Felix

Queer and decolonial bodies, constellations and disidentifications? Figurationen indigener Queerness in den Malereien Kent Monkmans – Ergebnis 

Qua Kombination kunstwissenschaftlicher und an die Grounded Theory angelehnter Verfahren und Konzepte wurde in diesem Unterprojekt versucht, Monkmans künstlerischen Interventionen in euro-amerikanische und euro-koloniale, hegemoniale Bedeutungsproduktionen und Diskurse konziser nachzugehen. Im Konkreteren ging es mir dabei, und allem voran durch den ethnologischen und ethnohistorischen Hintergrund des Gesamtprojekts informiert, um eine Rückbindung von Monkmans künstlerischem Schaffen zu indigen-queeren und/oder Two-Spirit-Politiken. So galt es einerseits, eine Lektüre zu entfalten, welche figurierte indigen-queere Positionen, Körper und praktische Verkörperungen als besetzbare Subjektpositionen und nicht ausschließlich als strategisches queeres sowie dekoloniales Mittel versteht. Hierfür machte ich, in Konvergenz zur mehrfach verworfenen und multipel nicht-mitgedachten Situierung von Queers of Color, die politische Strategie der Disidentifikation[1] stark. Andererseits galt es zu betrachten, ob, wie und inwiefern Monkmans figuratives Arbeiten bzgl. indigen-queerer Körper, Positionen und Praxen Kommentare auf gegenwärtige diskursive Rückbezüge auf Präkolonialität bzw. die präkoloniale Existenz von nicht-heteronormativen, indigenen geschlechtlichen und sexuellen Praxen zulässt.

Anhand von Gemälden wie The Allegory of Painting (2015)[2], Montcalm’s Haircut (2011)[3] sowie weiteren zeigte sich, dass indigene Queerness und/oder Two-Spiritedness anhand un_eindeutig männlich sexuierter Körper, Dress und geschlechtlich, sexuell, ethnisch kodierter Motive und Ikonografien figuriert wird. Diese Körper sind in hegemonial aufgeladenen Narrativen und Körperkonstellationen positioniert und agieren durch und in diese(n), wobei z. B. Homosexualisierungen ein zentrales Vehikel ihres Handelns bilden. Bedeutsam ist, dass Monkman dabei weder das Kompendium einer traditionalistischen, indigenen Darstellungsgrammatik aus- oder erfüllt, noch mögliche Handlungsfähigkeiten, Souveränitäten von indigen-queeren und/oder Two-Spirit-Positionen fernab hegemonialer Diskurse und Codes artikuliert. Es zeigt sich, dass die entsprechenden körperlichen und konstellationsspezifischen Figurationen Subjektpositionen, Hand- lungsfähigkeiten und Rückbezüge durchaus zulassen, sie aber in bedeutsamer Weise zu informieren vermögen.

Die in Bälde folgende, umfassendere Präsentation der Ergebnisse des Unterprojekts wird versuchen, dies exemplarisch zu verdeutlichen und zu illustrieren. Gleichsam möchte in dieser Projektvorstellung erörtern und in einem abstrahierenden Schritt befragen, worin und inwiefern mögliche (re)affirmatorische Risiken in Monkmans disidentifikatorischem Arbeiten mit und an hegemonialen Codes bestehen.[4]

[1] Muñoz, José Esteban (1999), Disidentifications. Queers of Color and the Performance of Politics (Band 2 der von George Yúdice, Jean Franco und Juan Flores herausgegebenen Reihe Cultural Studies of the Americas). Minneapolis / London: University of Minnesota.

[2]http://www.kentmonkman.com/2015/10/28/the-allegory-of-painting [10.02.2016]

[3]http://www.kentmonkman.com/2011/montcalms-haircut [10.02.2016]

[4] Vgl. Schaffer, Johanna (2008), Ambivalenzen der Sichtbarkeit. Über die visuellen Strukturen der Anerkennung. Bielefeld: Transcript; 122.

