Das Alter und ein Gedenkstättenbesuch

Ab welchem Alter ist es sinnvoll eine Gedenkstätte zu besuchen?

Daran knüpft auch die Frage an, ob auch schon Grundschulkinder diese Orte besuchen können?

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16 Responses to Das Alter und ein Gedenkstättenbesuch

  1. Sandra-Sabrina Schwerz says:

    Ich bin mir nicht sicher, ab welchem Alter ein Gedenkstättenbesuch sinnvoll erscheint. Daher kann ich nur aus eigener Erfahrung berichten, dass ein Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen in der 9. Klasse ein guter Zeitpunkt war, um sich mit den Inhalten der NS-Zeit auseinanderzusetzen.
    Grundschulkinder sollten Gedenkstätten nicht besuchen, da sie meiner Meinung nach zu jung sind, um die Hintergründe und Inhalte des Themas zu verstehen. Außerdem könnten sie im schlimmsten Falle ein traumatisches Erlebnis erleiden.

  2. Anja Lambers says:

    Ich denke, dass man nicht mit zu jungen Schüler*innen einen Gedenkstättenbesuch absolvieren sollte. Besonders im Grundschulalter bin ich der Meinung, dass die Kinder noch nicht begreifen können, um was für Orte es sich handelt, welch Gräueltaten dort geschehen sind bzw. sie in Erinnerung halten sollen, was der Holocaust für die deutsche Geschichte allgemein und die der ganzen Welt bedeutet. Meines Erachtens müsste als Grundlage eines solchen Besuchs eine gewisse Vorarbeit in der Schule oder anderswo geschehen, um sich der Bedeutung eines Gedenkortes im Klaren zu werden und den nötigen Respekt aufzubauen, den man an einem solchen Ort entgegenbringen muss. Zu junge bzw. zu wenig sensibilisierte Schüler*innen könnten die Situation auf der einen Seite möglicherweise nicht ernst genug nehmen oder auf der anderen Seite zu verängstigt von dort gezeigten Dokumenten, Fotografien etc. sein. Als eine Art “Empfehlung” für ein Alter würde ich vielleicht ab 14 oder 15 Jahren anberaumen, wobei es denke ich immer auf die Gruppe ankommt, auf den einzelnen Charakter und das Vorwissen.

  3. Johanna Schroeder says:

    Da ein solcher Gedenkstättenbesuch immer auch potenziell mit Emotionen, wie Angst, Trauer, Scham, Wut, etc., einher geht, finde ich es gut und richtig, dass man ein Mindestalter für Gedenkstättenbesuche festgelegt hat. Besonders mit Grundschulkindern, aber auch noch mit Kindern der fünften bis siebten Klasse, sollte man meiner Meinung nach noch keinen Besuch solcher Art in Betracht ziehen. Nicht nur, dass es sehr schwierig sein wird jungen Kindern ein solches Geschichtswissen zu Vermitteln, es ist auch einfach noch nicht altersgerecht und mit Sicherheit nicht im pädagogischen Interesse Kinder so frühzeitig mit solch potentiell verstörenden Bildern zu konfrontieren. Auch wenn Kinder sich unterschiedlich entwickeln und im Alter von 14 und 15 unterschiedlich weit sein können, würde ich es als angemessen empfinden, einen Gedenkstättenbesuch mit Kindern diesen Alters zu unternehmen. In diesem Alter haben die Kinder bereits gewissen Vorkenntnisse erlangt und können eher überblicken, was der Nationalsozialismus für Deutschland aber auch für die ganze Welt bedeutet. Mit diesem Hintergrund würde eine angestrebte Entwicklung politisch-moralischer Handlungsorientierung bei älteren Kinder eher Erfolg zeigen als bei sehr jungen.

  4. Franciska Henning says:

    Ich halt das ideale Alter für einen Gedenkstättenbesuch für eine sehr individuelle Sache. Da dies aber in der Schule schwer umzusetzen ist würde ich als groben Richtwert das 16. Lebensjahr vorschlagen. Ich denke vorher ist das Ausmaß des dort Gezeigten nur schwer zu greifen und die Eindrücke nur schwer zu verarbeiten oder im schlimmsten Fall traumatisierend, was wiederum eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema verhindern würde.
    Ich denke das Thema des NS Zeit kann durchaus schon in geringem und stark vereinfachten Maße an Grundschulkinder herangetragen werden. Jedoch bezweifle ich, dass ihnen für den Besuch einer Gedenkstätte bereits das nötige Verständnis und Feingefühl innewohnt. Es bestünde die Gefahr, dass der Ort und damit das Thema wie ein Spiel oder Abenteuerspielplatz wahrgenommen wird, was auch die spätere Wiederaufnahme des Themas negativ beeinflussen könnte.

