Allgemeines

Lehrende:r
Dr. Frédéric Falkenhagen

Veranstaltung
Europäische Policyanalyse

Modul
Lehrforschung

Fakultät
I – Bildungs- und Sozialwissenschaften

Institut
Sozialwissenschaften

Empfohlenes Semester
4. – 6.

Turnus
Wöchentlich, über einen Zeitraum von 3 Semestern

Anzahl Studierende
Durchschnittlich 10

KP des Moduls
24

Prüfungsform
Forschungsbericht und Präsentation

Kategorien
Bildungswissenschaften und Pädagogik
FLiF & FLiF+
Forschendes Lernen
Projekt
Seminar

Kurzbeschreibung

Wie entstehen Politiken? Welche Akteur_innen arbeiten wie miteinander oder gegeneinander im politischen Prozess? Warum wird der Staat (oder ein/e andere/r Normensetzer/in) aktiv? Welche Folgen hat das politische Handeln? Wie geht man mit ihnen um?

Auf Basis dieser grundsätzlichen Fragen haben die Studierenden in der Lehrforschung systematisch lokale Forschungsprojekte durchgeführt. Der Forschungsprozess von der thematischen Grundlegung über die empirische Phase bis zur Dokumentation wurde durch die Studierenden selbstbestimmt unter Begleitung durch den Lehrenden durchlaufen.

Umsetzungsstufen des Forschenden Lernens

Die in der Veranstaltung umgesetzten Stufen sind farbig markiert.
Dieser Link führt zur barrierefreien Beschreibung der Matrix des Forschenden Lernens.

Umsetzung des forschungsbasierten Lernens

1) Forschungsbezug: Der Forschungsbezug wurde durch die eigenständige Durchführung eines selbstgewählten Forschungsprojekts in kleinen Gruppen (bis zu vier Studierenden) umgesetzt. Hierbei wurde von der Themenfindung über die Konzeptualisierung und Operationalisierung bis zur empirischen Erhebung, Auswertung, Dokumentation und Präsentation ein kompletter Forschungszyklus durchlaufen.

2) Mentoring und Tutoring: Der Lehrende hat hier zunächst ein grundsätzliches Rahmenthema für alle Projekte festgelegt (Policy-Forschung) und eine thematische und wissenschaftliche Einführung erstellt, die auch eine offene Literaturbasis für die eigene Erkundung des Forschungsfeldes bot. Innerhalb des sehr offen gehaltenen Rahmens wurde von den Studierenden ein eigenes Forschungsobjekt gesucht sowie eine Forschungsfrage entwickelt. Der Lehrende war hier ausschließlich unterstützend tätig, indem er die Abläufe im Auge behielt und auf Anfrage (oder im Falle größerer Krisen auch ungefragt) Hilfestellungen und Tipps gab. Sowohl in der Hintergrundrecherche als auch der Operationalisierung der Fragestellung war die Rolle des Dozenten die des Beraters oder der Ressource und nicht die des Führenden oder Handelnden. In dieser sehr offenen Struktur war der Dozent darauf angewiesen, so weit wie möglich passiv (anhand existenter Diskussionen unter den Studierenden oder Anfragen bzw. Seminarvorschlägen) den Überblick über den Forschungsablauf zu behalten, bzw. an kritischen Punkten/ Meilensteinen kurze oder längere Berichte und Besprechungen anzusetzen. Hierbei wurde die wöchentliche Seminarsitzung sowohl zu einem Forum, als auch zu einem Dienstleistungstermin umgestaltet ,in dem entweder Diskussionen zwischen Gruppen oder mit dem Lehrenden möglich waren, oder konkreter inhaltlicher oder formaler Input auf Anfrage der Studierenden geliefert wurde. Auf diese Weise war der Lehrende zwar grundsätzlich im Forschungsprozess erreichbar, konnte jedoch jederzeit aus einem Prozess herausgehalten werden.

3) Forschungsmethoden: Methoden und Vorgehensweisen wurden durch die Einladung erfahrener junger externer Referent_innen (Masterstudierende, Doktorand_innen), die über ihre eigene Forschung berichteten, vermittelt. Die anschließende Diskussion zu konkreten Situationen und Problemen konnte hier eine erheblich lebensnähere Vermittlung bewerkstelligen. Die Vorerfahrungen einzelner Studierender, sowie die unterschiedliche zeitliche Abfolge der Forschungsprojekte wurde als weitere Möglichkeit des Peer-Teachings genutzt. Die Grundidee dieser Vermittlung ist, dass je näher sich die Wissensgebenden ander Situation der Wissensempfangenden befinden, umso besser ist das Wissen für die Empfangenden aktiv nutzbar. Auch konnten auf diese Weise Netzwerke geschaffen werden, über die im Laufe der Lehrforschung weiterer Wissensaustausch möglich wurde.

4) Forschungsreflexion: Die Arbeit der Studierenden hat, soweit wie möglich, selbstbestimmt und selbstständig stattgefunden. Da die Wahl der Forschungsmethode vom Dozenten offengelassen wurde, wurden sowohl im Plenum als auch in individuellen Sitzungen mit einzelnen Gruppen zunächst grundsätzliche (quantitativ oder qualitativ, wohlwollende Neutralität gegenüber dem Forschungsobjekt, Bewahren des Feldes für zukünftige Forschung etc.) später auch detailbezogene Fragen (Anonymisierungstiefe und Anonymität zwischen den Studienteilnehmer_innen) der Methode und Ethik diskutiert.

