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Wie fahre ich kontrolliert Rollbrett?

Rollbrettfahren in der Grundschule sprachsensibel unterrichten

Vorstellung der Autorinnen:ung:

Im Zusammenhang mit einem Germanistikseminar beschäftigen wir, Hannah Bronsema und Michaela Krüssel, uns mit Sprachsensiblem Fachunterricht und erstellen auf dieser Plattform einen Unterrichtsentwurf. Wir studieren Germanistik und Sportwissenschaft auf Lehramt im dritten Semester und haben uns somit dafür entschieden, einen sportbezogenen sprachsensiblen Fachunterricht für die 4. Jahrgangsstufe mit ca. 24 Schüler*innen zu gestalten.

1. Einleitung:

„Sprachbildung soll ein zentrales Thema aller Schulfächer sein“ ( Josef Leisen 2021). Dies gelingt durch die Anwendung von sprachsensiblem Fachunterricht. Es ist heutzutage kaum möglich, ohne die Beherrschung von Bildungssprache am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen (vgl. Vollmer/ Thürmann 2014, S. 41). Beispielsweise ist die Bildungssprache bei der Beantragung von Dokumenten oder bei einer Verfassung oder Entzifferung von fachlichen Briefen von Nöten. Aus diesem Grund sollte die Sprachbildung schon im Grundschulalter gefördert werden.

Dieser Blogeintrag beschäftigt sich mit der Herausforderung von sprachsensiblen Fachunterricht im Sportbereich. Der Sportunterricht stellt sich als schwierigen Angriffspunkt für die Sprachbildung dar, denn im ersten Moment assoziiert man mit dem Sport vor allem die Bewegung, den Spaß und die motorischen Fähigkeiten. Doch es darf nicht die Sprachsensibilität vernachlässigt werden. Aus diesem Grund setzen wir uns an dieser Stelle mit der Einbindung von sprachsensiblen Anteilen im Sportunterricht auseinander. Neben dem Sprachanteil stellt auch das Grundschulalter, auf welches wir uns hier beziehen, eine große Herausforderung dar. Vor allem bei Grundschüler*innen entwickeln sich schneller und mehr Stolpersteine als bei Schüler*innen höheren Alters. Deswegen ist es besonders elementar diesen sprachsensiblen Fachunterricht altersgerecht zu gestalten. Um diesen Unterricht zeitgemäß durchzuführen, hat unser Unterrichtsentwurf die Mitwirkung von digitalen Medien. Parallel dazu wird es einen identischen analogen Entwurf geben, falls eine mediale Ausstattung nicht vorhanden ist. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass es sich um einen fiktiven Entwurf handelt. Der hier angeführte Sportunterricht bezieht sich auf eine Einführung mit der Thematik Bewegung auf Rollen und Rädern und spezialisiert sich auf den Gegenstandsbereich des Rollbrettfahrens. 

2. Sachanalyse:

Rollbretter gibt es in verschiedenen Größen, Formen und Farben. Meist ist es ca. 60cm x 30cm groß und hat eine rechteckige Form. Auf der unteren Seite des Bretts befinden sich an den Ecken vier Lenkrollen. Diese sind kugelgelagert und daher beweglich (vgl. Köckenberger 2006, S. 129). Gewöhnlich positionieren sich Schüler*innen in Bauchlage, sitzend mit gekreuzten Beinen (Schneidersitz) oder auf den Knien sitzend (Fersensitz) auf dem Rollbrett (vgl. Abbildung Allgemeine Unfallversicherungsanstalt). Durch das Abstoßen der Hände vom Boden können sie selbstständig Fahrt aufnehmen.

(Allgemeine Unfallversicherungsanstalt 2018, S. 24)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Rollbrett im Unterricht einzusetzen. Zum einen laden Rollbretter zu offenen Spielen ein, zum anderen können aber auch bestimmte Bewegungen gezielt geübt werden. Förderlich ist der Umgang mit dem Rollbrett im Sportunterricht in verschiedenen Bereichen.

