Valerie Schwenke Fundstück

Meine Fundstücke

Im Zuge unserer Besuche an verschiedenen Gedenkstätten, waren wir dazu angehalten ein Fundstück mitzunehmen, welches wir an dem Ort finden würden. Als ich die Gedenktafel zur Erinnerung an den Völkermord an Sinti und Roma besuchte, waren Blätter die einzigen Stücke, die dort waren und meines Erachtens „bedenkenlos“ mitgenommen werden konnten. Daher brach ich einen kleinen Zweig ab, der über die Gedenktafel ragte und legte ihn zum Trocknen in das Regal neben meinem Schreibtisch. Dort begann er sehr schnell zu trocknen und leicht zu welken.

Ab und zu, wenn ich am Schreibtisch arbeite, wandert mein Blick zu diesem Zweig. Dabei erinnert er mich, und nur mich, an den Besuch und die Gedanken, die ich währenddessen hatte.

Das Betrachten stimmt mich dann wieder einen Moment nachdenklich und ich frage mich, ob diese eigene Erinnerung an den Ort und an das Verbrechen, welches dahinter steht irgendwann ähnlich verblassen wird, wie der kleine Zweig.

Bei der Mitnahme hatte ich kein schlechtes Gewissen oder Bedenken. Schließlich hatte ich in keinen Gegenstand entwendet, den eine andere Person zum persönlichen Gedenken dort niedergelegt hatte. Ich schaute mich jedoch kurz um, ob mich in diesem Augenblick Leute beobachten würden. Der Zweig transportiert mein Gedenken und trägt dahingehend eine Bedeutung für mich.

Während meiner Spaziergänge zu den  Stolpersteinen in der Bremer Neustadt oder dem Mahnmal für die Opfer der „Reichskristallnacht“ nahe der Bremer Innenstadt, konnte ich keine Fundstücke finden. Bei meiner letzten Exkursion zum Denkort Bunker Valentin, nahm ich jedoch während des Rundgangs um das Bauwerk einige Blätter zum persönlichen Gedenken mit. Alle Blätter liegen nun gemeinsam in dem Regal und haben meine persönlichen Erinnerungen gespeichert.