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Willkommen zum Blog „Readings on Two-Spirit-ARTiculations“, der das laufende Projekt „Künstlerische Produktionen von und über Queers im indigenen Nordamerika“ dokumentiert. In diesem Projekt untersuchen wir ein Konvolut künstlerischer Produktionen von Queers im indigenen Nordamerika. Wir, das sind Studierende des Masterstudiengangs Kulturanalysen der Universität Oldenburg. Die Projektgruppe bildet sich hierbei aus Teilnehmer_innen der Kohorten 2013/14 und 2014/15. Die Untersuchungen der jeweiligen Feedbackgruppen und Unterprojekte konzentrieren sich auf thematische Teilaspekte, welche sich aus dem Konvolut ergeben. Nach dem Klick gibt es einige einleitende Worte unseres Dozenten und Projektverantwortlichen Dr. Lüder Tietz.

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Ein Ende ist gefunden…

Mit der vorangegangenen Dokumentation ist das Projekt über künstlerische Produktionen von und über Queers im indigenen Nordamerika bereits einen wichtigen Schritt in Richtung Projektabschluss gegangen. Vollendet findet sich das Ganze dann in naher Zukunft als wissenschaftlicher Artikel beim studentischen Online-Journal Forsch! der Universität Oldenburg. Zur Zeit muss dieser nur noch einer Layout-Überarbeitung unterzogen werden um dann anschließend auf http://openjournal.uni-oldenburg.de/index.php/forsch/index? zu erscheinen. Sobald dieser online geht, werden wir Sie umgehend auf unserem Blog darüber informieren. Ansonsten hoffen wir, dass Ihnen unser Blog gefallen hat und wir Sie über unser Projekt ausreichend informierten haben – mehr noch, Neugierde geweckt haben! Für uns ist mit der Veröffentlichung des Artikels ebenfalls ein Ende nach mehr als einem Jahr Projektarbeit in Sicht und wir freuen uns, dass es uns möglich war, unsere Erkenntnisse und Forschungsergebnisse öffentlich zu machen und mit Ihnen zu teilen.

Update der Unterprojekte

Nachdem die Ausrichtung des Gesamtprojektes und den jeweiligen Unterfragen durch die Gesamtprojektskizze ausformuliert war und wir so einen Fahrplan für unsere jeweiligen Unterprojekte hatten, konnten wir intensiv an unseren Unterprojekten mit den je spezifischen Forschungsfragen arbeiten. Insbesondere die letzten Monate im Jahr 2015 sowie die ersten in 2016 nutzten wir, um uns auf unsere Projekte zu konzentrieren und unser Material ergebnisorientiert zu analysieren. Bei einigen änderte sich noch die Unterfrage, bei anderen wiederum das Material oder die Analysemethode. Um auf den neusten Stand in den jeweiligen Unterprojekten zu kommen und eine kurze Zusammenfassung über den Verlauf dieser in Erfahrung zu bringen, findet ihr unter den jeweiligen Kategorien der Forschungsgruppen ein kurzes Update.

Radiobeitrag “Projekteindruck”

Im Laufe eines kulturjournalistischen Seminars, während des  Sommersemesters 2015, haben Juliane, Lisa und Michael einen Radiobeitrag  erstellt, in dem sie das gemeinsame Projekt „Künstlerische Produktionen  von Queers  im indigenen Nordamerika“ und dessen Rahmenbedingungen vorstellten.  Dieser Radiobeitrag ergab zusammen mit anderen Beiträgen eine  einstündige Radiosendung, welche von Studierenden der Carl von Ossietzky  Universität Oldenburg erstellt wurde. Diese wurde bereits  von dem Radiosender Oldenburg Eins (O1) übertragen.

29/6/2015 Visuelle Schulung

Diese Sitzung stand im Zeichen der visuellen Schulung. Hierbei haben wir uns gegenseitig visuelle künstlerische Produktionen indigener Nordamerikaner_innen vorgestellt. Die Kleingruppen hatten hierzu einen jeweils eigenen Fundus bildlicher Produktionen zur Verfügung. Im Plenum fanden die Auswertungen der jeweiligen Produktionen im Gespräch statt. Dabei fiel die große Bandbreite der unterschiedlichen Stile und Stilmittel auf. Während einige Künstler_innen stark auf Elemente indigener Natur zurückgriffen, zitierten andere diese weitaus dezenter.