Besonders beim Fahren mit dem Rollbrett passieren im Sportunterricht der Grundschule laut der Landesunfallkasse Hamburg (LUK) auffällig viele Unfälle (vgl. Remus 2003). Diese entstehen vor allem durch erhöhte Geschwindigkeit bei der Rollbrettfahrt, die zu Zusammenstößen mit anderen Personen oder Gegenständen und Wänden führt. Daraus resultierende Verletzungen betreffen meist die Extremitäten, wie die Finger oder die Köpfe der Schüler*innen . Vermindern lassen sich solche Unfälle einerseits durch Rollbretter mit Griffschlitzen um die Hände zu schützen, andererseits durch strenge Verhaltensregeln. Es lässt sich sagen, dass ein ausgeprägtes Regelbewusstsein bei den Grundschüler*innen als Basis für den Rollbrettunterricht geschaffen werden muss.

Folglich wird diskutiert, ob das Rollbrettfahren in der Grundschule zu gefährlich ist. Verschiedene Meinungen, wie beispielsweise die der Allgemeinen Unfallversichungsanstalt und der LUK, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Rollbrettfahren bringt ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich. Da es aber viele Vorteile hat, sollte es nicht weggelassen werden, sondern stattdessen durch Vorsichtsmaßnahmen wie strenge Verhaltensregeln kontrolliert werden.

3. Didaktische Begründungen:

Die Auswahl des Themas und des Gegenstandes bezüglich dieser Unterrichtsstunde basiert auf den Vorgaben des Kerncurriculums der Grundschule im Fachbereich Sport. An dieser Stelle ist vermerkt, dass die Bewegungserfahrungen auf rollenden und gleitenden Geräten im Grundschulalter generiert werden müssen. Unter dieser Komponente versteht man geschwindigkeits- und gleichgewichtsabhängige Bewegungsformen, welche zu einer Förderung der grundlegenden koordinativen Fähigkeiten, sowie zu einem situationsangemessenen Umgang mit dem Gerät führen (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2020). Somit wird sich die Unterrichtsstunde inhaltlich auf das Bewegen auf Rollen und Rädern beziehen und der übergeordnete Gegenstand stellt das Rollbrett dar. Das Bewegen auf Rollen und Rädern ist mit typischen Bewegungserlebnissen verbunden, die beim Laufen, Werfen oder Springen nicht aufkommen. Bei diesen Erlebnissen geht es vor allem um das abrupte Abbremsen, Ausweichen von Gegenständen und die Kontrolle über einen Gegenstand zu halten. Diese Thematik kann mit verschiedenem Material durchgeführt werden, beispielsweise mit einem Fahrrad, Inlinern oder Rollbrettern (vgl. Trebels/ Funke-Wieneke 199, S. 24). Das Rollbrettfahren ist in den meisten Grundschulen schon sehr etabliert und aus diesem Grund verfügen viele Schulen über dieses benötigte Material. Weil man demnach davon ausgehen kann, dass einige Grundschulen mit Rollbrettern ausgestattet sind, haben wir uns für das Rollbrettfahren in der Grundschule entschieden und können somit das Rollbrett als Unterrichtsgegenstand determinieren.

