Über Steine gestolpert und an der Gedenkstätte KZ-Engerhafe gelandet

Vom Suchen – Finden – Erleben – Dokumentieren!

von Dorothea Cramer

SUCHEN

Zu Beginn meiner Recherche habe ich mich auf den Weg in die Stadt Aurich gemacht. In Aurich habe ich gesucht. Gesucht nach den Stolpersteinen des Künstlers Gunter Deming. Aurich sollte viele haben – hieß es auf der Homepage – da sollten sich doch einige finden lassen?

Vom Suchen – und Finden!

Der Künstler Gunter Demnig verlegte Stolpersteine auch in zahlreichen anderen Orten deutschlandweit und in 25 europäischen Ländern verlegt. Gunter Deming hat seit Beginn des Projektes in Aurich 2011 bisher insgesamt 358 Stolpersteine in der ostfriesischen Kleinstadt verlegt. https://stolpersteineaurich.wordpress.com

Zwei Standorte sind in Aurich von mir besucht worden. Der erste Stolperstein überhaupt ist in Aurich am 8. November 2011 gelegt worden. In der Osterstraße 30.

Ein Stolperstein hat die Maße 10x10cm und besteht aus Beton, der mit einer gravierten Messingplatte versehen ist. Auf der Messingplatte sind Inschriften wie Name, Vorname, Geburtsjahr und der Sterbeort (wenn bekannt) zu erkennen. Die Steine haben einen örtlichen Bezug. Mit ‚Hier wohnte, arbeitete oder lehrte’ wird der Bezug auf dem Stein erläutert.  Gunter Demnig verlegte Stolpersteine auch in zahlreichen anderen Orten. https://stolpersteineaurich.wordpress.com

Ich habe mich nicht gewundert – ich habe gesucht

Ich habe mich nicht gefragt – ich habe gefunden

Ich habe nicht gewusst – ich habe gehofft

Ich habe mich geschämt – ich habe mich gefragt – dann doch –

Ich habe mich gefragt – wer und wie – ich habe das Gefühl der Geschichte gespürt

Ich habe mich gedreht und gewendet und das Gefühl blieb – geraume Zeit –

Vom Finden – und Erleben!

Die KZ-Gedenkstätte Engerhafe http://www.gedenkstaette-kz-engerhafe.de

  • Vom 21.10. – 22.12.1944 Außenstelle des KZ-Neuengamme
  • 2ooo inhaftierte Männer – Zwangsarbeiter Panzergrabenbau in Aurich
  • Nach der Befreiung durch die Alliierten wurden die verscharrten Überreste der verstorbenen Häftlinge beerdigt. Die unwürdigen Bedingungen unter denen die Häftlinge arbeiten mussten haben zahlreichen Männern das Leben gekostet. Die Gedenkstätte Engerhafe besteht u.a. aus den Gräbern der verscharrten Leichen von:
  • 68 Polen 47 Niederländern 21 Letten 17 Franzosen 9 Russen
  • 8 Litauern 5 Deutschen 4 Esten 3 Belgiern 3 Italienern
  • 1 Däne 1 Spanier 1 Tscheche

Eine Aufgabe im Seminarkontext war das MITnehmen eines Gegenstandes von der Gedenkstätte. Ein Zweig, eine Pflanze oder ein Stein beispielsweise. Wie es mir mit dem STEIN in der Folge ergehen sollte ist nachzulesen unter dem Reiter Fundstücke.

Der Anblick von vielen Namen von vielen Gedenksteinen und einer Anlage, die augenscheinlich ein Ort der Besinnung ein Ort der Erinnerung und ein Ort der Trauer darstellt…neben den wohl typischen WARUM Fragen entsteht der Eindruck von Anonymität trotz aller Namen, Daten und Fakten die ich nachlesen kann. Der Eindruck verdichtet sich, dass ich mich annähern möchte. Meine weitere Recherche lässt mich auf ein Buch stoßen:

Imke Müller-Hellmann lässt in ihrem Buch Einzelschicksale sichtbar werden und erzeugt mit diesem Buch Nähe. So wird ein Miterleben und Nachdenken ermöglicht. Auf dem Rückencover des Buches heißt es:

“Engerhafe, ein Flecken in Ostfriesland, 1944: Das Konzentrationslager der Nationalsozialisten liegt mitten im Dorf, ein abgelegenes Außenlager des KZs Neuengamme. 1944 werden hier 188 Gefangene ermordet. 65 Jahre später begibt sich die Autorin auf der Suche nach den Nachfahren der Toten. Sie reist zu elf Familien in sieben Ländern und schreibt die Lebensgeschichten, die ihr erzählt werden auf.”

Ein Tipp für alle die gerne tiefer eintauchen wollen. Für alle, dies sich für Einzelschicksale und Regionalität des Nationalsozialismus in Ostfriesland interessiert. Das Buch wird von Kerstin Burlage bei Radio Bremen vorgestellt: https://m.radiobremen.de/kultur/literaturarchiv/audio135524.html

(Sendung vom 7.9.2014)