Geschrieben von Philipp Gerst

Der Wecker klingelt morgens, aber ich bin schon längst wach und starre durch die Dunkelheit an die Decke. Auf meiner To-do-Liste steht, ich solle für die Uni lernen, bald stehen wieder Prüfungen an, ich habe die Texte für das heutige Seminar noch nicht gelesen und die Aufgaben habe ich auch noch nicht gemacht. Wozu das Ganze? Allein beim Gedanken daran, seitenweise Texte zu lesen über Themen, die mich überhaupt nicht interessieren und die ich vor lauter Fachbegriffen und verschachtelter Grammatik sowieso nicht verstehe, bekomme ich Bauchschmerzen.

Was mache ich eigentlich hier? Was mache ich an der Uni? Was mache ich im Fach XY?

Kennst du diese Gedanken auch? Zweifel im Studium. Manchmal kommt dieser eine Punkt, an dem man anfängt, alles zu hinterfragen. Irgendwie hatte man sich das alles ganz anders vorgestellt, irgendwie einfacher, spaßiger, interessanter. Und vielleicht hat es ja in den ersten Semestern sogar noch danach ausgesehen oder die Fächer hörten sich in den Infoveranstaltungen spannender an als sie tatsächlich sind. Und jetzt fragt man sich doch, ob es die richtige Entscheidung war und ob man das noch länger machen will oder nicht.

Das Gute ist, dass du mit diesen Gedanken nicht allein bist. Es gibt so viele Studierende, die solche Zweifel kennen, die auch mit dem Gedanken spielen, alles hinzuschmeißen. Manchmal kann es da helfen, sich erst einmal bewusst zu werden, was genau die Gründe sind, die dich zum Zweifeln bringen. Oft sind es nur ein paar wenige Dinge, die einen in eine schlechte Laune ziehen, aus der heraus man dann alles doof findet. Sind es die hohen Anforderungen? Der Stress? Die Inhalte eines Seminars? Probleme mit anderen Studierenden oder gar den Dozierenden? Probleme außerhalb der Uni? Es kann so viele Gründe geben. Und dann erscheinen auf einmal alle anderen Studiengänge um so vieles interessanter, nur der eigene ist irgendwie blöd.

Und dann bleibt da noch das Dilemma: Wenn ich mein Studium oder meinen Studiengang abbreche und etwas Anderes mache, geht es mir damit besser oder wird es sogar noch schlimmer? Immerhin hat jeder Studiengang Höhen und Tiefen. Ist es bei dir also nur ein Tief? Oder passt etwas wirklich nicht?

Wenn du Zweifel hast, ob dein Studium zu dir passt, versuche dir für dich darüber klar zu werden, woher genau deine Zweifel kommen, und rede am besten mit jemandem darüber. Oft verschwinden Sorgen, wenn man sie mit anderen teilt. Sprich mit anderen Studierenden über deine Zweifel, mit guten Freund*innen, mit deiner Familie. Wende dich bei Problemen oder Konflikten gerne an die Fachschaft, oft kann sie dir helfen oder dir einen Rat geben. Oder melde dich beim Psychologischen Beratungsservice (PBS) der Uni, mach einen Gesprächstermin aus oder lass dich online beraten (auch das geht, ganz anonym!) – der PBS ist genau für solche Fälle da und an der Uni Oldenburg sehr gut aufgestellt. Und für Studierende absolut kostenlos.

Oder sind es eher Unsicherheiten oder gar Ängste vor der Zukunft? Ist dein Studium gar nicht das große Problem, sondern mehr die Ungewissheit, was du hinterher damit anfangen willst, ob es Berufe gibt, die dir Spaß machen? Auch hier gilt: Rede darüber, nutze die oben schon genannten Ansprechpartner*innen oder wende dich vielleicht an die Beratungseinrichtungen des StudierendenServiceCenters, beispielsweise an die Zentrale Studien- und Karriereberatung (ZSKB). Auch die Fachschaften oder Dozierenden haben manchmal noch Kontakt zu ehemaligen Studierenden, die ähnliche Probleme hatten und nun doch einen guten Job gefunden haben.

Meist bringt es schon sehr viel Licht ins Dunkel, wenn man über seine Sorgen spricht. Und auch mir geht es nach einigen Gesprächen mit Freund*innen und einer Sitzung beim PBS schon deutlich besser. Sollte sich trotz allem herausstellen, dass dein Studium wirklich nicht zu dir passt, dann kannst du auch beruhigt einen Schlussstrich ziehen und etwas anderes machen. Aber auch hier gilt: Du bist nicht allein damit. Viele haben das hinter sich.

Kleine Zweifel gehören zum Studium dazu, große Zweifel können ein Zeichen sein, dass dich vielleicht etwas Anderes glücklicher macht. Und Probleme lassen sich (gemeinsam) meistens lösen. Sprich drüber!

Fotos:
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