Die Gegenwartsbedeutung der vermittelten Inhalte lässt sich in dem Sinne definieren, dass die meisten Kinder schon im frühen Alter Erfahrungen auf Rollen und Rädern sammeln. Dies fängt damit an, dass Kinder schon im zweiten oder dritten Lebensjahr Berührungspunkte mit Dreirädern oder Laufrädern haben. Außerdem lässt sich zu diesem Aspekt hinzufügen, dass viele Kinder im Grundschulalter Fahrrad fahren und auch in diesem Zusammenhang das Bewegen mit Rollen kennen. Deswegen lässt sich somit festhalten, dass eine gewisse Erfahrung der Gleichgewichtskompetenz und der koordinativen Fähigkeiten vorhanden ist. Im Zusammenhang mit dem Fahrradfahren besteht außerdem Kontakt zu den Verkehrsregeln, welche das Regelbewusstsein anregt und aufgrund der Sicherheitsbelehrung ebenfalls eine bedeutsame Rolle in unserer Unterrichtsstunde hat. Allerdings ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass bereits gemachte Erfahrungen in den spezifischen Bereichen nicht gleichzeitig bedeuten, dass die Kompetenzen vollständig ausgeprägt sind. Denn motorisches Lernen wird in eine Adaptive- und eine Erleichterungsstufe unterschieden. Das bedeutet, dass während der ersten Erfahrung die erforderlichen Bewegungsmuster angeeignet werden und im späteren Verlauf die Bewegungsqualität optimiert wird (vgl. Geraedts 2020, S. 115). Dieser Übergang von der Aneignung der Bewegungsmuster bis zur Optimierung findet in unserer Unterrichtseinheit statt. An dieser Stelle kommen wir zu der Zukunftsbedeutung, die sich auf Regeln im Straßenverkehr bezieht. Denn je nach Erfahrung kann es sein, dass ein Kind bereits gewisse Kompetenzen erlangt hat. Andererseits kann es auch sein, dass ein Kind nur wenige Berührungspunkte in Anbetracht auf diesen Aspekt hat. Beispielsweise ist das Regelbewusstsein unterschiedlich ausgeprägt. In Abhängigkeit des Umfeldes und der Erziehung differenziert sich die Wahrnehmung von Regeln und Vorgaben. Deswegen müssen bezüglich der Sicherheitsbelehrung adaptive Vorgehensweisen auf Seiten der Lehrkraft angewandt werden, sodass bei jede*r Schüler*in ein Lerneffekt resultiert. Die Zukunftsbedeutung ist in diesem Zusammenhang so zu verstehen, dass die Ausprägung des Lerneffekt sich individuell unterscheidet. Einige Kinder können durch die Sicherheitsbelehrung Rückschlüsse zu den Verkehrsregeln schließen, wobei andere Kinder diese Fähigkeit eventuell schon durch das Fahrradfahren im Alltag erlangt haben. Man kann von diesem Rückschluss ausgehen, da es bei beiden Anwendungsbereichen um das Führen von einem Gegenstand geht. Beim Rollbrettfahren soll das Kind erlernen, wie man die Kontrolle über das Rollbrett behält, darunter zählt man das Abbremsen und Lenken des Gegenstandes und die Rücksicht auf andere Mitschüler*innen. Parallel dazu wird genau diese Kompetenz auch im Straßenverkehr gefordert, allerdings mit anderen Gegenständen. Somit können die Kinder ihre erlernten Kompetenzen auf den zukünftigen Alltag im Straßenverkehr anwenden (vgl. Töltsch 2004, S. 3). 

Aus dem vorgegeben Kerncurriculum, der bereits getätigten Sachanalyse und der Zusammensetzung unserer Unterrichtsstunde soll es zu folgendem Kompetenzzuwachs beim Lernenden führen. Diese Gliederung erfolgt analog zur zeitlichen Abfolge des Stundenverlaufs.

  • Die Schüler*innen können eigenständige Formulierungen konstruieren, um ihre bereits gemachten Erfahrungen zu teilen.

Die ersten Kompetenzen beziehen sich auf die Sprachsensibilität. In der Einführung kommt es zum Austausch der bereits gemachten Erfahrungen. In dieser Phase wird von den Schülern*innen eine eigenständige Formulierung der in der Vergangenheit liegenden Erlebnisse abverlangt. Fachlich gesehen fassen wir diese Aufgabenstellung unter den Operator „Erklären“. Die Kinder geben ihre Erfahrungen wieder und erklären die kausale Schlussfolgerung bezüglich der Regelaufstellung (vgl. Magdalena Michalak/Valerie Lemke/ Marius Goeke 2015, S. 136.) Parallel dazu soll eine Ergebnisfestigung mit Hilfe des Mindmapping Tools durchgeführt werden, woraus dann die Regeln der Sicherheitsbelehrung resultieren. Diese Kompetenz wird ebenso in der Reflexion gefördert. Die Schüler*innen sollen mit Hilfe einer Wortwolke ihre Empfindungen zu der einzelnen Stationsarbeit formulieren.

  • Die Schüler*innen können sicherheitsgemäß und kontrolliert mit dem Rollbrett umgehen. Dazu gehört das Abbremsen, Lenken und Führen des Gegenstands.

