Gestaltung eines Gedenkortes

Ist es wichtig oder überhaupt möglich Leid nachzuempfinden?
Wie werde ich durch die Gestaltung eines Gedenkortes angesprochen? Sind Namen wichtig, Bilder, Informationen? Überlagert das “Mitleid” die Reflexionfähigkeit?

Gedenkstein zur Erinnerung an die Synagoge in Wilhelmshaven, Foto Tim Körner, 2020
Gedenkort in Jever
Foto Tim Körner, 2020

Mahnmal am Bunker Valentin, Foto J.Heise 2012

Das Mahnmal Vernichtung durch Arbeit vor dem Bunker Valentin erinnert an das Leiden und Sterben der Häftlinge, die schwere Zwangsarbeit auf der Bunkerbaustelle verrichten mussten.

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5 Responses to Gestaltung eines Gedenkortes

  1. Alysha Burrichter says:

    Von Dorothea, Lavinia und Alysha

    Ist es wichtig oder überhaupt möglich Leid nachzuempfinden?

    – Generell ja, im Sinne einer Annährung auf jeden Fall möglich
    – Es gibt Dinge, die man eher nachempfinden kann als andere (Krieg ist für uns kaum nachzuempfinden, aber die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen schon)
    – Persönlicher Kontakt (Zeitzeugen in der Familie) mit der Geschichte ermöglicht Sensibilität
    – Aufgrund der zeitlichen Distanz nicht komplett nachempfindbar, aktueller sowie eigener Kontext macht etwas mit den Rezeptionsbedingungen heute (kenne ich so etwas, gab es so etwas schon mal)

    Wie werde ich durch die Gestaltung eines Gedenkortes angesprochen? Sind Namen wichtig, Bilder, Informationen?

    – Subjektiv, da persönliche Zugänge unterschiedlich sind
    – Grundlegende Informationen zum Gedenkort und zur Geschichte sind wichtig
    – Namen sind nicht zwangsläufig wichtig, je nach künstlerischem Zugang (Gedenkort in Jever ist fast nur durch die Namen als solche zu erkennen)
    – Erwartungshaltung sehr wichtig, ob ich von dem Gedenkort angesprochen werde oder nicht (aktiver Zugang oder zufälliger Besuch im öffentlichen Raum)
    – Verschiedene Möglichkeiten der Präsentation (Informationen zum Ort, Biografien, Tonaufnahmen = Vielfalt, Variation der Vermittlungsmöglichkeiten)

  2. Wiebke Cassens says:

    Gemeinsame Diskussion mit Judith Luisa Polley und Alicia Alexy

    Ist es überhaupt möglich Leid nachzuempfinden?
    –> Nicht möglich, weil man das Leid der Menschen nicht selbst erlebt hat
    –> das Leid wird verbildlicht; man selbst reflektiert sich

    Jever: Es findet ein Bruch statt; es passiert etwas und es wird eine Nähe erzeugt. Man kann die dargestellte Situation selbst nachempfinden.
    Handlung: Ich muss reagieren/etwas tun um das Fallen der Ordner zu verhindern. Es wird eine Instabilität erzeugt, das auf die Leben der Personen bezogen werden kann.

    Namen/Orte stellen Bezug zu persönlichem Leben her (zB Tafel vor PFL OL: Markierte Punkte mit Wohnungen, wo Menschen zusammengepfercht wurden –>persönlicher Bezug, wenn man selbst in der Stadt lebt und die Orte kennt oder aufsuchen kann und sich so ein Bild von dem Ort machen)

    Nicht Masse macht es, sondern das Detail!

    Einzelschicksale sind präsenter, man selbst kann sich mit den Personen und Schicksalen auseinandersetzten. Bei einem Mahnmal erzeugt dadurch Empathie.

    Nur ein Gedenkstein selbst hat keine große Aussage, und ist fernab von der Realität der Geschehnisse. Es können nur schwer Gefühle/Gedanken/Assoziationen hervorgerufen werden

    Was soll bei Menschen ankommen?
    Die Verbindung zwischen sich selbst (eigenen Assoziationen) und Leid und der Geschichte sollte geschaffen werden.

    etwas figuratives ist ansprechender –>man wird mit einer Aussage konfrontiert. Das Mahnmal hat etwas zielgerichtetes, möchte etwas mit einer Person machen.

