildung der 1. Person Singular im Präsens – heißt es ich segle, ich segel oder ich segele? Die Fremdwörter werden somit in Strukturen integriert, die sowieso schon Zweifel aufwerfen und werden so auch zu Zweifelsfällen. Dabei lassen sich alle Möglichkeiten begründen und somit an sich alle in ihrer Nutzung rechtfertigen. Denn die übliche Flexion des Deutschen bildet die 1. Person Singular im Präsens mit einem Schwa-Laut, also einem geschriebenen „-e“, das wir aber nicht so aussprechen (z.B. werden Sie bei „ich lese“ beide „e“ nicht identisch aussprechen, der letzte Laut ist der Schwa-Laut). Bei „segle“ oder „google“ trifft dies zwar zu, passt dann aber nicht zu dem Stamm der Verben „segel“ und „googel“, an die eigentlich regulär nur die Endungen der jeweiligen Person angehängt werden. Bei „segele“ oder „googele“ stimmt zwar die Verbindung zur Stammform, allerdings sind diese Formen dreisilbig, während die anderen Formen (z.B. 2. Person Singular: segelst, googelst) zweisilbig sind. Die Anzahl der Silben sollte bei allen Formen eines Wortes möglichst gleich sein. „segel“ und „googel“ passen zwar zum Stamm und von der Silbenanzahl, aber nicht zur „-e“ Endung. Hier zeigt sich also, dass bei den Zweifelsfällen dieser Verben alle Varianten begründbar sind und sich die Fremdwörter wie die deutschen Zweifelsfälle verhalten.