Insgesamt kann gesagt werden, dass die unterschiedlichen Produktionen eine noch viel größere Bandbreite an Reaktionen und Gedanken auslösten. Kommentiert wurde dieser Umstand mit den Worten: „Bilder werden unterschiedlich rezipiert. Dies zeigt, da steckt etwas drin.“ Ziel der gesamten Übung war es, eine Verwendbarkeit für visuelle Projekte herzustellen und das visuelle Gedächtnis zu trainieren.

22/06/15 Was sind künstlerische Produktionen?

Die Sitzung am 22. Juni 2015 beschäftigte zunächst mit der Frage, was künstlerische Produktionen überhaupt sind. Darauf folgte eine Einführung in die Cultural Studies. Beiden Themenfeldern näherten sich die Studierenden mit entsprechenden Texten, die zuvor aufgeteilt wurden. Dabei handelte es sich um folgende Textgrundlagen:

  • Bal, Mieke, 2008, Visual Analysis. In: Bennett, T. / Frow, J. (Hg.) (2008), The SAGE Handbook of Cultural Analysis. Los Angeles / London / New Dehli / Singapore: SAGE, S. 162 – 184.
  • English, James F., o. A., Literary Studies. In: Bennett, T. / Frow, J. (Hg.) (2008), The SAGE Handbook of Cultural Analysis. Los Angeles / London / New Dehli / Singapore: SAGE. S. 126 – 144
  • Gunning, Tom; o. A., Film Analysis. In: Bennett, T. / Frow, J. (Hg.) (2008), The SAGE Handbook of Cultural Analysis. Los Angeles / London / New Dehli / Singapore: SAGE, S. 185 – 202.
  • Leuthold, Steven, 1999, Native Media’s Communities. In: Champagne, Duane (Hg.), Contemporary Native American Cultural Issues. AltaMira Press, Walnut Creek, S. 193 – 215.
  • Lutter, Christina / Reisenleitner, Markus, 2008 [Orig. 1998], Cultural Studies: Eine Einführung. Wien: Turia & Kant, Kapitel 3, S. 51 – 87.
  • Nayar, Pramod K., 2008, An Introduction to Cultural Studies. New Delhi usw.: Viva, Kapitel 2, S. 47 – 88.
  • Perdue, Theda / Green, Michael D., 2010, North American Indians: A Very Short Introduction. Oxford usw.: Oxford University Press, Kapitel 7, S. 115 – 130.
  • Rowse, Tim, 2008, Indigenous Culture: The Politics of Vulnerability and Survival. In: Bennett, Tony / Frow, John (Hg.), 2008, The Sage Handbook of Cultural Analysis. Los Angeles u.a.: SAGE, S. 406 – 426.

Die einzelnen Texte wurden von den Studierenden der Reihe nach vorgestellt und besprochen. Dazu hat jede_r ein Handout vorbereitet, in dem wiederum Thesen, Zitate und Fragen aufgegriffen wurden. Im Folgenden werden ausgewählte, bedeutungsstarke Aspekte herausgestellt, erörtert und mit Fragen in Bezug auf künstlerische Produktionen verdichtet:

  • In Indigenious Cultures geht es um die Frage, wer wie sehr indigen ist. In diesem Kontext fällt der Begriff des Blood Quantum. In vielen indigenen Communities ist der indigene ‚Blut-Anteil‘ ein wichtiges Kriterium und verbunden mit offiziellen Anträgen, Papieren etc. Damit verbunden ist auch der ethnic fraud, sprich der ‚ethnische Betrug‘. Diese Aspekte lassen die Frage aufkommen, ob indigene Identität bzw. Ethnizität nicht auch ‚nur‘ ein weiteres soziales Konstrukt ist. Des Weiteren fallen die Begriffe natureculture und NaturenKulturen, welche die Gegensätze zwischen Natur und Kultur in aktuellen ethnografischen Bestrebungen versuchen aufzuheben.

Hinsichtlich der Fragestellung nach dem, was überhaupt künstlerische Produktionen sind, werden weitere Fragen in Bezug auf indigene Kunst generiert: Ist indigene Kunst reduziert auf indigene Themen, Symbole etc.? Wo sind indigene Künstler_innen zu verorten, die an der modernen Kunst partizipieren? Handelt es sich auch dann noch um indigene Kunst, wenn der_die Künstler_in, aber nicht die Kunst indigen ist? Inwieweit können nicht-indigene Künstler_innen durch das Aufgreifen von indigenen Motiven, Symboliken etc. an indigener Kunst partizipieren? Was machen Zuschreibungen wie indigen, homo- und heterosexuell, queer mit Kunst? Wie ist queere Kunst und wie muss der_die Künstler_in der Kunst sein? Handelt es sich um unberechtigte Aneignung, wenn eine hegemonial situierte Person sich an Motiven aus der subalteren Schicht bedient? In Verbindung mit der letzten Frage steht der Begriff der cultural appropriation. Mit der Frage, ob jegliches Rezipieren lediglich das Aufgreifen von etwas ist, das bereits im Diskurs besteht, eröffnet sich der Begriff des cultural copyright.

