Das Mahnmal am Panzergraben in Aurich

Wiebke Cassens, Aurich

Im Winter, wenn die Bäume keine Blätter mehr tragen und man weit in den Wald hinein blicken kann, fällt dem vorbeifahrenden Auto vielleicht ab und an etwas seltsam gelbes im Dickicht auf. Was genau sich dort befindet, wissen wohl die wenigsten schon gar nicht, wenn man nicht aus der Kleinstadt Aurich stammt.

Auch ich wusste lange Zeit nicht was sich hier befindet. Erstmals habe ich von dem Mahnmal erfahren, als ich im Rahmen meines Freiwiligendienstes vor knapp vier Jahren, ein Seminar rund um das Thema Nationalsozialismus besucht habe. Doch nie habe ich den Weg in den nahe gelegenen Wald angetreten, um mir selbst ein Bild von dem Mahnmal am Panzergraben zu machen. Warum weiß ich selbst nicht genau. Wahrscheinlich weil ich genau das Unwohlsein vermeiden wollte, was ich empfunden habe als ich nun auf dem Weg zu der Gedenkstätte war.

Mein erster Einruck, als ich dabei war die Straße zum Parkplatz vor der Gedenkstätte zu überqueren, war direkt unangenehm. Ein riesiger Laster stand dort und machte vermutlich gerade Pause. Ich hatte das Gefühl ich würde zu lang auf die Informationstafel des Mahnmals blicken, die sich auf dem Parkplatz befindet. Also habe ich mich dazu entschlossen unvoreingenommen und mit nur wenig Information die 200 Meter weiter zum Mahnmal zu laufen. Im Nachhinein denke ich, dass ich der unangenehmen Situation auf dem Parkplatz entfliehen wollte, einer möglichen Konfrontation mit dem LKW-Fahrer, der vielleicht noch Fragen gestellt hätte.

Auf dem Parkplatz vor dem Mahnmal

Der Weg zum Mahnmal gestaltete sich etwas verwirrender als erwartet. Auf der Tafel befindet sich zwar ein Hinweis, dass sich das Mahnmal 200 Meter weiter befindet, aber nicht welcher Weg genau der richtige ist. Viele Abzweigungen führen in andere Richtungen. Im Grün der Bäume ist der riesige gelbe Stahlträger schwer zu erkennen und geht beinahe in den leuchtenden Farben unter.

Vor mir ragt ein 3×4,5 Meter hoher V-förmiger Stahlträger in leuchtendem Gelb auf. In seiner Größe und seinem Ausmaß erschlägt er mich erstmal.

Vor dem Denkmal liegen vertrocknete Rosen, vermutlich hat man sie hier an einem Gedenktag niedergelegt. Rechts neben dem Denkmal befindet sich eine Gedenktafel mit der Aufschrift:


„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“ (Primo Levi)

Zudem sind hier der Künstler Herbert Müller und der Spender den Denkmals Stahlbau Ihnen vermerkt.

Die Überreste des Grabens

Links neben dem Denkmal befindet sich ein tiefer Graben, der in den Abmessungen in etwa denen des ehemaligen Panzergrabens entsprechen. Allerdings ist am Mahnmal selbst kein Hinweis welcher der unzähligen Gräben der eigentliche Panzergraben ist. Dies ist nur durch die verschiedenen Dimensionen der Gräben erkennbar. Durch die jahrzehntelange Erosion ist hier aber mehr ein Raten notwendig. Dadurch hatte ich Schwierigkeiten überhaupt das ganze Gelände zu überblicken und einzuordnen, was genau nun zum Denkmal gehört und was nicht.

Gegenüber des Mahnmals befindet sich eine Bank, die von der Stadt Aurich aufgestellt wurde, allerdings mit Graffiti beschmiert wurde. Allgemein ist der Ort des Gedenkens eher ungepflegt. Überall liegt Müll verstreut, das gelbe Mahnmal ist grün von Algen und die Rosen davor sind ebenfalls vertrocknet.

Ich habe mich während meines Aufenthaltes eher unwohl gefühlt. Der Ort der Aufstellung erscheint fast unpassend, da 10 Meter weiter der Lärm der Hauptstraße zu hören ist und ich nicht das Gefühl hatte, dass man den nötigen Respekt spüren kann. Was zudem durch den ungepflegten Eindruck verstärkt wurde. Trotzdem war das Mahnmal in seiner Größe und Farbe sehr eindrucksvoll und erdrückend. Da kaum noch Überreste sichtbar sind, ist es schwer vorstellbar, wie die Ausmaße des Grabens waren. Umso erschreckender dieses riesige „V“, welches über den Betrachtenden hinausragt und die Dimension verdeutlicht.

Im nachhinein hätte ich zu Beginn des Betretens der Gedenkstätte die Informationstafel lesen sollen. Viele Fakten sind erst nach meinem Besuch deutlich geworden. Wie beispielsweise die Frage nach der gelben Farbe des Stahlträgers. Diese leitet sich davon ab, dass alle Häftlinge mit einem gelben Kreuz auf ihrer Kleidung „markiert“ und stigmatisiert wurden. Das verändert die Bedeutung der Farbe auf Anhieb und sie bekommt eine andere Symbolik. So repräsentiert die Farbe nun die Opfer und das was sie an diesem Ort erleiden mussten.

Mehr Informationen findet Ihr unter:

http://www.gedenkstaette-kz-engerhafe.de/int_mahn_panzergraben.html