Zusammenfassung Verbflexion

Am nicesten? The nicest? Die Komparation von Fremdwörtern

 Bei Adjektiven unterscheidet man zwei Formen – die unflektierten und flektierten. Die unflektierten Adjektive gelten als Grundform beziehungsweise Kurzform. Eine große Zahl der Adjektive stellt die flektierte Form dar. Diese folgen alle demselben Muster, sodass es keine unterschiedlichen Flexionstypen gibt (vgl. Eisenberg, 2012: 236.). Die Komparationsformen Positiv, Komparativ und Superlativ sind Formen der Adjektive. Wenn man sich mit der Integration von fremden Adjektiven beschäftigt, muss man zunächst klären, ob das Adjektiv in derselben syntaktischen Funktion wie das Kernadjektiv vorkommt (vgl. Eisenberg, 2012: 236.). Hier wird grundsätzlich geprüft, ob ein Adjektiv überhaupt flektiert, beziehungsweise eine Flektierbarkeit aufweisen kann. Um sich näher mit dem Verhalten und der Funktion der fremden Adjektive zu beschäftigen, muss man prüfen, inwiefern sich die syntaktischen Funktionen der flektierten und unflektierten Kernadjektive auf das Verhalten der fremden Adjektive übertragen lässt (vgl. Eisenberg, 2012: 236.). Zunächst einmal zu den unflektierten Adjektiven. Die kommen meist in Verwendung mit Kopulaverben ´sein´, ´bleiben´, ´werden´ vor. Ein Beispiel, dass Eisenberg heranzieht ist der Satz: Es ist/bleibt/wird fest (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Eine weitere Verwendung ist folgende: Das Adjektiv steht nach dem Substantiv. Wenn dies der Fall ist, dann handelt es sich meist um ein unflektiertes Adjektiv. Im umgekehrten Fall – Adjektiv nach Substantiv – handelt es sich meist um die flektierten Adjektive (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Steht das Adjektiv vor dem Subjektiv, ist wie gesagt in der Regel flektiert. Ist dies nicht der Fall und das Adjektiv ist trotz seiner Position unflektiert, handelt es sich um eine Eigenschaft von fremden Adjektiven (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Kommen wir nun zu den Merkmalen beziehungsweise Eigenschaften der flektierten Adjektive. Am häufigsten kommen die flektierten Adjektive in attributiver Form vor. Die meisten können nämlich nicht prädikativ verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit, in der Adjektive vorkommen können, ist die gespaltene Nominalgruppe. In diesem Fall wird das Adjektiv dem Artikel nachgestellt (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Bezogen auf die Fremdwörter ist hier wichtig, in welchem grammatischen Kontext ein Adjektiv vorkommen kann und wann nicht (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Um dies zu prüfen bedarf es jedoch eine gewisse Menge an Hintergrundwissen und ist somit schwer auf die fremden Adjektive anzuwenden. Der Vergleich kann hier auf der phonologischen Ebene getätigt werden. Einfach Adjektive werden im Komparativ und Superlativ häufig umgelautet: Bsp.: warm – wärmer. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Bei fremden Adjektiven findet keine Umlautung statt: Bsp. Cool – cooler (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Bei den Anglizismen ist es eindeutiger, dass es sich um fremde Adjektive handelt. Diese lassen sich nach Eisenberg in unterschiedliche Gruppen differenzieren: Einfache und komplexe Adjektive Anglizismen und komplexe Gallizismen und Latinismen (vgl. Eisenberg, 2012: 237). Bei den einfachen Adjektiven (Anglizismen) handelt es sich beispielsweise um Wörter wie ´clean´, ´cool´, ´clever´, ´gentle´. Alle diese Wörter sind eindeutig als fremd erkennbar. Bei einigen Wörtern kann die Orthographie bei der Flexion ein Hindernis sein. Auch in Bezug auf die Integration eines fremden Adjektivs. Nimmt man das Adjektiv ´pink´ – auch hier handelt es sich um ein aus dem Englischen entlehntes Wort. Phonologisch betrachtet steht einer Flexion des Wortes nichts im Weg. Dennoch wird es selten flektiert (vgl. Eisenberg, 2012: 238). Bei den komplexen Adjektiven (Anglizismen) unterscheidet Eisenberg zwei unterschiedliche Gruppen. Die Adjektive mit den komplexen Stämmen wie ´easy´, ´happy´,´fancy´. Diese Adjektive flektieren nicht. Die andere Gruppe sind die Adjektive oder auch Formen von Verben wie ´relaxed´, ´overdressed´, ´geleased´. Diese Adjektive können flektiert werden und sind in ihrer Form in der deutschen Sprache bereits weitestgehend integriert (vgl. Eisenberg, 2012: 238). Bei den Gallizismen und Latinismen handelt es sich ebenfalls um komplexe Adjektive, die eindeutig als fremd erkennbar sind. Erkennbar sind diese Adjektive eher am Stamm und nicht wie bei den meisten Adjektiven am Suffix (vgl. Eisenberg, 2012: 238-239). Kommen wir nun zu dem Thema der Zweifelsfälle. Warum handelt es sich bei Anglizismen wie nice, beautiful, dangeours, high, mad, magical oder fair um Zweifelsfälle des Deutschen? Alle diese Wörter benutzen wir in unserem Alltag. Man könnte denken, dass es sich hier schlicht und einfach um englische Wörter handelt, aber dennoch nutzen wir diese Wörter in der deutschen Sprache. Wie am Anfang bereits erwähnt, können wir sehr viele der Adjektive im deutschen flektieren und nur sehr wenige nicht. Aber wie flektieren wir die oben genannten Wörter? Heißt es nice- nicer – the nicest oder nice – nicer – am nicesten? Flektieren wir so, wie wir auch unsere deutschen Adjektive flektieren würden, oder auf die englische Art und Weise? Hier besteht der erste Zweifelsfall. Heißt es dangerous – more damgerous – the most dangerous oder dangerous, dangerouser – am dangerousten? Es stellt sich heraus, dass man hier überlegen muss, wie man flektiert, wobei es keine eindeutige Antwort gibt. Ein weiterer Grund, weswegen es sich bei diesen Anglizismen um Zweifelsfälle handelt, hängt ebenfalls mit der Flexion zusammen. Nicht nur die Frage, ob man nach deutschen oder englischen Strukturen flektiert, sondern auch, wann man flektiert oder eben nicht? Hängt das Ganze mit der Übersetzung der Wörter zusammen oder wonach entscheidet man das? Eine mögliche Begründung, weswegen man wann und wie flektiert, könnte auf die Integriertheit des fremden Adjektivs zurückzuführen sein. Ist das Wort gut in der deutschen Sprache integriert, so könnte man es nach deutschen Strukturen flektieren. Beispielsweise das Wort nice: Das Kleid war nice, aber der Pullover war am nicesten. Ist das Wort nicht in der deutschen Sprache integriert, so flektiert man es gar nicht, oder eben auf die Art und Weise der Herkunftssprache. Dies ist jedoch lediglich eine Vermutung, keine sichere Aussage. Aber genau aus diesem Grund handelt es sich bei vielen Adjektiven auch um Zweifelsfälle. Es gibt mehrere Möglichkeiten ein Adjektiv zu flektieren – aber welche die richtige Art und Weise ist, ist unklar.