Im Anschluss dazu kommt es zum praktischen Teil unserer Unterrichtsstunde, wobei die motorischen Fähigkeiten gefördert werden. Darunter fasst man die ersten Bewegungserfahrungen mit dem Rollbrett, die koordinativen Fähigkeiten, die Geschicklichkeit und die Ausdauer (vgl. Allgemeine Unfallversicherungsanstalt 2018). Die ersten Bewegungserfahrungen werden bei dem Spiel „Stop and drive“ gemacht. Dabei gibt es keine konkreten Vorgaben zur Benutzung des Rollbrettes. Das Kind kann sich unter Berücksichtigung der soeben gefestigten Regeln frei ausprobieren. Dieses Prinzip der schöpferischen Freiheit besagt, dass das Kind ihre körperlichen Aktionen frei und kreativ gestalten kann ohne einem Idealbild der Bewegungstechnik zu folgen (vgl. Paul Tholey 1986, S. 105). Die Kompetenzen der koordinativen Fähigkeiten, der Geschicklichkeit und der Ausdauer werden mit Hilfe der Stationsarbeit weiter ausgeprägt. Laut des Kerncurriculums sollen die Schüler*innen „das dynamische Gleichgewicht halten bzw. wiederherstellen, sich bewegend im Raum und zu unterschiedlichen Raumpunkten hin orientieren, motorisch adäquat agieren und auf aktuelle Reizsituationen reagieren und beschleunigte, geradlinige und drehende Bewegungen aushalten und bewältigen“ (Niedersächsisches Kultusministerium 2020, S. 35) können. Durch die einzelnen Stationen gelingt es, diese Vorgaben einzuhalten und die verschiedenen koordinativen Fähigkeiten in einer unterschiedlichen Ausprägung zu trainieren. Laut Hirtz kann keine einzelne koordinative Fähigkeit beansprucht werden, sondern sie greifen alle ineinander über, sodass die eine Fähigkeit mehr beansprucht wird, als die andere. Durch die unterschiedliche Gewichtung der Beanspruchung führt es insgesamt zu einem einheitlichen Erfolg und die Koordination kann in verschiedenen Handlungsoptionen angewandt werden (vgl. Peter Hirtz 2018, S. 133-135). 

  • Die Schüler*innen erlernen den Umgang mit digitalen Medien im Sportunterricht.

Neben den motorischen Lernzielen wird in dieser Phase ebenfalls der Umgang mit digitalen Medien als Kompetenz festgelegt. Durch das Arbeiten mit den Stationskarten und den damit einhergehenden QR-Codes, lernen die Kinder die zukunftsorientierte Digitalität kennen. Ein weiterer Kompetenzzuwachs bezüglich der Sprachbildung ist in der Reflexion zu erwarten. Die Schüler*innen sollen mit Hilfe einer Wortwolke ihre Empfindungen zu der einzelnen Stationsarbeit formulieren. 

  • Die Schüler*innen beherrschen einen respektvollen Umgang innerhalb der Klassengemeinschaft.

Die letzte anzuführende Kompetenz bezieht sich auf die gesamte Stunde. Durch den Umgang und der Zusammenarbeit mit den Mitschülern, führt der Unterricht ebenfalls zu einem Zuwachs von sozialen Aspekten. Aufgrund der Sicherheitsbelehrung und der anschließenden Durchführung der Aufgabenstellungen lernen die Kinder, Rücksicht auf andere zu nehmen und ihre eigene Sicherheit zu schützen.

4. Methodische Überlegungen:

Bei den folgenden gewählten Methoden wurde stets darauf geachtet, möglichst sprachsensibel vorzugehen. Eine sprachsensible Gestaltung des Fachunterrichts ist fundamental, denn zum einen wird Fachwissen meist über das Medium Sprache vermittelt. Zum anderen „[gilt] der Erwerb einer genuin sprachlichen Handlungsfähigkeit (im Fachkontext) als eines der übergeordneten Ziele des Fachunterrichts“ (Butler/ Goschler 2019, S. V).

,,Insofern sind Vermittlung und Erwerb sprachlicher Fähigkeiten integraler Bestandteil eines jeden Fachunterrichts”
(ebd., S. V)

Zwischen Schüler*innen können beispielsweise durch das Elternhaus beeinflusste große sprachliche Unterschiede bestehen. Einzelne Kinder können durch ihre sozioökonomisch schwächeren Herkunft sprachlich – und damit auch fachlich – benachteiligt sein (vgl. ebd., S. V-VI). Um etwaige sprachliche Unterschiede der verschiedenen Schüler*innen auszugleichen, sind sprachsensible Methoden unabdingbar.

