Juliane

Auseinandersetzung mit in Deutschland gängigen Stereotypen über indigene Nordamerikaner_innen in künstlerischen Produktionen von indigenen nordamerikanischen Queers – Ergebnis 

Durch die Analyse der künstlerischen Produktionen „Mr. Wind Dancer“ von Chrystos sowie „Die Indianer“ und „Two Kindred Spirits“ von Kent Monkman konnte festgestellt werden, dass sich die Künstler_innen mit aus Deutschland stammenden Stereotypen über indigene Nordamerikaner_innen konfrontiert sehen, insbesondere die romantisierte Darstellung der „edlen Wilden“ und damit einhergehend die Vorstellung des naturverbundenen „Indianer_innenvolkes“ werden hier angerufen. Jedoch verhandeln die beiden Künstler_innen die Stereotype unterschiedlich in ihren Werken. Chrystos benennt sie explizit, um sie dann durch Ironie und Sarkasmus als auch durch die Beschreibung der tatsächlichen Lebensrealität zu widerlegen. Sie stellt durch den Einsatz der Strategie der ‚Mimikry‛ die Selbstbestimmung über ihre indigene Identität sicher und überlässt diese keinem Fremdbild. Monkman greift die Stereotypen dementgegen spielerischer (‚campy‛) auf. Er wiederholt sie gezielt in seinen Darstellungen, zieht sie aber zugleich ins Lächerliche. Weiterhin greift Monkman Stereotype zweifach auf; er spielt nicht nur auf aus Deutschland stammende Stereotype an, sondern auch auf nicht heteronormative Lebensweisen. Er widersetzt sich einer hegemonialen Erwartungshaltung an Heteronormativität und führt homosexuelle Beziehungen, bzw. Verweise auf sie, an. Um auf diese mehrfach subalterne Position aufmerksam zu machen, nutzt Monkman hier die politische Strategie der Subversion des ‚Camps‛.

Was beide Künstler_innen in ihren Vorgehensweisen wieder eint, ist der Gebrauch von US-amerikanischen und europäischen Darstellungskonventionen. Die indigenen queeren Künstler_innen nutzen die Mittel des hegemonialen Diskurses, um aus einer subalternen Position heraus an eben diesem hegemonialen Diskurs zu arbeiten und ihre Sichtbarkeit als Subjektperson sicherzustellen.

Kent Monkman (2014), Die Indianer.

Kent Monkman (2014), Die Indianer

Kent Monkman (2012), Two Kindred Spirits

Kent Monkman (2012), Two Kindred Spirits


Auseinandersetzung mit in Deutschland gängigen Stereotypen über indigene Nordamerikaner_innen in künstlerischen Produktionen von indigenen nordamerikanischen Queers – Zwischenergebnis  

Der Fokus meines Unterprojektes wird auf der Analyse von deutschstämmigen Stereotypen über indigene Nordamerikaner_innen, die in Produktionen von indigenen und queeren Künstler_innen verhandelt werden, liegen. Mit Hilfe der Werke „Mr. Wind Dancer“ (Chrystos 1995: 28f.), „Die Indianer“ (Monkman 2014) und „Two Kindred Spirits“ (ebd. 2012), deren Verfasser_innen sowohl indigen als auch queer situiert sind, möchte ich der Frage „Inwieweit werden Stereotype aus Deutschland über indigene Nordamerikaner_innen in den künstlerischen Produktionen von indigenen nordamerikanischen Queers verhandelt (und warum)?“ nachgehen. Um diese Fragen beantworten zu können, werde ich die künstlerischen Produktionen mit verschiedenen methodischen Zugängen analysieren und anschließend miteinander vergleichen. Dabei werde ich u.a. auf die Lyrikanalysewerkzeuge nach Jonathan Culler (1975) und auf das Dreistufen-Modell der Ikonographie nach Erwin Panofsky (vgl. Brassat / Kohle 2009: 62ff.) zurückgreifen, um die verschiedenen Materialien zu bearbeiten. Die Hauptachse meiner Untersuchung wird dabei die Verhandlung von indigener Ethnizität mit besonderem Fokus auf deutschstämmige Klischees sein. Ich hoffe, durch mein Forschungsvorhaben nicht nur den Bruch mit Stereotypen aus Deutschland über indigene Nordamerikaner_innen klären zu können, sondern auch einen Vergleich zu Projekten anderer Studierende ziehen zu können und damit einen Teil der Gesamtfragstellung „Welche Potentiale subalterner Bedeutungsproduktion können aus künstlerischen Produktionen von und über nordamerikanisch-indigene(n) Queers herausgearbeitet werden?“ beantworten zu können.

Literatur
Brassat, Wolfgang / Kohle, Hubertus (20092), Methoden-Reader Kunstgeschichte: Texte zur Methodik und Geschichte der Kunstwissenschaft. Köln: Deubner.
Chrystos (1995), Fire Power. Vancouver: Press Gang.Culler, Jonathan (1975), Structuralist Poetics: Structuralism, Linguistics and the Study of Literature. London: Routledge and Kegan Paul.
Monkman, Kent (2014), Die Indianer. Siehe http://www.kentmonkman.com/2014/die-indianer (abgerufen 18.09.15).
Monkman, Kent (2012), Two Kindred Spirits. Siehe http://www.kentmonkman.com/installation/2012/two-kindred-spirits-1 (abgerufen 18.09.15).

2 thoughts on “Juliane

  1. Danke für deinen Beitrag! Du beschäftigst dich mit Poesie von Chystos und mit der Kunst von Kent Monkman. Dabei stellst du fest, dass beide indigen, als auch queer situiert sind. Beide Künstler*innen beschäftigen sich hierbei mit Stereotypen, die in Deutschland im Umlauf sind. Sie rekurrieren beispielsweise auf den Stereotyp des “edlen Wilden” und verzerren diesen zum Teil mockierend. In Monkmans Kunst geschieht dies auch durch die Darstellung homosexueller Neigungen, im- aber explizit. Chrystos benennt die Steoretypen eher explizit, während sie bei Monkman verschleierter bleiben.

    • Ach ja: Toll finde ich, dass es zwei Bilder zur Anschauung auf deiner Seite gibt, aber es wäre noch cooler, wenn es einen direkten analytischen Bezug gebe. Zum Beispiel, indem du kurz erklärst, was auf dem Bild zu sehen ist und inwieweit hier Stereotype implizit verworfen/kritisiert/dargestellt/mockiert werden. (?=

      Lieben Gruß,
      Annemarie

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