Globusse? Globen? Die Deklination von Fremdwörtern

Um die Zweifelsfälle untersuchen zu können, die die Substantive aufwerfen, sollten zuerst, als kleine Wiederholung, die Grundstrukturen der Substantive innerhalb der deutschen Sprache geklärt werden. Hierzu haben wir ein kleines Video erstellt, wo kurz und knapp noch einmal alles über Substantive und ihre Eigenschaften erzählt wird.

Das Kernsystem des nativen deutschen Wortschatzes

Zunächst gehen wir nun auf die Substantivflexion im sogenannten ‘Kernsystem’ ein. Das Kernsystem umfasst hierbei die übliche Flexion im nativen deutschen Wortschatz. Im Folgenden wird eine Tabelle abgebildet, die dieses Kernsystem mit seinen Kategorien: (Maskulinum, Femininum, Neutrum) und seiner Markierung (markierten, un-markierten, s-Flexion). Markiert bedeutet in diesem Fall, dass der Plural eher weniger häufig auftritt. Unmarkiert werden hingegen verwendet, wenn ein Plural öfter vorkommt und sozusagen den “Normalfall” bildet.:

Abbildung (1): Peter Eisenberg (2012):  Das Fremdwort im Deutschen. 2. Aufl. Kap. 5: Flexion. Berlin/New York: De Gruyter. S. 214.

(1) An der Tabelle lässt sich erkennen, dass die unmarkierten Maskulina (der) und Neutra (das) ihren Plural mit den Endungen es/e bilden. Das ist der Grund, warum hier keine Trennung innerhalb der Tabelle zu sehen ist. Dieser Pluraltyp bildet im deutschen den “Normalfall”. Das heißt konkret, dass die Maskulina ihren Plural auch mit einem Umlaut (a,o,u,au,ä,ö,ü,äu) bilden können wie beispielsweise: der Schlauch – die Schläuche. Das ist aber nicht so oft der Fall, wie der “normale” unmarkierte Plural mit es/e, der ohne Umlaut gebildet wird. Ein Beispiel für einen unmarkierten Maskulina im nativen deutschen Wortschatz wäre das Substantiv: Tisch. Substantive wie: Bein oder Seil sind hier Beispiele für unmarkierte Neutra. Diese Art der Flexion im deutschen Kernsystem nennt sich die “starke Flexion”. (vgl. Eisenberg, 2012: 214)

(2) Weiter geht es mit den unmarkierten Feminina (die). Diese bilden den Plural mit der Endung –en, wie bei dem Substantiv: (die) Blumen. Hier kann es vorkommen, dass der Plural auf der sogenannten “n-Flexion” endet. Dies bedeutet, wenn am Ende eines Wortes ein Schwa-Laut auftritt (z.B. wie bei den “Zweifelsfällen bei Verben wie -el oder –le“, bereits erwähnt), dann wird der Plural mit einem –n gebildet: Kisten. Hier lässt sich festhalten, dass sowohl die “n-Flexion” als auch die starke Pluralbildung der zuvor genannten Maskulina und Neutra die beiden bekanntesten Pluralformen im deutschen Kernsystem darstellen. (vgl. Eisenberg, 2012: 214-215)

(3) Nun kommen wir zu den markierten Pluralformen im deutschen Kernsystem. Die ersten sind die “schwachen” Maskulina. Diese werden in ihrer Pluralform mit en/en gebildet (z.B. Hase/Hasen). Die schwache Flexion ist für zwar für das deutsche System nicht von großer Bedeutung, allerdings aber für die Fremdwortflexion. (vgl. Eisenberg, 2012: 215) Darauf kommen wir später noch zurück.

