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Wissenschaftliche Analyse zur Komparation und Verwendung von Vergleichsjunktoren

Zweifelsfälle bei Adjektiven treten sehr häufig auf. Die Frage, ob manche Adjektive gesteigert werden können und ob die Komparation mit als oder wie gebildet wird, ist oft unklar und wirft große Unsicherheiten auf.

Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, wird folglich das Adjektiv näher beschrieben. Anknüpfend daran wird an unterschiedlichen Beispielen die Komparation untersucht und anschließend überprüft, wann eine Komparation mit als und wie gebildet wird. 

Der Duden beschreibt das Adjektiv als Eigenschaftswort, welches deklinierbar, sowie auch komparierbar ist. Sie seien typischer Weise prädikativ, attributiv und adverbial verwendbar. (vgl. Duden) Des Weiteren flektieren Adjektive im Normalfall nach Genus, Numerus und Kasus und lassen sich zusätzlich in die Kategorien starke und schwache Adjektive einordnen (vgl. Thieroff 2012, S. 52).

Die Wortart weist zwei sehr wesentliche Besonderheiten auf.

Zum einen gibt es eine Art der Flexion, die nur bei Adjektiven möglich ist. Hier ist die Rede von Komparation, also der Steigerung von Adjektiven, wie obenstehend bereits kurz angeführt. Die Komparation erfolgt über den Positiv, Komparativ und Superlativ, ist jedoch nicht bei allen Adjektiven anwendbar. (vgl. Eisenberg 2013, S. 171) Ein Beispiel für eine funktionierende Komparation lautet klein (Positiv), kleiner (Komparativ), kleinst (Superlativ). Im Gegensatz dazu ist tot (Positiv), toter (Komparativ), totest (Superlativ) ein Beispiel für eine umstrittene Komparation, die jedoch im Alltag manchmal fälschlicher Weise sehr überzeugend verwendet wird. (vgl. Eisenberg 2013, S. 175 f.) Dieses Beispiel ist ein typischer Zweifelsfall und sehr abhängig davon in welchem Zusammenhang das Adjektiv genutzt wird. Tot muss sich nicht unbedingt auf den Zustand eines Lebewesens beziehen. Thieroff und Vogel führen an, dass tot auch eine Empfindung sein kann, die auch auf andere Dinge anwendbar ist. Als Beispiel führen sie an „Es war noch, nun ja: toter als an anderen Sonntagen“. Damit wird deutlich, dass es umstrittene Beispiele gibt, die als Zweifelsfälle benannt werden. (Thieroff und Vogel 2012, S. 64). 

Eine weitere Individualität des Adjektivs sind die unterschiedlichen Felxionsmuster. Die syntaktische Umgebung spielt dabei eine große Rolle, denn nach dieser wird die Flexion gewählt. Unterschieden wird zwischen schwacher, starker und gemischter Deklination. Für die Komparativbildung wird an den Stamm ein er gehängt und für die Bildung des Superlativs gleicher Weise ein st oder est. Auch wenn die Komparationsformen große Regelmäßigkeiten aufweisen, ist die Bildung auf diese Art und Weise nicht immer möglich. Es gibt die sogenannte Umlautung, die beim Stammvokal vorkommen kann. Bei dieser erfolgt die Bildung von Komparativ und Superlativ übereinstimmend. Wenn ein Adjektiv jedoch eine stammbildende Schwasilbe oder ein Adjektivsuffix enthält findet keine Umlautung statt. Dies ist beispielsweise bei den Adjektiven lose oder dunkel der Fall. (vgl. Eisenberg 2013, S. 175 f.)

Laut Thieroff und Vogel gibt es nur ein mehrsilbiges Adjektiv, welches im Komparativ und Superlativ ein Umlaut bildet. Es ist von gesund, gesünder, gesündest die Rede. (vgl. Thieroff und Vogel 2012, S. 60 f.) Ein sehr seltener Fall bei der Komparation ist der sogenannte Suppletivismus. Bei dieser Form wird eine Flexionsart mit einem anderen Stamm gebildet. Die ist zum Beispiel bei dem Adjektiv gut der Fall. Die Komparativ lautet besser und der Superlativ best. (vgl. Thieroff 2012, S. 61)

Das Komparativmorphem er und das Superlativmorphem st bzw. est dienen als sprachliche Mittel durch die Vergleiche gezogen werden können. 

Diese Analyse fokussiert sich, wie in dem Beispiel „Äpfel sind leckerer als wie Birnen“ aufgegriffen, auf das Komparativmorphem er. Dieses beschreibt die Ausprägung der vom Adjektiv beschriebenen Eigenschaft. Der dadurch entstandene Vergleich findet zwischen dem sogenannten Komparandum und der Komparationsbasis statt, also den Vergleichsentitäten. Es wird vorausgesetzt, dass Sprecher und Hörer über die gleichen Kenntnisse des Gesprochenen verfügen, um den Vergleich nachvollziehen zu können. (vgl. Thurmair 2001, S. 9 f.)

