15/06/15 Einführung zu Queer

In der Sitzung am 15. Juni wurde eine Einführung zum Thema ‚Queer‘ vorgenommen. Dazu wurden zuvor von jedem_r Projektteilnehmer_in Vorbereitungen getroffen. Diese umfassten das Lesen von ausgewählten (Einführungs-) Texten in die Thematik und das Festhalten von darin enthaltenen Thesen, Zitaten, Fragen und Begriffen auf Zetteln. Diese wurden innerhalb des Seminars nach und nach vorgetragen, besprochen und nach Zusammenhängen geordnet. Im Folgenden werden ausgewählte, bedeutungsstarke Aspekte herausgestellt und erörtert:

  • Queer: „Denn queer denken, heißt übliche Vorstellungen sexueller Identität, die glatten Einteilungen Frau / Mann und homosexuell / heterosexuell in Frage zu stellen.“[1]. Queer ist einerseits ein analytischer Begriff aus der Queer Theory und wird als wider-kategoriale bzw. als ein wieder-kategorialer Begriff verstanden. Queer ist eine widerständige Strategie und Praxis.
  • Performativität nach Butler: Laut Butler schließen sich Identifikation und Begehren gegenseitig aus. Doch durch den performativen Akt werden Geschlechternormen durch Zitationen und Wiederholungen immer wieder performativ hergestellt und festgelegt. Damit diese bestehen bleiben, sind sie auf ihre Zitationen angewiesen. Indem also etwas gesagt oder getan wird, wird wiederum etwas hergestellt. Als Bsp. kann hierbei die Hochzeitszeremonie angeführt werden, bei der mit den Worten „Hiermit ernenne ich euch zu Mann und Frau“ Geschlechternormen in Form von binären Gegensätzen naturalisiert werden und Heteronormativität konstruiert wird.
  • Performanz bezieht sich auf eine bestimmte Geschlechterperformanz, die als Möglichkeit der Subversion zu sehen ist. Als Beispiel führt Butler hierbei Drag-Queens an, die mit festgeschriebenen Geschlechternormen spielen und anders ‚performen‘ als es ‚gesellschaftlich‘, eben nach der binären Geschlechterordnung, von ihnen erwartet wäre. Heteronormativität wird somit als ‚nicht naturgegeben‘ entlarvt.
  • Intersektionalität beschreibt alle miteinander verschränkten Diskriminierungsebenen. Für Diskriminierung liegen immer mehrere Ordnungssystem wie ‚race‘, ‚class‘, oder ‚gender‘ zugrunde, die miteinander verwoben sind und somit nicht strikt zu trennen sind.
  • Eine weiteres Themenfeld, welches insbesondere für das Projekt von Bedeutung ist, bezieht sich auf historische Dimensionen und ist für die Entwicklung bzw. Entstehung des vorherrschenden Ordnungssystems der Geschlechter wichtig zu beachten. So wurde im Zuge der Kolonisation Heteronormativität übertragen. Heute bestehen viele Verschiebungen und Veränderungen der damaligen (Geschlechter-)Ordnungen, aber es werden immer noch viele alte Vorurteilsmuster aufgegriffen.
  • Anti-Bias: Begrifflichkeit, die mit Anti-Diskriminierung und gegen Mobbing gleichzusetzen ist.
  • Begriffliche Unterscheidung von sex und gender unterliegt einem historischen Prozess mit Ausgangspunkt im Feminismus der 1970er / 1980er Jahre. In dieser Zeit wurde erstmals eine Unterscheidung zwischen dem ‚biologischen‘ und dem ‚sozialen Geschlecht‘ vorgenommen. Judith Butler revidierte diese Unterscheidung wiederum in den 1990er Jahren, indem sie der Frage nachging, wo ‚sex‘ aufhöre und wo ‚gender‘ beginne. Daraus schlussfolgerte sie, dass ‚sex‘ immer schon ‚gender‘ gewesen ist.
  • Für das Projekt ist der Begriff der künstlerischen Produktionen unumgänglich und kann als Ermöglichung des Verständnisses von Gender und Queer wahrgenommen werden. Die Analyse der jeweiligen künstlerischen Produktionen erfolgt im Sinne der Cultural Studies. Kunst wird somit als virtueller Erfahrungsraum bzw. Imaginationsraum verstanden, was wiederum neue Wirklichkeitsmöglichkeiten eröffnet. Kunst ist also auch ein Spiel mit den Grenzen und vor allem auch politisch.

Zu guter Letzt stand die Frage nach der Verbindung zwischen Queer und künstlerischen Produktionen im Raum. Die Queer – Bewegung und Theory ermöglicht es, Kategorien in ihrer Konstruiertet offen zu legen und ‚Sicherheiten‘ in Frage zu stellen. Queer schafft somit VerUneindeutigungen.

[1] Weiss, Volker, 2001, Queer-Theorie und Queer-Politics: Eine Einführung. In: Klaus Stehling (Hg.), Queer Politics: Aufbruch zu neuer Ufern!? Göttingen: Edition Waldschlösschen Materialien: 34.

One thought on “15/06/15 Einführung zu Queer

  1. In diesem Abschnitt klärt und definiert ihr Leitbegriffe eure Projekts, was mir als Leserin hilft, mich im Projekt zu orientieren. Besonders erfolgreich erscheint mit die Definition des Begriffs “queer,” der mir bisher im Studium immer ein wenig im Kopf rumspukte und von dem ich nun eine konkrete Vorstellung habe. Mir erscheint der Begriff an sich selbst schon subversiv, weil er die bestehende Geschlechternorm und sexuelle Norm aufheben oder wenigstens hinterfragen will. Heterosexuelle Naturalisierungen werden dabei in Frage gestellt und es wird mit dem Begriff versucht, auch andere Neigungen zu normalisieren oder sie wenigstens zur Sprache und ins Blickgehörfeld zu bringen.

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