(4) Als zweites folgen die schwachen Neutra wie beispielsweise: das Loch – die Löcher. Der Plural wird mit er/es gebildet und wird in meisten Fälle “umgelautet”, wie es in dem Beispiel zu erkennen ist. (vgl. Eisenberg, 2012: 215)

(5) Als letzte Form der markierten Pluralformen gibt es die schwachen Feminina, diese bilden ihren Plural mit –e und einem Umlaut. Beispiele für schwache Feminina mit dieser Pluralbildung wären die Sau/die Säue oder die Macht/die Mächte. (vgl. Eisenberg, 2012: 215-216)

(6) Als letzten Typ der Pluralbildung gibt es noch die s-Flexion für alle Genus. Diese wird besonders für Eigennamen verwendet, zum Beispiel: die Opas, die Schmitts, die Autos. (vgl. Eisenberg, 2012: 216) Eine besondere Eigenschaft der s-Flexion ist es, dass bei ihr sich die Grundform innerhalb der Prosodie nicht verändert. Daher wird diese Pluralendung vor allem von den Wörtern gewählt, die auf die Bewahrung ihrer Grundform angewiesen sind. Zudem kommt es häufig vor, dass viele diesen Plural als „Stammplural“ im nativen deutschen Wortschatz ansehen. (vgl. Eisenberg, 2001: 199-200) Nach Eisenberg (2001) in seinem Werk „Die grammatische Integration von Fremdwörtern“ heißt es auf S.200 wie folgt: „Zur s-Flexion gehören insbesondere Wörter, die auf Vokal (außer: auf unbetontes e bzw. Schwa) ausgehen, Abkürzungen {PKWs), Kurzwörter (Nazis), einige nicht-indigene Wörter (Wracks), Eigennamen (Müllers), Neubildungen (Fundis, Wessis) usw.“

Zur Selbstkontrolle, was aus dem Kapitel mitgenommen wurde, sollen in der folgenden Aufgabe die richtigen Begriffe zu den Substantiven gefunden werden:

Die Integration von Fremdwörtern in die Flexionsklassen

Nachdem wir die Grundrisse oder besser gesagt das Grundsystem der Flexion von Substantiven im Deutschen besprochen haben, wollen wir nun untersuchen, wie diese Flexion bei den Fremdwörtern aussieht. Hier kommen Fragen auf wie: Heißt es eigentlich Globen oder Globusse? Wie ist die Pluralform von Pizza – Pizzas oder Pizzen? Nach Klein (2018) heißt es auf S.221: „Auf den ersten Blick erwecken Pluralformen wie Pizzen, Villen, Konten, Globen, Individuen, Atlanten den Eindruck der völligen Integriertheit. Denn sie enthalten offensichtlich das native Pluralmorphem -en. Das ist aber trügerisch.“ Diese Zweifelsfälle möchten wir im Folgenden thematisieren und genauer untersuchen.

Rüdiger Harnisch (2002) stellt diesbezüglich die Vermutung auf, dass sich die schwache Flexion von Substantiven erst durch die Integration der Fremdwörter im deutschen Wortschatz so stark verankert oder verfestigt hat. Dies ist eine interessante Vermutung, der wir im Folgenden näher auf den Grund gehen möchten. Hier stellt sich also die Frage, ist Harnischs Vermutung gerechtfertigt?

Grundlegend lässt sich nach Eisenberg (2012) festhalten, dass die unmarkierte Flexionsklasse sehr relevant für die Integration von Fremdwörtern in den deutschen Wortschatz ist. Beispielsweise werden viele Latinismen, die bereits vollständig integriert wurden wie: Fenster oder Preis, schon längst nicht mehr als „Fremdwörter“ angesehen. Daher, dass diese Wörter alltäglich benutzt werden, kommt kaum jemand auf die Idee, dass es sich hierbei um ein entlehntes lateinisches Wort handeln könnte.

Die Flexion von Pizza: Pizzas? Pizzen?