    Frage: Kann abstrakte/Moderne Kunst überhaupt das “Gedenken” ermöglichen. Kann Nähe hergestellt werden?

    Es braucht immer eine Art von Erklärung, um das Mahnmal verstehen zu können.

  3. Anja Lambers says:

    Diskussion mit Franciska Henning

    Ist es möglich Leid nachzuempfinden?

    – Das Leid kann niemals gänzlich nachempfunden werden, dennoch gehört das Leid der Menschen dazu und sollte nicht verharmlost werden
    – Das Leid stand damals nun mal im Fokus und war allgegenwärtig
    – z.B. in der Innenstadt könnte ein Mahnmal, welches leidende Menschen darstellt, unpassend wirken; Andererseits ist es ja wieder ein Augen verschließen vor der Situation, die ja so geschehen ist und dem Leid, welches allgegenwärtig war

    Wie werde ich durch die Gestaltung eines Gedenkortes angesprochen? Sind Namen wichtig, Bilder, Informationen?

    – Je nach Gestaltungsart wird die Motivation, sich mit dem Ort intensiver auseinanderzusetzen, gesteigert
    – Das Mahnmal von Jever halten wir z.B. für sehr gelungen, da es mal “etwas anderes” ist als ein Gedenkstein oder eine Gedenktafel; es ist abstrakter, aber dennoch persönlich durch die Namen und die Orte, wohin die Opfer deportiert wurden (man bekommt eine Idee davon, welches Schicksal die Personen erleiden mussten); Es ruft zur Aktion auf durch die schrägen Aktenstapel
    – im Kontrast der Stein auf dem Synagogenplatz: etwas nichtssagend, man erkennt nicht, dass an dem Ort etwas schlimmes passiert ist
    – Fotos aus den Lagern etc. halten wir für ansprechend, sodass die Namen ein Gesicht bekommen

  4. Johanna Schroeder says:

    Ist es wichtig oder überhaupt möglich Leid nachzuempfinden?
    – kein Leid nachempfinden
    – unrealistisch sich in das Leid hinein zu versetzen
    – keine Vorstellungen über das Ausmaß
    – emotionales Erleben ist aber wichtig
    – will die Gedenkstätte ein bestimmtes Gefühl hervorrufen oder ist der Gedanke ‘nur’zu mahnen?

    Wie werde ich durch die Gestaltung eines Gedenkortes angesprochen? Sind Namen wichtig, Bilder, Informationen?
    – Informationen der Geschehenisse sind grundlegend
    – schwierig zu pauschalisieren
    – Informationen zu den Toten können wichtig sein
    – Bilder können, müssen aber nicht
    – Namen geben einen persönlichen Charakter

  5. Valerie Elisabeth Schwenke says:

    Ich glaube, dass ich es unmöglich ist das vollständige Leid nachempfinden zu können, das an sich an diesen Orten zugetragen hat. Dafür ist wohl meistens schon zu viel Zeit verstrichen und mir fehlen z.T. die Hintergrundinformationen, die es bräuchte, um das ganze Ausmaß des Verbrechens zu sehen und sich in die Schicksale der Opfer hineinzufinden.
    Daher finde ich es gut, wenn z.B. wie an dem Denkort Bunker Valentin einzelne Schicksale von Zwangsarbeiten porträtiert werden, dass so die Gedenkorte “Gesichter” bekommen und das damalige Leiden so etwas aufgezeigt wird.
    Daher finde ich es persönlich schon wichtig Namen und Informationen zu erwähnen, jedoch mit einem gewissen Maß. Zu viel würde das Reflektieren wohl schwierig machen. Mir persönlich gelang es an den Orten zu reflektieren, da ich mir Zeit nahm diese zu besichtigen und einige Momente inne zu halten, kleine Skizzen anzufertigen oder erste Gedanken zu notieren.

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