  • In Native Media’s Communities geht es um die Frage, wie lokal die Ebene von Communities konstituiert sein muss, um eben auch als indigene Community definiert zu werden. In diesem Kontext ist insbesondere die Rolle sowohl von Medien als auch von künstlerischen Produktionen zu klären. In diesen Zusammenhang lässt sich z. B. das Phänomen der PowWows anführen. An diesen beteiligen sich einige indigene Personen gerne, andere wiederum lehnen diese jedoch ab mit der Begründung von mangelndem persönlichen Bezug.
  • Im Kapitel cultural sovereignity wird die kulturelle Souveränität von indigenen Bevölkerungen in Bezug auf ihre Repräsentationen behandelt. Vor diesem Hintergrund ist die Frage entstanden, ob Repräsentationen subaltern situierter Personen allgemein sein darf und kann. Nach Butler würde es sich durch eine Verallgemeinerung um eine Abjektion Verwerfung, Absprechung des Mensch-Seins handeln.

In Bezug auf künstlerische Produktionen bestehen die Fragen, wer Kunst für wen produziert und wie Kunst im Diskurs von Preisen und Auszeichnungen, sowohl aus der eigenen als auch aus der ‚fremden‘ Kultur zu beurteilen ist. Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Aufstellung eines Kanons und welche Bedeutung hat es, in einem Kanon aufgenommen zu werden?

  • In Visual Analysis geht es um Intelligibilität von Indigenousness und Queerness sowie dem Spiel mit Stereotypen. Daraus ergeben sich Fragen wie: Welche Bedeutung hat die Betonung einer Identität als Künster_in in einer sich globalisierenden Welt, in der zunehmend mehr Personen am Künster-Sein teil haben (können)?
  • Die Kapitel Film Analysis sowie Literary Studies sind jeweils aus dem SAGE Handbook of Cultural Analysis So befinden sich Film als auch Visual Analysis aktuell in ihrer psychoanalytischen Phase, besonders aus feministischer Perspektive. Dabei ist zu beachten, dass die ethno-Psychoanalyse nicht deckungsgleich ist mit der klassischen Psychoanalyse und andere Begriffe verwendet, wie z. B. hegemonial bzw. dominant vs. subaltern oder auch oppositionell und subversiv. Im Kapitel zu den Literary Studies wird u. a. die stärkere Verbreitung von Literatur hin zu Populärkultur thematisiert. Der Hang zur Interdisziplinarität dient allerdings seit jeher dem Erhalt der Ressourcen und der eigenen Bedeutsamkeit.

15/06/15 Einführung zu Queer

In der Sitzung am 15. Juni wurde eine Einführung zum Thema ‚Queer‘ vorgenommen. Dazu wurden zuvor von jedem_r Projektteilnehmer_in Vorbereitungen getroffen. Diese umfassten das Lesen von ausgewählten (Einführungs-) Texten in die Thematik und das Festhalten von darin enthaltenen Thesen, Zitaten, Fragen und Begriffen auf Zetteln. Diese wurden innerhalb des Seminars nach und nach vorgetragen, besprochen und nach Zusammenhängen geordnet. Im Folgenden werden ausgewählte, bedeutungsstarke Aspekte herausgestellt und erörtert:

  • Queer: „Denn queer denken, heißt übliche Vorstellungen sexueller Identität, die glatten Einteilungen Frau / Mann und homosexuell / heterosexuell in Frage zu stellen.“[1]. Queer ist einerseits ein analytischer Begriff aus der Queer Theory und wird als wider-kategoriale bzw. als ein wieder-kategorialer Begriff verstanden. Queer ist eine widerständige Strategie und Praxis.
  • Performativität nach Butler: Laut Butler schließen sich Identifikation und Begehren gegenseitig aus. Doch durch den performativen Akt werden Geschlechternormen durch Zitationen und Wiederholungen immer wieder performativ hergestellt und festgelegt. Damit diese bestehen bleiben, sind sie auf ihre Zitationen angewiesen. Indem also etwas gesagt oder getan wird, wird wiederum etwas hergestellt. Als Bsp. kann hierbei die Hochzeitszeremonie angeführt werden, bei der mit den Worten „Hiermit ernenne ich euch zu Mann und Frau“ Geschlechternormen in Form von binären Gegensätzen naturalisiert werden und Heteronormativität konstruiert wird.
  • Performanz bezieht sich auf eine bestimmte Geschlechterperformanz, die als Möglichkeit der Subversion zu sehen ist. Als Beispiel führt Butler hierbei Drag-Queens an, die mit festgeschriebenen Geschlechternormen spielen und anders ‚performen‘ als es ‚gesellschaftlich‘, eben nach der binären Geschlechterordnung, von ihnen erwartet wäre. Heteronormativität wird somit als ‚nicht naturgegeben‘ entlarvt.
  • Intersektionalität beschreibt alle miteinander verschränkten Diskriminierungsebenen. Für Diskriminierung liegen immer mehrere Ordnungssystem wie ‚race‘, ‚class‘, oder ‚gender‘ zugrunde, die miteinander verwoben sind und somit nicht strikt zu trennen sind.
  • Eine weiteres Themenfeld, welches insbesondere für das Projekt von Bedeutung ist, bezieht sich auf historische Dimensionen und ist für die Entwicklung bzw. Entstehung des vorherrschenden Ordnungssystems der Geschlechter wichtig zu beachten. So wurde im Zuge der Kolonisation Heteronormativität übertragen. Heute bestehen viele Verschiebungen und Veränderungen der damaligen (Geschlechter-)Ordnungen, aber es werden immer noch viele alte Vorurteilsmuster aufgegriffen.
  • Anti-Bias: Begrifflichkeit, die mit Anti-Diskriminierung und gegen Mobbing gleichzusetzen ist.
  • Begriffliche Unterscheidung von sex und gender unterliegt einem historischen Prozess mit Ausgangspunkt im Feminismus der 1970er / 1980er Jahre. In dieser Zeit wurde erstmals eine Unterscheidung zwischen dem ‚biologischen‘ und dem ‚sozialen Geschlecht‘ vorgenommen. Judith Butler revidierte diese Unterscheidung wiederum in den 1990er Jahren, indem sie der Frage nachging, wo ‚sex‘ aufhöre und wo ‚gender‘ beginne. Daraus schlussfolgerte sie, dass ‚sex‘ immer schon ‚gender‘ gewesen ist.
  • Für das Projekt ist der Begriff der künstlerischen Produktionen unumgänglich und kann als Ermöglichung des Verständnisses von Gender und Queer wahrgenommen werden. Die Analyse der jeweiligen künstlerischen Produktionen erfolgt im Sinne der Cultural Studies. Kunst wird somit als virtueller Erfahrungsraum bzw. Imaginationsraum verstanden, was wiederum neue Wirklichkeitsmöglichkeiten eröffnet. Kunst ist also auch ein Spiel mit den Grenzen und vor allem auch politisch.

Zu guter Letzt stand die Frage nach der Verbindung zwischen Queer und künstlerischen Produktionen im Raum. Die Queer – Bewegung und Theory ermöglicht es, Kategorien in ihrer Konstruiertet offen zu legen und ‚Sicherheiten‘ in Frage zu stellen. Queer schafft somit VerUneindeutigungen.

[1] Weiss, Volker, 2001, Queer-Theorie und Queer-Politics: Eine Einführung. In: Klaus Stehling (Hg.), Queer Politics: Aufbruch zu neuer Ufern!? Göttingen: Edition Waldschlösschen Materialien: 34.

8/6/2015 Der Kuss der Pelzkönigin

In dieser Sitzung haben wir uns mit dem Roman Der Kuss der Pelzkönigin von Tomson Highway auseinander gesetzt. Um möglichst viele Themen aus dem Roman zu generieren, haben wir uns auf die Methodik des Brainstormings geeinigt und folgende Aspekte herausgearbeitet:

  1. Verschmelzung von Mythos und Realität: Hierbei geht es um konkrete Mythen im Buch sowie um die Trickster-Figur der Pelzkönigin, welche an besonderen Stellen auftritt. Dabei bedient sich Highway eines narrativen Stilmittels, welches Mythos und die ‚Realität‘ im Roman miteinander verbindet bzw. verschmelzen lässt. Hervorzuheben ist hierbei die Schwierigkeit des eigenen kulturspezifischen Erlebens, welches das Lesen und Deuten von möglichen Codes und / oder Symbolen im Text durch nicht vorhandenes Wissen verweigert.