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Kent Monkman 2015 – The Allegory of Painting

Montcalm'sHaircut

Kent Monkman 2011- Montcalm´s Haircut


 

Queer and decolonial bodies, constellations and disidentifications? Figurationen indigener Queerness in den Malereien Kent Monkmans – Zwischenergebnis

In diesem Projekt werden gemäß des bisherigen Standes Figurationen indigener Queerness anhand als indigen und queer markierter Körper und dargestellter Praktiken und Begehrenskonstellationen in den Malereien Kent Monkmans untersucht. Konkreter geht es mir dabei um die Wechselbeziehungen und das Ineinanderfallen verschiedener visueller Referenzen und Konnotationen, welche von stereotyper Indigenousness (z. B. Büffeljagd, Pfeil und Bogen) über präkoloniale indigene Geschlechter und Sexualitäten bis hin zu vor allem weiß und euro-amerikanisch assoziiertem schwulen oder queeren subkulturellen Repertoire (z. B. Drag-Dress, High Heels) reichen. Inwiefern werden hegemoniale Darstellungen, verschiedene, widersprüchliche(?) Positionen und Rückbezüge ineinander gearbeitet, synthetisiert oder gegeneinander relationiert? Inwiefern lässt sich dies als Disidentifikation (Muñoz 1999) lesen?

Das Unterprojekt nimmt damit im Fokussieren verschiedengestaltiger Referenzen und Konnotationen entlang der Achsen indigene Ethnizität, Geschlecht und Sexualität sowohl Bezug auf die Unterfrage nach hegemonialen Darstellungen und Stereotypen, auf die Unterfrage nach der Artikulation von Rückbezügen als auch auf die Unterfrage nach der Verhandlung von Positionen und Identifikationen.

Diese Figurationen gilt es vor dem Hintergrund von Monkmans queerem und dekolonialem strategischen Repertoire (vgl. z. B. Elston 2012; Livingston 2015) zu lesen.

Ein näher zu bestimmender Korpus von Malereien wird dabei auf Grundlage der Visual Grounded Theory (Konecki 2011) betrachtet. Die Kodierung von Körpern und Begehrenskonstellationen und die verschiedenen, ineinander fallenden Referenzen und Konnotationen werden i. S. v. Feinanalysen mithilfe semiologischer Perspektiven (Schade / Wenk 2011; Barthes 2012) und wohlmöglicher Dress-Analysen (Burger 2002; Eicher / Roach-Higgins 1993) näher untersucht.

Literatur
Barthes, Roland (2012 [1957]), Mythen des Alltags. Berlin: Suhrkamp.
Burger, Rosa (2002), Contemporary costume design: dress codes und weibliche Stereotype im Hollywood-Film. Wien: Universitäts-Verlag.
Eicher, Joanne B. / Roach-Higgins, Mary E. (1993), >>Definition and classification of
Dress<<. In: Barnes, Ruth / Eicher, Joanne B. (Hrsg.), Dress and gender: Making and
meaning. Providence / Oxford: Berg: 8–28.
Elston, Melissa M. (2012), Subverting Visual Discourses of Gender and Geography: Kent Monkman’s Revised Iconography of the American West. In: The Journal of American Culture (2012), 35 (2); 181-190.
Konecki, Krysztof Tomasz (2011), Visual Grounded Theory: A Methological Outline and Examples from Empirical Work. In: Revija za Sociologiju (2011), 41 (2); 131-160.
Livingston, Susan Briana (2015), Quee(Re)Appropriations and Sovereign Art Statements in the Work of Kent Monkman. In: Ethnoscripts (2015), 17 (1); 96-122.
Muñoz, José Esteban (1999): Disidentifications. Queers of Color and the Performance of Politics. Minneapolis / London: University of Minnesota.
Schade, S. / Wenk, S. (2011), Studien zur Visuellen Kultur. Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld. Bielefeld: transcript.

One thought on “Felix

  1. Hi Felix,
    danke für deinen Beitrag. Du zeigst anhand von Malereien Kent Monkmans, wie queere Bilder und Überzeugungen durch Kunst zutage treten und gezeigt werden. Außerdem werden diese in einem nicht-traditionellen Rahmen gezeigt. Haben sie dadurch subversives Potential? Ich denke, das zeigst du durch deine Studie.

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