Ellen

Strategien der Kritik an unkritischen Darstellungen nordamerikanisch- indigener Geschichte in künstlerischen Produktionen von und über indigene Queers – Ergebnis 

Im Rahmen des einjährigen studentischen Forschungsprojekts Künstlerische Produktionen von Queers im indigenen Nordamerika habe ich mich in meinem dazugehörigen Unterprojekt mit dem Thema Strategien der Kritik an unkritischen Darstellungen nordamerikanisch-indigener Geschichte in künstlerischen Produktionen von und über indigene Queers auseinandergesetzt. Ich habe mich dazu entschieden die Gedichte Winterzählung und Ich gehe in der Geschichte meines Volkes von Chrystos hinsichtlich ihres strategischen Umgangs mit historischen Referenzen zu analysieren. Herausgekommen ist dabei, dass Chrystos in ihren beiden Gedichten mit hegemonialer Geschichtsschreibung, die den Genozid an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas als einen abgeschlossenen Teil der amerikanischen Geschichte ansieht, bricht. Sie arbeitet subversiv mit Holocaust-Vergleichen und einem panindigenen Konzept des gemeinsam erlittenen und immer noch wirkenden Unrechts durch die euro-amerikanische Mehrheitsgesellschaft. Die untersuchten Gedichte von Chrystos besitzen also viele Potenziale subalterner Bedeutungsproduktion, die sicherlich mit diesem Unterprojekt nicht alle vollständig abgedeckt werden konnten, weswegen sich die Möglichkeit einer weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzung anbietet. Der Genozid an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas ist von der amerikanischen Gesellschaft immer noch nicht hinreichend aufgearbeitet worden. Kritische Stimmen wie die in Chrystos ́Gedichten haben das Potenzial, an diesen Problemen zu rütteln.


 

Strategien im Umgang mit Geschichte in künstlerischen Produktionen von und über indigene(n) Queers – Zwischenergebnis

Unter Berücksichtigung der gemeinsam erarbeiteten Fragestellung für das Gesamtprojekt „Welche Potentiale subalterner Bedeutungsproduktion können aus künstlerischen Produktionen von und über nordamerikanisch-indigene(r) Queers herausgearbeitet werden?“, werde ich mich in meinem Unterprojekt auf die Frage nach dem Potential, das in den Verweisen auf konkrete historische Ereignisse, bzw. Personen steckt, konzentrieren. Um diese Frage beantworten zu können, ist es wichtig, die zu untersuchenden künstlerischen Produktionen zuerst hinsichtlich ihrer Lesart der Geschichte Nordamerikas zu betrachten, wofür ich unsere gemeinsame Unterfrage „Wie und in welcher Form werden Rückbezüge auf Traditionen, Mythen und Geschichtsschreibung artikuliert?“ nutzen werde.

Das Unterprojekt wird sich hauptsächlich auf die zwei künstlerischen Produktionen Wilder Reis (1997) von Chrystos und The Business of Fancydancing (2002) von Sherman Alexie beziehen. Konkret sollen aus Wilder Reis die Gedichte „Wintererzählung“ und „Ich gehe in der Geschichte meines Volkes“ analysiert werden und aus The Business of Fancydancing die Szene, in der Aristotle mit dem Direktor über seine Aufnahmeprüfung spricht. Diese Szene werde ich analysieren und mich dabei nach Werner Faulstich (2013) richten. Vergleichend hinzuziehen werde ich die Geschichte „Saint Junior“ aus Shermans Alexies Kurzgeschichtensammlung The Toughest Indian in the World (2000), auf welcher die Filmszene basiert. Bei der Gedichtanalyse werde ich mich an Jonathan Culler (1975) orientieren. Auch Aspekte von Panindianismus und Invention of Tradition nach Eric Hobsbawm (2007) werden eine Rolle spielen.

Literatur
Alexie, S.: Saint Junior, in: The Toughest Indian in the World, Sherman, A. (Hrsg.), New York 2013, S. 150-188.
Alexie, S.: The Business of Fancydancing. Spielfilm 103 Minuten. USA: FallsApart Productions (DVD 2003 Wellspring Media), 2002.
Chrystos, Wilder Reis, Berlin 1997.
Culler, J.: Structuralist Poetics: Structuralism, Linguistics and the Study of Literature, London 1975.
Faulstich, W.: Grundkurs Filmanalyse, Paderborn 2013.
Hobsbawm, E.: Introduction: Inventing Traditions, in: Hobsbawm, E., Ranger, T.: The Invention of Tradition, Cambrigde 2007, S. 1-14.

One thought on “Ellen

  1. Danke für deinen Beitrag. Mit verschiedenen Methoden versuchst du, das Medium des Gedichts fruchtbar für die Hauptfragestellung zu machen. Allerdings sprichst du im ersten Beitrag von zwei Medien, nämlich noch dem Filmmedium, in dem du eine konkrete Szenenanalyse machen wolltest. Wo ist diese geblieben? Ist das auch zeitlichen Gründen unter den Tisch gefallen?
    Deine Ergebnisse sind spannend, aber für mich nicht gut nachvollziehbar, weil ich wirklich hier und da eine Gedichtstelle bräuchte, um es nachvollziehen zu können. Wie wäre es anhand einiger Gedichtausschnitte, deine Ergebnisse zu untermauern? Du sagst ja, dass sie beispielsweise Genozid der Juden im 2. WK als Vergleichsebene mit dem Genozid in Nordamerika heranzieht. Wie genau macht sie das und warum könnte das hier interessant sein?

    Lieben Gruß,
    Annemarie

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