  5. Fenja Marie Knop says:

    Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich finde ebenfalls, dass eine frühe Vermittlung verstörend sein oder die Kinder negativ beeinflussen kann. In meiner Schulzeit habe ich in der 9. Klasse eine Gedenkstätte besucht und ich halte eine Sensibilisierung oder Annäherung in diesem Alter für angemessen. Zu spät sollte das ganze nämlich auch nicht geschehen.

  6. Judith Luisa Polley says:

    Auch ich sehe es als nicht sinnvoll an, mit Kindern jungen Alters eine Gedenkstätte zu besuchen, da die dort stattgefundenen Geschehnisse noch in keinen Kontext gesetzt werden können und die Kinder eher eine Überforderung/Traumatisierung/einen Schock/Unsicherheit erfahren würden, wenn sie mit dem Ort konfrontiert werden würden. Die Erlebnisse sind für sie noch in keiner Weise greifbar (wobei dies vermutlich für uns nachkommende Generationen nie wirklich der Fall sein wird?!).
    Daher denke ich wie die anderen Meinungen, dass ein Besuch einer Gedenkstätte frühstens ab der 8./9.Klasse umsetzbar ist. Als Voraussetzung sehe ich, dass vorher im Unterricht eine geschichtliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit stattgefunden haben muss, um darin eingebettet eine Exkursion vorzunehmen. Die SchülerInnen müssen im Vorfeld ein gewisses Bewusstsein für die NS-Zeit entwickelt haben, um den Ort einer Gedenkstätte richtig einordnen und erfassen zu können (auch für sich persönlich, emotional erfassen zu können).

  7. Dorothea Cramer says:

    Hier ist schon reichlich diskutiert worden und auch ich würde mich so positionieren, dass ich einen Besuch in der Grundschule ausschließen würde.
    Generell finde ich es wichtig, dass der Besuch keinen Zwang innerhalb einer Unterrichtseinheit darstellt, sondern als Ergänzung auf freiwilliger Basis ermöglicht wird. Ganz allgemein finde ich es wichtig, dass jeder Schüler und jede Schülerin in Deutschland einmal in seiner/ihrer Schullaufbahn die Möglichkeit einer Teilnahme eines Gedenkstättenbesuches bekommt. Dieser Teil unserer Geschichte sollte nie vergessen werden und auch wenn die Verantwortung einer Vermittlung nicht alleine bei der Schule liegen sollte, so finde ich die Möglichkeit politischer Sozialisation von Schülern/innen innerhalb der Institution Schule durch einen Gedenkstättenbesuch sinnvoll. Möglicherweise kann auf Grund sozialer Ungerechtigkeit auch die Finanzierung eines solchen Besuches für ein NICHT-teilnehmen von einzelnen Schülern/innen sorgen. Hier sollten Bedingungen geschaffen werden, die eine freiwillige Teilnahme auch finanziell ermöglichen.

  8. Wiebke Cassens says:

    Ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an. Ich finde es nicht ratsam mit Kindern im Grundschulalter in eine KZ Gedenkstätte zu gehen. Zum einen, weil die meisten Kinder den Zusammenhang noch nicht begreifen können und zum anderen können die Geschehnisse zu verstörend und traumatisierend wirken. Ein “optimales” alter für einen solchen Besuch würde ich allerdings nicht festlegen. Jugendliche sollten allerdings die nötige “Reife” für einen solchen Besuch haben, um sich auch emotional und konstruktiv auf den Ort einzulassen.

