Herbarien

Ein Herbarium, auch Herbar, ist eine Sammlung konservierter Pflanzen(teile). Auch das Gebäude, in dem ebendiese Sammlungen lagern, wird Herbarium genannt.

Ein Apothekerherbarium aus dem Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg. © Dick, C. (2020a) mit freundlicher Genehmigung des LMNM.

Es gibt verschiedene Methoden, um die Pflanzen zu konservieren (Parnell 2013). Häufig werden sie zwischen Papier gepresst und getrocknet und anschließend nach bestimmten Kriterien auf säurefreies Papier montiert. In der Regel schützt ein fester Umschlag die Belege und hält sie zusammen, sodass nichts herausfallen kann oder beschädigt wird. Letztere können nach unterschiedlichen Kriterien sortiert werden. Im wissenschaftlichen Kontext geschieht dies meist aufgrund der aktuellen Systematik, basierend auf molekulargenetischen Untersuchungen (A.P.G. 2016). Es ist aber theoretisch auch denkbar, Sortierungen nach Alphabet, pharmazeutischen Inhaltsstoffen, Sammelzeitpunkt oder Sammelort vorzunehmen. Auf dem Foto ist ein Herbarium zu sehen, in dem die Pflanzen nach systematischen Kriterien sortiert sind. Nah verwandte Arten werden in Pflanzenfamilien zusammengefasst und können anhand morphologischer Merkmalskomplexe bestimmt werden. Daher enthält das Herbarium zunächst Familienumschläge. In jedem der hier zu erkennenden hellblauen Umschläge (Faszikel) sind die Belege der jeweiligen Familie enthalten.

Faszikel im Apothekerherbarium, die jeweils eine Pflanzenfamilie enthalten. © Dick, C. (2020a) mit freundlicher Genehmigung des LMNM.

Insgesamt bergen Herbarien großes Potenzial, wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Sie können z.B. Belege beherbergen, welche zu einer bislang nicht beschriebenen Art gehören (Kemp 2015). Außerdem können sie Wanderungen von Arten dokumentieren und Arten enthalten, die heute in der Natur verschollen sind (Deng 2015) oder an Orten vorkommen, die nicht ohne Weiteres durch Wissenschaftler aufgesucht werden können (Parnell et al. 2013). Nicht zuletzt können Herbarien als Bildungsressourcen dienen (Rich & Lewis 1999) und für DNA-Analysen herangezogen werden, um durch den Vergleich von DNA-Abschnitten die Verwandtschaft von Arten erkennen zu können.

Um die Ressourcen, die ein Herbarium birgt, verfügbar zu machen, müssen die Sammlungen zunächst erschlossen, digitalisiert und inventarisiert werden, da sie andernfalls wissenschaftlich wenig Wert besitzen. Was selbstverständlich klingt, ist es nicht: Die Bearbeitung von Sammlungsobjekten beansprucht Zeit, Personal und somit Geld, welches für diese Tätigkeit in Museen und Universitäten oft fehlt (Kemp 2015), während die Anzahl an Herbarien weltweit stetig zunimmt (Thiers 2020).

Die Digitalisierung von “Flachware” kann beispielsweise am HerbScan (HerbScan Eingineering, Chertsey, Surrey, UK) geschehen. © Dick, C. (2020a) mit freundlicher Genehmigung des LMNM.

Weltweit gibt es über 3.000 aktive Herbarien, also Institutionen mit wissenschaftlicher Sammlungsbetreuung, die im Index Herbariorum gelistet sind. Jedes davon trägt ein individuelles Namenskürzel (Akronym). In Deutschland sind es circa 70 Herbarien. Zwei davon sind in Oldenburg: Eines im Landesmuseum Natur und Mensch (LMO) und eines an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (OLD).


Mehr über das Herbarium der Universität Oldenburg erfahren Sie hier.