  2. Missionierung und Zwangsassimilation: Der Roman verdeutlicht sehr stark, wie den nordamerikanischen Ethnien bzw. American Natives der katholische Glaube durch weiße Europäer aufgedrückt wurde und wird. Besonders deutlich wird dies anhand der von der Heimat weit entfernten boarding school (Internat), welche die beiden Protagonisten besuchen. Hier besteht ein ausdrückliches Verbot ihrer eigenen Kultur durch u. a. ein Verbot ihrer eigene Sprache. Erlaubt ist hier nur Englisch.

  3. Ruraler und urbaner Lebensraum: Im Roman stehen sich zwei Lebensräume gegenüber, welche die Frage aufwerfen, welcher Raum schließlich das Zuhause ist.

  4. Heteronormatives Rollenverständnis / Heteronormativität vs. eigene schwule Identität: Der Roman thematisiert zu einem großen Teil die Sexualität der beiden Protagonisten, welche sich zwischen einer möglichen Asexualität sowie Homosexualität bewegt. Dabei gehen sie sehr unterschiedlich mit ihrer Sexualität um. Während Gabriel zunächst rollenstereotypische Lenkbilder verwendet, um seine Homosexualität zu verschweigen, entzieht sich Jeremiah komplett sexueller Anziehungen. Auffällig ist beim Erleben der Sexualität auch die sich wiederholende Metapher des ‚süßen Honigs‘.

  5. Künstlerische und biografische Entwicklungen der beiden Protagonisten: Diese stehen im Verhältnis zur Herkunftsfamilie und lassen somit die Frage aufkommen, wie sich die Beziehung zu dieser im Laufe der Zeit verändert. Deutlich wird hierbei im Roman das Wegrücken und Abwerten des Reservates während ihrer Entwicklung im urbanen Raum. Neben der divergenten sexuellen Entwicklung der beiden Brüder wird auch die Habitusentwicklung, sowohl körperlich als auch intellektuell, thematisiert. Ein mögliches Projektthema könnte diesen Aspekten zufolge der Frage nachgehen, ob es sich bei dem Buch um einen Künstlerroman handelt und ‚was‘ für eine Habitusentwicklung Menschen durchlaufen, um zu Künstler_innen zu werden. Welche Stellen im Roman geben darüber Aufschluss? Handelt es sich dabei um eine Unterwerfung unter das ‚Kunst-System‘?

In Bezug auf den Autor ist zudem anzumerken, dass dieser seine Bücher zunächst auf Cree geschrieben hat und dann ins Englische übertragen hat. An dieser Stelle lässt sich mit der Frage anknüpfen, wie der Umgang mit der eigenen Biografie in künstlerischen Produktionen erfolgt.

Nach dieser ersten Themengenerierung haben wir einen Vergleich des Romans Der Kuss der Pelzkönigin (1998) mit dem Film The Business of Fancydancing (2002) vorgenommen. Dabei wurden sowohl thematische Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede deutlich. Folgende Thematiken wurden dabei von uns herausgestellt:

Alkohol- und Drogenproblematik / Bruderthematik (indigene Herkunft steht in beiden Produktionen im universitären, weißen Kontext bzw. Kontrast) / (sexualisierte) Gewalt (im Buch mehr sexualisierte Gewalt und im Film hauptsächlich Gewalt an der indigenen Bevölkerung) / Aushandlung von Identität / ‚Auffangsysteme‘ (im Film wird deutlich, dass in den Reservaten keine vorhanden sind, im Buch dagegen werden Organisationen genannt und es wird darüber hinaus deutlich, dass im ruralen Raum der Vater einen großen Einfluss ausübt und somit ein patriarchales System als ‚Auffangsystem‘ fungiert) / Kulturkonflikte / Akzeptanz und Grenzen der Akzeptanz bzw. Rassismus (im ‚weißen Kontext‘) / Heteronormativität und Homofeindlichkeit / Mythologien, Visionen und Träume / indigene Geschichte / Suizid / Trickster / Humor / Umgang mit Ritualen.

Abschließend wurden in der Sitzung mögliche Themen bzw. Interessenschwerpunkte der Teilnehmer_innen für das jeweilige Unterprojekt besprochen. Im Fokus der Studierenden stehen dabei der Kulturkonflikt sowohl nach innen als auch nach außen, die Rolle der Reservation auf die Herkunft, das ‚Erbe‘ bzw. die indigene Geschichte als künstlerisches Wissen und dessen Bearbeitung bzw. Einarbeitung in künstlerischen Produktionen, Intelligibilität bei ausgewählten Künstler_innen bzw. künstlerischen Arbeiten sowie der Mythos und seine Verschmelzung mit der ‚Realität‘ im Roman Der Kuss der Pelzkönigin.