  9. Lavinia von Hören says:

    Ich kann mich auch allem anschließen, was bereits geschrieben wurde. Mit Grundschulkindern eine Gedenkstätte zu besuchen ist aus mehreren Gründen nicht ratsam: Für die “Kleinen” sind die historischen Zusammenhänge auf der einen Seite und die grausamen Taten auf der anderen Seite noch nicht zugänglich. Es wäre sehr schwer (wenn nicht sogar unmöglich) die Inhalte so aufzubereiten, dass mit Kindern diesen Alters ein Besuch möglich wäre.
    Ich denke, dass jede/r Lehrer/in die Lerngruppe einschätzen und somit entscheiden kann, wann ein Besuch angemessen wäre. Es müsste kein Mindestalter festgelegt werden, da die subjektive Entscheidung eines Pädagogen meiner Meinung nach ausreicht. Generell sollte aber JEDE/R Schüler/in die Chance bekommen während der Schulzeit eine Gedenkstätte besuchen zu können. Gerade weil der Besuch durch die Lehrkräfte vorbereitet, begleitet und nachbereitet werden kann.
    Ich habe meine erste Gedenkstätte in der 10. Klasse besucht und hatte die NS-Zeit schon in den zwei Jahren davor sehr ausführlich behandelt, sodass ich mich gut vorbereitet gefühlt habe.

  10. Valerie Elisabeth Schwenke says:

    Ich kann mich den vorherigen Kommentaren nur anschließen. Meines Erachtens sollten Grundschulklassen keine Gedenkstätten besuchen, da sie noch kein Wissen über den Nationalsozialismus haben und ein solcher Besuch sie möglicherweise traumatiseren könnte.
    Einen Gedenkstättenbesuch würde ich mit SchülerInnen ab der 9. Klasse als sinnvoll erachten. Im Niedersächsischen Kerncurriculm für das Fach Geschichte ist diese Thematik für die 9.-10. Klasse angesetzt und könnte daher fächerübergreifend erarbeitet werden. Die SchülerInnen würden sich damit thematisch auseinandersetzen und sich zentrale Informationen und Fakten erarbeiten. Dabei könnten sie auch Fragen haben, bzw. Interesse entwickeln einen solchen Ort zu besuchen. Dieses könnte genutzt werden und die Fragen könnten für den Besuch berücksichtigt werden.
    Natürlich sollte dabei jede Lehrkraft abwägen, ob die jeweilige Lerngruppe für einen solchen Besuch bereit und vorbereitet ist und ggf. diesen erst in der 10. Klasse durchführen. Jedoch finde ich, dass es vor der Obersufe sinnvoll ist eine Gedenkstätte zu besuchen und die SchülerInnen im Alter von 16 Jahren dafür befähigt sein sollten einen solche Exkursion absolvieren zu können.

  11. Tim Körner says:

    Über das Alter bin ich mir nicht so recht im Klaren. Je nach Lerngruppe würde ich Richtung 9. Klasse tendieren, wobei die Gruppe auch bereit sein muss. Für jüngere Gruppen, die weniger bereit sind, könnten aber auch Vermittlungskonzepte existieren, die einen Zugang zu diesem Thema erlauben – ohne jenes zu verharmlosen.
    Der Besuch ist in jedem Fall vor- und nachzubereiten und bedarf eines Kontextes. Man kann aber davon ausgehen, dass die Schüler*innen bereits in der 7. oder 8. Klasse offen und “bereit” für möglicherweise schwierigere Themen sind. Im Grundschulalter würde ich jedoch einen Besuch für verfrüht halten…

    Ebenso denke ich, dass ein Besuch nicht aussreichend wäre. Beispielsweise fände ich den Erstkontakt in der Mittelstufe angemessen und einen zweiten in Oberstufe für notwendig.

  12. Finja Ortmann says:

    Auch ich kann mich den vorherigen Kommentaren nur anschließen. Wie auch schon im Seminar thematisiert, sollte jeder Besuch einer Gedenkstätte für Opfer der NS-Verbrechen in besonderem Maße mit einer historisch-politischen Auseinandersetzung verbundenen sein. Den Lernenden sollte die besondere Würde des Ortes bewusst gemacht werden können. Dies ist meiner Meinung nach erst ab Klasse 9, frühestens aber ab Klasse 8 möglich, da erst dann bei den meisten SchülerInnen eine gewisse psychologische Reife und Empfänglichkeit für das Thema Holocaust gegeben ist. Und selbst dann kommt es noch auf die Charaktere und das individuelle Vorwissen der Kinder an. Einige Websites der Gedenkstätten empfehlen sogar, dass ein Besuch nicht mit Kindern unter 12 Jahren erfolgen sollte. Das Mindestalter für die Teilnahme an angemeldeten Gruppenführungen beträgt 15 Jahre (ab Klasse 9). Auch wenn SchülerInnen im Grundschulalter wohl noch über den unmittelbarsten und unverstelltesten Zugang zu Orten der Vergangenheit verfügen, so gilt für NS – Gedenkstätten eine besondere Ausnahme. Verbrechen dieser Art zu verkraften und zu verstehen ist zu viel für die noch kindlichen Gemüter.