Um der angeführten Frage nachzugehen, ob die Pluralform von Pizza nun Pizzas oder Pizzen ist, müssen wir die Fremdwörter innerhalb der s-Flexion näher betrachten, die wir bereits zuvor schon im Kernsystem untersucht haben. Gehen wir nach dem Kernsystem, müsste die Pluralform von Pizza logischerweise Pizzas lauten, da das Wort „Pizza“ auf einen Vollvokal, nämlich dem „a“ endet. Diese Wörter werden im deutschen nativen Wortschatz normalerweise mit der s-Flexion gebildet. Allerdings lässt sich auch die der Pluraltyp „Pizzen“ rechtfertigen, da es mit den unmarkierten Feminina übereinstimmt und nach diesem Typ flektiert: (die) Pizza. Bildet man also das Wort Pizza mit der Pluralbildung -en, gehört es hier zu der starken Flexionsklasse. Somit können folglich beide Pluralbildungen von Pizza: Pizzas und Pizzen gerechtfertigt werden, anhand des deutschen Kernsystems. Dadurch lässt sich feststellen, dass es sogenannte Mischformen geben muss. Das heißt, dass beide Typen der Pluralbildung vertreten sind und dass auch keine Verwendung der beiden Formen falsch ist.

Die Flexion von Globus: Globen? Globusse?

Das Wort Globus kann der Herkunftssprache des Lateinischen zugeordnet werden. Die Pluralbildung „Globen“ wäre im deutschen nativen Wortschatz den markierten Maskulina, also der schwachen Flexion, zuzuordnen. Allerdings schreibt Eisenberg (2012) auf Seite 197, bezüglich der markierten Maskulina: „Schwache Maskulina bezeichnen Lebewesen, die hoch – d. h. dem Menschen nahe im Kontinuum der Arten angesiedelt sind.“ Demzufolge wäre diese Pluralbildung also nicht gerechtfertigt, da es sich bei einem Globus nicht um ein Lebewesen handelt, sondern um einen Gegenstand. Die zweite Möglichkeit „Globusse“ scheint hier die „richtige“ Pluralbildung von dem Wort „Globus“ zu sein. Allerdings werden im Duden beide Möglichkeiten anerkannt und sind demnach im Sprachgebrauch verankert. (vgl. Duden). Bei den schwachen Maskulina gibt es nach Eisenberg auch unbelebte Substantive. Dies würde den Plural Globen begründen. Hier scheint die Bedeutung eher weniger relevant zu sein. (vgl. Eisenberg, 2012: 221)

Zunehmende schwache Flexion der Substantive durch Fremdwörter?

Jetzt wollen wir uns noch einmal konkret mit der Vermutung von Rüdiger Harnisch auseinandersetzen, ob sich eine immer mehr zunehmende schwache Flexion bei den Substantiven, erst durch die Fremdwörter ausbreitet. Wie kommt also Harnisch zu dieser Vermutung und können wir ihm hier zustimmen?

Im vorausgegangenen Abschnitt haben wir erfahren, dass die markierten Pluralklassen: MASK, NEUT und FEM zu der sogenannten „schwachen Flexion“ im deutschen Wortschatz gehören. (vgl. Eisenberg 2012: 219) „Es scheint nun so zu sein, daß die Korrelation von Formtyp, Flexionstyp und Wortbedeutung bei den Fremdwörtern insgesamt noch konsequenter ist als im Kernwortschatz und der schwachen Flexion zu Produktivität verhilft.“ (Eisenberg, 2001: 198). Das heißt also konkret, dass auch Eisenberg mit dieser Aussage zu den schwachen Maskulina, die Vermutung von Harnisch unterstützt. Auch in „Das Fremdwort des Deutschen“ ist herauszulesen, dass der oben genannte Typ (3), also die schwachen Maskulina, für Fremdwörter sehr produktiv ist (vgl. Eisenberg, 2012: 219), was ein Anzeichen dafür sein könnte, dass diese Vermutung gerechtfertigt ist.

