Tessie

Filmische Repräsentationen indigener Nordamerikaner_innen am Beispiel von Sherman Alexies The Business of Fancydancing – Ergebnis

Im Rahmen meiner Arbeit bin ich der Frage nachgegangen, inwiefern und mit welchen Mitteln Sherman Alexies Experimentalfilm The Business with Fancydancing (2002) mit he-gemonialen filmischen Repräsenationen von indigenen Nordamerikaner_innen bricht. Dazu wurde zunächst mittels einer Figurenanalyse herausgearbeitet, dass in Fancydancing die Geschichten indigener Menschen im Vordergrund stehen, die jeweils völlig unterschiedliche und komplexe Persönlichkeiten haben und dadurch nicht als Typ, sondern als Individuum erscheinen. Alexie thematisiert jedoch, inwiefern indigene Menschen sich dieser Typen bewusst sind und auf sie zurückgreifen müssen, um in hegemonialen Kontexten sichtbar und erfolgreich sein zu können. Er zeigt zudem, dass seine Figuren nicht stellvertretend für eine ganze Gruppe stehen und somit auch nicht eine Person als Spokesperson für alle indigenen Menschen figurieren kann. Fancydancing macht vielmehr deutlich, dass Kultur und Ethnizität nicht Ausdruck einer festen und stabilen Indentität, sondern vielmehr brüchig und veränderbar sind. Trotz der starken Abgrenzung zum „Hollywoodindianer“, bedient sich Alexie immer wieder inhaltlichen und formalen Aspekten aus Hollywoodfilmen, thematisiert sie jedoch auf eine selbstreflexive Weise und hebt so ihre Gemachtheit und Limitation hervor.


Filmische Repräsentationen indigener Nordamerikaner_innen am Beispiel von Sherman Alexies The Business of Fancydancing – Zwischenergebnis

Das Bild weniger Ethnien ist so stark durch die filmische Repräsentation geprägt wie die des Native American. Typische Figuren in diesen Filmen sind der “edle” oder “gemeine Wilde”, der “wilde Krieger”, die “weibliche Arbeitssklavin”, die “Prinzessin”, die “sexualisierte Jungfer” und der “betrunkene Indianer”. Meist handelte es sich bei diesen nur um Hintergrundfiguren in Geschichten über weiße Personen. Somit war die Repräsentation von Native Americans im „first cinema“ (amerikanisches Kino oder Hollywood) der zentrale Katalysator für das Aufkommen der Native-Film-Bewegung in Nordamerika (vgl. Marubbio / Buffalohead 2013: 3).

In meinem Unterprojekt will ich in diesem Zusammenhang der Frage nachgehen, inwiefern der Film The Business of Fancydancing (2002) von Sherman Alexie mit vom US-amerikanischen Mainstreamfilm geprägten Erwartungshaltungen in Bezug auf die filmische Repräsentation von indigenen Nordamerikaner_innen bricht. Zu diesem Zwecke werde ich anhand ausgewählter Hollywood-Filme der 1990er Jahre untersuchen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Repräsentation von Native-American-Figuren jeweils ausgemacht werden können und inwiefern sich daraus Tendenzen in Bezug auf die Festigung oder Herstellung einer bestimmten Erwartungshaltung beim Publikum ergeben können. Meine diesbezüglichen Ergebnisse, bei deren Generierung ich mich methodisch vorwiegend auf Jens Eders Figur im Film (2008) stütze, werde ich anschließend mit der Darstellung der indigenen Figuren in The Business of Fancydancing vergleichen.

Literatur
Eder, Jens (2008), Die Figur im Film. Marburg: Schüren Verlag.
Marubbio, M. Elise/ Buffalohead, Eric L. (2013) (Hrsg.), Native Americans on Film: Conversations, Teaching, and Theory. University Press of Kentucky.

2 thoughts on “Tessie

  1. Danke für den Beitrag.
    Warum genau hast du diesen Film ausgewählt?
    Ich frage mich auch, warum du eine Figurenanalyse gemacht hast, wobei es sich doch anscheinend im Film weniger um (stereotype) abgrenzbare Figuren handelt, sondern vielmehr um Persönlichkeiten in ihrer Individualität, die sich gerade nicht typisieren lassen.
    Wie genau hast du es geschafft, zu deinen Ergebnissen zu kommen? Eine These, die du hast, ist es, dass stereotypen Bildern, die in Hollywood-Filmen geprägt wurden, widersprochen wird durch filmische Kunst. Wie genau geschieht das? Könntest du eventuell eine Szene aus dem Film heraus suchen und das anhand derer deutlich machen durch eine detaillierte Analyse?
    Wäre es nicht auch schön, eine kurze Zusammenfassung des Films zu geben? Für mich sind die Argumentationen deswegen nicht schlüssig, weil ich keine Anhaltspunkte des Films habe.
    Ansonsten ist die Analyse sehr spannend. Mir gefällt die Idee, dass der Filmproduzent alte Bilder und auch Stereotype nutzt, um diese wiederum (scheinbar?) zu dekonstruieren.

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