Thieroff und Vogel machen in ihrer Untersuchung deutlich, dass nicht jedes Adjektiv komparierbar ist, denn nicht alle Adjektive entsprechen den drei Kriterien prädikativ, attributiv und adverbial. Beispielsweise sind Worte wie hintere, heutig oder ständig Adjektive, die nur attributiv verwendbar sind. Diese sind laut Thieroff und Vogel entweder von Adverbien oder von Nominalphrasen abgeleitet. Dieses lässt sich auch auf die anderen Kriterien übertragen. Adjektive sind nur flektierbar, wenn sie attributiv zu einem Substantiv stehen. Doch auch in diesem Fall gibt es Ausnahmen. Beispiele für diese Ausnahmen sind rosa, klasse oder super. Es ist zu beachten, dass alle diejenigen Adjektive, die sowohl nur attributiv oder nur attributiv und adverbial oder generell nicht flektierbar sind zusätzlich nicht komparierbar sind. (vgl. Thieroff und Vogel 2012, S. 52 ff.) Thieroff und Vogel stellen zudem dar, dass Partizipien in Funktion eines Adjektivs nicht komparierbar sind. Als Beispiel führen sie der schreibendere Kollege an. Darüber hinaus ist eine Komparation bei Zahlwörtern wie vierrädrig, als auch bei Ordinalzahlwörtern nicht möglich. Der viertere Platz oder das fünfeste Fahrrad sind daher Beispiele einer unmöglichen Steigerung. (vgl. Thieroff und Vogel 2012, S. 63)

Um Vergleiche mit dem Komparativmorphem er vollständig aufzustellen, benötigt man zusätzlich die sogenannten Vergleichsworte. Diese Analyse fokussiert sich dabei auf als und wie. Oft stellt sich die Frage wie die beiden Ausdrücke einzuordnen sind. Thurmair zeigt in ihrer Untersuchung unterschiedliche Auffassungen. Möglich wäre eine Einteilung in die Gruppe der Konjunktionen, Präpositionen oder in eine eigene Klasse wie zum Beispiel Vergleichspartikel. (vgl. Thumair 2001, S. 41 f.) Schlussendlich kann man die Ausdrücke, laut Thurmair, aber nicht primär kategorisieren, da sie Eigenschaften von unterschiedlichen Wortklassen aufweisen. In diesem Kontext wird häufig der Begriff Vergleichspartikel genutzt. Thurmair schlägt in ihrer Untersuchung aber den Begriff Vergleichsjunktoren vor, da dadurch die syntaktisch-funktionale Eigenschaft einbezogen wird. (vgl. Thurmair 2001, S. 44). 

Wie bereits erläutert, wird bei einem Vergleich auf zwei Ausprägungsgrade verwiesen – Komparandum und Komparationsbasis. Das Komparandum ist dabei der Punkt, der dem Adjektiv näherliegt. Die Komparationsbasis legt den Fixpunkt fest und der Vergleichsjunktor als hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe der Identifizierung. Durch die Identifizierung ist die Stellung der Worte – siehe die untenstehende Abbildung – zwingend vorgegeben. Das Adjektiv, welches die Eigenschaft von Komparandum und Komparationsbasis beschreibt, ist dabei der sogenannte Vergleichsaspekt. Das Komparativmorphem er löst durch die Suffigierung einen Vergleich aus.

In der folgenden Abbildung ist dieser Vorgang verdeutlicht. 

Abb. 1: Die Struktur einer Komparativkonstruktion (Thurmair 2001, S. 47)

Ähnlich verhält es sich mit dem Vergleichsjunktor wie. Durch das Äquivalentsetzen von Komparandum und Komparationsbasis wird dieser Vergleich ausgelöst. Es gibt vier unterschiedliche Arten von Vergleichen, die durch wie entstehen können. Zum einen gibt es den Gradvergleich, welcher die Stärke der Ausprägung, von der durch das Adjektiv beschriebenen Eigenschaft, beschreibt. Ein Beispiel, welches Thurmair in der Untersuchung angibt lautet „Sie arbeitet so gut, wie alle Neulinge das machen.“ (Thurmair 2001, S. 74) Des Weiteren kann ein Artvergleich entstehen, bei dem Entitäten miteinander verglichen werden. „Das ist (so) ein Computer, wie ich ihn gerne hätte.“ (Thurmair 2001, S. 74) ist dabei das Beispiel welches Thurmair anführt. Bei dem sogenannten Modalitätsvergleich, werden, wie der Begriff bereits vorgibt, Modalitäten miteinander verglichen, wie im folgenden Beispiel angeführt: „Sie hat mich (so) behandelt, wie sie die anderen behandelt hat“ (Thurmair 2001, S. 75). Der Faktizitätsvergleich zeichnet sich durch den Vergleich zweier Sachverhalte aus, die „gleichermaßen zutreffen“ (Thurmair 2001, S. 75). Das Beispiel „Er arbeitet wie alle anderen an der Universität“ (Thumair 2001, S. 75) macht deutlich, dass beide Sachverhalte übereinstimmend sind und keines über einen höheren Ausprägungsgrad verfügt. 

Untenstehend ist die Struktur des Äquativvergleichs verdeutlicht.

Abb. 2: Die Struktur eines Äquativvergleichs (Thurmair 2001, S. 74)

Festzustellen ist, dass Adjektive sehr umfangreich sind. Einfache Regeln gibt es nicht, da für fast jedes angeführte Kriterium Ausnahmen vorhanden sind. Festzuhalten ist aber, dass diese Analyse ergeben hat, dass nicht alle Adjektive kompariert werden können. Ebenso verhält es sich mit den Vergleichsjunktoren als und wie. Feste Regeln, wann welcher Junktor zu verwenden ist, liegen vor.

Literaturverzeichnis

Duden https://www.duden.de/hilfe/wortart (letzter Zugriff: 14.07.2020)

Eisenberg, Peter (2013): Das Wort. Grundriss der deutschen Grammatik. 4. Aufl. Stuttgart: Metzler.

Thieroff, Rolf/Vogel, Petra M. (2012): Flexion. 2. Aufl. Heidelberg: Winter.

Thurmair, Maria (2001): Vergleiche und Vergleichen. Eine Studie zu Form und Funktion der Vergleichsstrukturen im Deutschen. Tübingen: Niemeyer.

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