Des Weiteren ist anzunehmen, dass es sich bei der s-Flexion eventuell auch um eine Art der „schwachen Flexionsklasse“ handeln könnte. Denn viele Fremdwörter erhalten „übergangsweise“ als Plural die s-Flexion. Dieser wird auch, im Vergleich mit Harnisch (2002) auf S.75, als ein „Übergangs-Plural“ beschrieben. Dies könnte ein weiteres Anzeichen dafür sein, dass sich durch die Fremdwörter die schwache Flexion erst im deutschen Kernsystem ausbreitet. Auch Eisenberg (2001) schreibt auf S.200, dass Fremdwörter größtenteils die s-Flexion wählen, aus dem Grund, dass sie sich nicht direkt in die deutsche Sprache einfügen können. Erst mit der Zeit würde sich das ein oder andere Fremdwort verbreiten. Danach könnte es einen nativen Plural annehmen und müsste sich so vorerst in der Sprache „beweisen“ oder „durchsetzen“. Auch bei unserem zuvor genannten Beispiel „Pizzas“ handelt es sich um eine s-Flexion. Beide Pluralformen: Pizzas und Pizzen sind begründet. Eine weitere Annahme wäre, dass es sich bei „Pizzas“ zu Anfang ebenfalls um einen „Übergangs-Plural“ gehandelt haben kann.

Zum Schluss können Sie sich noch einmal selbst kontrollieren:

Anhand der beiden angeführten Beispiele, bei dem Wort „Pizza“, lässt sich feststellen, dass oft beide Formen integriert sind, das heißt es bestehen sogenannte „Mischformen“. In der deutschen Sprache sind sowohl die eine als auch die andere Variante integriert, wodurch die Zweifel erst aufkommen. Zudem treten eventuell Zweifelsfälle auf, da sich bestimmte Varianten für manche SprecherInnen „besser“ oder „richtiger“ anhören. Die Vermutung von Rüdiger Harnisch können wir anhand der Anzeichen als gerechtfertigt betrachten. Daher gehen wir davon aus, dass er mit der Annahme: Die schwache Flexion wird durch die Fremdwörter nur produktiver, richtig liegt.

Fazit

Meistens lassen sich Zweifelsfälle der Flexion relativ eindeutig als Zweifelsfälle erkennen, denn es stehen sich mindestens zwei gleichberechtigte Formen gegenüber. Bei Zweifelsfällen in Verbindung mit Fremdwörtern sind es sogar meistens noch mehr Varianten, die zur Auswahl stehen. Damit stellen diese Zweifelsfälle im Prinzip den Inbegriff der Definition dar. Unsere Analyse, die sich auf diese Art Zweifelsfälle fokussiert, hat ergeben, dass es keinen allgemeingültigen Umgang mit Fremdwörtern im Deutschen gibt. In den meisten Fällen wird eine der Alternativen bevorzugt. Diese bevorzugten Formen zeigen kein wirkliches Muster, können also aus Geber- oder Nehmersprache stammen. In einigen Fällen gibt es nicht einmal eine bevorzugte Form. Es lässt sich allerdings verallgemeinert festhalten, dass es in diesen Fällen kein richtig oder falsch gibt, also das Sprachgefühl des jeweils Einzelnen entscheiden muss. Wie Klein (2018) es ausdrückt, manchmal ist es besser die unterschiedlichen Varianten zu akzeptieren, anstatt nach der einzig richtigen zu suchen (vgl. 223). Denn zumindest ein Großteil der Zweifelsfälle der Verben und Adjektive wird sich mit der Zeit selbst lösen. Viele der Fälle werden sich in die deutschen Strukturen integrieren und die Fremdwörter werden sich zu Lehnwörtern entwickeln. Deshalb ist auch noch einmal wichtig zu betonen, dass Fremdwörter somit nicht als Gefahr betrachtet werden sollten, sondern als Chance auf neue Ausdrucksmöglichkeiten. Schließlich hat die deutsche Sprache in ihrer Sprachgeschichte bereits die Aufnahme vieler Fremdwörter „überlebt“, wie die Übung zu Beginn gezeigt hat. Sodass wir diese Lehnwörter bereits gar nicht mehr als ehemalige Fremdwörter wahrnehmen. Eventuell hat unser Beitrag Ihnen persönlich ja ein wenig mehr Sicherheit beziehungsweise im Umgang mit Fremdwörtern gegeben. Denn: Zweifel sind definitiv nichts Schlimmes!