5) Wissenschaftliche Erprobung: Die eigenständige Forschung bestand neben der Vorbereitung auch in einer eigenen Erhebungsphase (Feldforschung zumeist in Form von Interviews oder Aktenanalyse), an die eine Auswertungs- und Dokumentationsphase angeschlossen wurde.

6) Verbesserung: Die Studienleistung (ein Forschungsbericht) wurde fortlaufend mit dem Dozenten diskutiert und verschiedene Rohfassungen jeder Komponente besprochen und detaillierte Verbesserungsvorschläge gegeben. Dieser kontinuierliche Prozess ermöglichte multiple Überarbeitungsschritte. Am Ende des Semesters wurde ein öffentlicher wissenschaftlicher Kongress aller Lehrforschungen organisiert, um die vorläufigen Ergebnisse den Studierenden, Lehrenden und dem Publikum vorzustellen und mit ihnen zu diskutieren. Die gute Resonanz des Kongresses (Publikum im Schnitt ca. 40 Personen pro Vortrag) und die angeregten Diskussionen boten weitere Möglichkeiten durch externes Feedback den Bericht zu verbessern und Aspekte zu berücksichtigen, die vorher übersehen worden waren.

7) Rückmeldung: Jeder Bericht wird detailliert mit den Studierenden besprochen. Es können beliebig viele Versionen eingereicht und besprochen werden, bis entweder beide Seiten mit dem Ergebnis zufrieden sind, oder der Abgabestichtag erreicht ist. Dies spiegelt den Forschungsprozess wieder in dem die Anzahl der Besprechungen mit anderen Forscher_innen auch nicht begrenzt ist, jedoch am Ende ein Einreichungsdatum steht. Wichtig hierbei ist die konkrete und lösungsorientierte Form des Feedbacks, welches die wirkliche Verbesserung des Berichts im Auge hat und nicht eine Vorwegnahme der Benotung. Die Faustregel hier ist, dass bis zur endgültigen Abgabe des Berichts der Lehrende ausschließlich Berater und Unterstützer der Studierenden ist und seine Rolle als Bewerter erst nach Abschluss der Arbeit einnimmt.

8) Lernzuwachs: Die Rückmeldung im Laufe des Seminars erfolgte möglichst detailliert entweder als Annotationen an Textrohfassungen oder im persönlichen Gespräch mit dem Ziel, die Studierenden als echte Forscher_innen im Forschungsprozess zu verstehen. Die übliche Asymmetrie in der Kommunikation zwischen Lehrendem und Lernenden muss hierbei durchbrochen werden. Ziel ist ein Beratungsverhältnis, das die Studierenden bewusst zu den Eigentümer_innen und Besitzer_innen ihrer Arbeit macht, während der Lehrende hier nur Gastrechte genießt. Der Lernzuwachs lässt sich für den Lehrenden eindeutig an der hervorragenden Qualität derForschung und der Berichte ablesen, die größtenteils eine Veröffentlichung verdient hätten (aktuell wird hierfür ein Modell mit dem studentischen Journal forsch! diskutiert). Die Studierenden haben ein Potential freigelegt, das ihnen teilweise selbst verborgen war.

Kompetenzentwicklung der Studierenden aus Sicht des Lehrenden

  • Sehr starke Verbesserung der forschungsmethodischen Kompetenzen.
  • Sehr starke Verbesserung der Fachkompetenz.
  • Sehr starke Verbesserung der Schlüsselkompetenzen (z.B. Analyse und Problemlösungsstrategien, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Recherche- und Präsentationstechnike

Bewertung und Empfehlungen

Bewährt hat sich der sehr starke Mentoringansatz und das Einladen anderer Forscher_innen (Masterabsolvent_innen, Doktorand_innen etc.).

Die Organisation der Arbeit in Gruppen hat deutliche Probleme aufgezeigt. Ihr eigentliches Ziel war das Arbeitsvolumen eines Forschungsprojekts durch Aufteilung bewältigbar zu gestalten und eine kooperative und kollaborative Arbeitsform zu nutzen. Bedingt durch die bereits erlernten Routinen der Gruppenarbeit in Schule und Studium, die auf distributiver Kooperation beruhen, wenig internes Feedback vorsehen und die nur einen untergeordneten Fokus auf die Gesamtstimmigkeit legen, wurden hier Reibungsflächen, Konflikte und Krisen erzeugt, die die Arbeitsbelastung noch zusätzlich erhöht haben. Für eine weitere Durchführung wäre ein Verzicht auf die Gruppenarbeit zu erwägen, es sei denn andere Module haben bereits den Grundstein zur effizienten Arbeit in Gruppen gelegt und die traditionellen Routinen aufgebrochen.

Feedback der Studierenden

Es gab gutes Feedbackfür das Mentoring und die freie Struktur (u.a. Nominierung zum Preis der Lehre). Gruppenarbeit ist für die meisten nunmehr indiskutabel.

Besonderheiten / Sonstiges

Die intensive und individualisierte Betreuung erfordert einen hohen Zeitaufwand. Das offene Format verlangt den Studierenden eine hohe Selbstdisziplin ab (in diesem Fall kein Problem, muss aber beobachtet werden). Die Vernetzung mit anderen Projekten (insbesondere Abschlussarbeiten) hat sich als sehr nützlich erwiesen.