Bei der Umsetzung können digitale Methoden weiterhelfen. Auch hier haben wir einen Schwerpunkt gesetzt, da sich die Digitalität aus der Lebenswelt der Kinder nicht mehr wegdenken lässt. Einerseits kann die Arbeit mit Tablets etc. Motivation hervorrufen, andererseits sollte der Umgang mit digitalen Geräten im institutionellen Rahmen geschult werden, um die Kinder auf digitales Arbeiten vorzubereiten. Seitens der Lehrkraft können digitale Methoden gegenüber analogen Alternativen auch einfach praktischer sein. (vgl. Wedding 2020, S. 65-66)

Zur Einstimmung der Schüler*innen erfolgt zuerst die Begrüßung mit einer kurzen Besprechung der folgenden Unterrichtsstunde. Dadurch können die Kinder sich darauf einstellen, was später zu tun sein wird.

Anschließend folgt die Einführung in das Thema „Rollbrett fahren“. Hier sollen die Kinder über ihre bereits gemachten Erfahrungen mit Rollbrettern sprechen. Die Situation findet in einem Sitzkreis im Plenum statt, damit jedes Kind die Möglichkeit hat, wichtige Erfahrungen anderer Kinder kennenzulernen. Gleichzeitig hält die Lehrkraft die Erzählungen der Kinder stichpunktartig in einer digitalen Mindmap fest. Hier kann beispielsweise Erfahrungen mit dem Rollbrett im Zentrum der Mindmap stehen und sich in gute Erfahrungen und schlechte Erfahrungen gliedern. Durch die schriftliche Fixierung des Gesagten bekommen die Kinder eine positive Wertschätzung bezüglich ihres Beitrags. Dank der strukturierenden Funktion der Mindmap (vgl. Leisen 2004, S. 43), festigen sich gleichzeitig die Erzählungen der anderen Kinder und sie können in der nächsten Aufgabe darauf zurückgreifen.

Die nächste Aufgabe lautet, aus den Erfahrungen der Schüler*innen Verhaltensregeln für das Rollbrettfahren abzuleiten. Indem die Kinder auf die vorherigen Erzählungen Bezug nehmen, legitimieren sie die Regeln und können für sich erkennen, warum diese wichtig sind. Die Mindmap stellt hierbei eine sprachliche Unterstützung dar, indem sie den Schüler*innen einen Anhaltspunkt zur Begründung von Regeln bietet. Außerdem stehen den Schüler*innen vorgegebene Satzstrukturen zur Verfügung, um die Regelformulierung zu erleichtern (vgl. Cornelsen 2019). Dies ist hier ein wichtiges sprachsensibles Instrument, denn während die Schüler*innen in der ersten Aufgabe vermutlich alltagssprachlich von ihren Erfahrungen erzählen, müssen sie bei der Formulierung und Begründung von Regeln nun auf das bildungssprachliche Register zugreifen (vgl. Schmölzer-Eibinger 2013, S. 26). Die festgehaltenen Erfahrungen in der Mindmap helfen vor allem bei der Begründung. 

Dass die Schüler*innen die Wichtigkeit der Regeln beim Rollbrettfahren erkennen, ist grundlegend für diese Unterrichtsstunde, um Verletzungsrisiken zu vermeiden. Werden nicht alle wichtigen Regeln aufgeführt, ist eine Ergänzung seitens der Lehrkraft vonnöten.

Als analoge Alternative zum digitalen Mindmapping-Tool lässt sich hier ein Flipchart einsetzen, auf das die Mindmap gezeichnet werden kann. Der Vorteil der digitalen Variante liegt hier in der Übersichtlichkeit, da vorher nicht bekannt ist, wie viele Beiträge gebracht werden und die Anordnung der Stichpunkte somit unübersichtlich werden kann.

Zuerst stand die Überlegung im Raum, zur Einführung ein Video von rollbrettfahrenden Kindern zu zeigen und anschließend zu fragen, was den Schüler*innen auffällt. Daraus sollten dann die Regeln abgeleitet werden. Wir haben uns jedoch für diese Einführung entschieden, da sie stärker an der Erfahrungswelt der Kinder orientiert ist. Außerdem lässt sich so viel besser überprüfen, auf welchen Kenntnisstand einzelne Schüler*innen sind. Wir halten diese Variante zudem für sprachsensibler. Vermutlich ist der Sprechanteil der Kinder hier höher und sie formulieren sogar „längere kohärente Äußerungen“, wodurch das aktive sprachliche Handeln gefördert und gefordert wird (vgl. ebd. S. 29).