  13. Shila Haji Mirza Aghassi says:

    Ich verstehe die Bedenken meiner VorrednerInnen sehr gut. Ein Besuch mit SchülerInnen der Grundschule birgt sicherlich ein gewisses “Risiko” einerseits dem kindlichen Empfinden und/oder der Gedenkstätte nicht gerecht werden zu können. Allerdings weiß ich leider aus eigener Erfahrung aus dem GHR300 Praktikum, dass die Geschehnisse der NS-Zeit den SchülerInnen keineswegs unbekannt sind. Im Gegenteil – es herrscht eine Art Halbwissen, welches teilweise als “da ist was schlimmes passiert” eingeordnet wird. Aber so musste ich auch erleben, wie Kinder der 2. Klasse das Spiel “Ich bin Hitler und knall’ alle Juden ab” in der Pause spielten. Sicherlich ist dieses Verhalten als Ausnahme zu bewerten, allerdings weckt dies in mir einen starken Drang zu Handeln – eben so früh wie nur möglich. Es muss irgendwie möglich sein, ein kindgerechtes Konzept zu entwickeln, um frühzeitig aufzuklären und dem Satz “aber es sind doch nur Kinder, die spielen nur” entgegenzuwirken.
    Oder?

  14. Alysha Burrichter says:

    Ich bin der Meinung, dass ich ebenfalls einen Besuch im Grundschulalter ausschließen würde. Die Kinder in diesem Alter sind, nach meinem Ermessen, nicht in der Lage das Gesehene aber auch das Geschehene zu verarbeiten oder zu bearbeiten. Aus den anderen Kommentaren hat sich ebenfalls ein Konsens bezüglich des empfohlenen Alters ergeben. Die meisten sind der Auffassung, dass 14-15 das beste Alter sei eine Gedenkstätte zu besuchen. Ich denke, dass diese Alter auf jeden Fall gut wäre, aber ich bin auch der Meinung, dass Kinder bereits vorher einen Gedenkort besuchen könnten. Vor allem, wenn bedacht wird, dass einige Gedenkstätten ein Mindestalter von 12 Jahren haben. 12-13 Jahre ist für mich auch ein gutes Alter, man ist zwar noch sehr jung, aber in den meisten Fällen schon reif genung mit einer solchen Situation umzugehen. Dennoch muss bei einem Besuch mit einer Schulklasse die einzelnen Gruppen bewertet werden. Manche 12-13-Jährige scheinen noch nicht bereit dafür zu sein, andere jedoch schon. Deshalb gehe ich von einer Gruppenorientierten Entscheidung für eine Gedenkstätte aus, jedoch sollten Kinder nicht jünger als 12 Jahre alt sein.

  15. Alicia Alexy says:

    Ähnlich wie Sandra- Sabrina bin auch ich mir nicht sicher, aber welchem Alter ein Gedenkstättenbesuch angebracht wäre. Natürlich sollten Kinder eine gewissen Reife und psychologische Entwicklung durchlaufen haben. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass mit Beginn der Pubertät eine gewisse Ignoranz gegenüber sensiblen Themen stattfindet, da Jugendliche in diesem Alter oft Phasen der Gleichgültigkeit, Zurückgezogenheit o.Ä. durchleben. Ebenfalls könnte vielleicht eiche vermehrte Desensibilisierung für Leid und Tod durch den stetig anwachsenden Konsum von Massenmedien stattfinden ? Es zeigt sich, dass auch ich mit der Frage des Alters keine pauschale Aussage treffen kann/ möchte. Trotzdem möchte ich mich dem Gefühl von Shila anschließen, und zwar früher als in der Oberstufe zu handeln und auch jüngere Kinder mit kinngerechten Konzepten für die NS-Zeit, Antisemitismus und Rassismus zu sensibilisieren.

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