News. Zeitgeschehen künstlerisch interpretieren (Teil 1) (kum261) (WiSe22/23) Alessa Magdalena Brachmann

Ästhetisches Projekt

Im Hinblick auf die Hinführung in den Beiträgen zur Ideenentwicklung und zum Arbeitsprozess des eigenen Projekts, erfolgt hier die abschließende Betrachtung des fertigen Werks.

In der zweiteiligen Gipsfigur werden anhand der ausgewählten Kleidungsstilistik die sozio-kulturellen Differenzen von Ost und West im Kontext des Frauenbildes gleichzeitig vereint sowie gegenübergestellt. Dahingehend repräsentiert die Figur das Erscheinungsbild der Frau in zweiteiliger Form, die linke Seite das Östliche sowie die rechte Seite das Westliche. Neben der Wahl eines floralen Ornamentenmusters sowie einer ganzheitlichen Körperbedeckung durch die Bekleidung, zeigt auch die Nuancierung des Hautfarbtons und die Kopfbedeckung die Anzeichen für die östliche Position auf. Demgegenüber erscheint die westliche Position in einem einfarbigen, an Hals, Taille und Rückenpartie freizügig geschnittenen Kleid, wobei die Figur keine Kopfbedeckung trägt und die Hautfarbe in einem hellen Farbton gestaltet ist. Der Umstand, dass an der westlichen Seite der Figur keine Frisur gemalt oder inszeniert wurde, kann im Solidaritätszusammenhang, der die Frauen aus Ost und West im Rahmen der iranischen Protestbewegung (Oktober 2022) vereinte, gelesen werden. Dabei wollte ich jedoch in der künstlerischen Umsetzung auf die muslimische Tradition der Kopfbedeckung, auch aufgrund von Erfahrungen der Bedeutungszuschreibung im persönlichen Umfeld, nicht verzichten. Insofern wird das ambivalente Spannungsverhältnis zwischen religiös-kulturell verankerte Tradition und die davon voranschreitende Emanzipation deutlich.

© 2024 News. Zeitgeschehen künstlerisch interpretieren (Teil 1) (kum261) (WiSe22/23) Alessa Magdalena Brachmann

Thema von Anders Norén