Anschließend können die Kinder nun mit dem Rollbrettfahren beginnen. „Stop and Drive“ stellt das Aufwärmspiel dar. Aus der Perspektive von Schüler*innen ist das Spielen Ehni zufolge „[…] das Schönste“ (Ehni 2003, S. 293). Aus diesem Grund wirkt das Aufwärmspiel nach der theoretischen Besprechung der Regeln auf die Schüler*innen motivierend. Die Spielidee wird folgendermaßen beschrieben: Alle Kinder fahren auf je einem Rollbrett zur Musik frei durch eine Hallenhälfte, in der keine Stationen aufgebaut sind. Beim Pausieren der Musik müssen die Schüler*innen möglichst schnell stoppen. Durch die geforderte Bereitschaft, jederzeit stoppen zu können, ist gesichert, dass die Kinder nicht zu unkontrolliert durch die Halle fahren, sondern ein kontrollierbares Tempo halten und die eben besprochenen Regeln von selbst umsetzen. 

Nach dem etwa fünfminütigen Spiel geht die Unterrichtsstunde in die Hauptphase über. Hierfür hat die Lehrkraft schon vorher Stationen für die Stationsarbeit aufgebaut, um Zeit zu sparen. Die Lehrkraft teilt die Klasse in fünf nach formalen Kriterien, beispielsweise nach T-Shirtfarbe zusammengesetzte Gruppen ein. Die Einteilung nach formalen Kriterien hat den Vorteil, dass sich niemand von den Kindern benachteiligt fühlt. Zwar wird die Eigenständigkeit der Schüler*innen nicht so gefördert, wie es bei einer Gruppeneinteilung nach Schülerwahl der Fall wäre, hier bestünde jedoch die Gefahr der Ausgrenzung Einzelner (vgl. Bauer 2010, S. 13). Die erste Gruppe startet an der ersten Station und der folgende Stationswechsel findet zirkulär statt.

Hallenaufbau

Durch die fünf verschiedenen Stationen ist der Unterricht möglichst abwechslungsreich gestaltet. An jeder Station ist entweder an der Wand oder auf dem Boden eine Stationskarte angebracht, auf der die Aufgabe kurz schriftlich und bildlich erklärt wird.

Stationskarte

Die Kombination aus bildlicher und sprachlicher Darstellung lässt sich als sprachsensibles Instrument hervorheben. Durch einen Wechsel der Darstellungsformen ist es wahrscheinlicher, dass alle Schüler*innen verstehen was gemeint ist (vgl. Leisen 2015, S. 134). Mithilfe der Bilder kann die Aufgabe so auch ohne Sprache grob verstanden werden. Damit die Schüler*innen noch zusätzlich beim Erwerb bildungssprachlicher Wörter oder Formulierungen gefördert werden, sind eventuelle sprachliche Stolpersteine in der Aufgabenbeschreibung fett und farbig markiert. Dadurch wird eine Sprachaufmerksamkeit geschaffen, indem den Kindern bewusst gemacht wird, dass die markierten Wörter nicht alltagssprachlich und eventuell schwierig sind (vgl. Schmölzer-Eibinger 2013, S. 34). Die Schüler*innen können eine einfachere Erklärung der Stolpersteine einsehen, indem sie den QR-Code auf der Stationskarte einscannen. Hier sind die Stolpersteine in der gleichen Farbe, die der schnellen Zuordnung dient, mit einer entsprechenden Erklärung aufgelistet. Diese sprachsensible Methode führt zu einem Erlangen der bildungsprachlichen Kompetenz, die angewandten Fachbegriffe zu beherrschen. Als analoge Alternative bieten sich ausgedruckte Erklärkärtchen an. Für Station 4 liegt weder ein QR-Code noch ein Erklärkärtchen vor, da sich dort keine Stolpersteine ergeben haben.

Erklärkärtchen für Station 1

Für jede Station sind fünf Minuten eingeplant. Um einen Zeitdruck durch eventuelle Verzögerungen zu vermeiden, wurde ein Puffer von fünf Minuten, beispielsweise für Stationswechsel oder Fragen, mit einberechnet.

Nachdem die Schüler*innen alle Stationen einmal durchlaufen haben, bleiben sie vorerst noch in ihren jeweiligen Gruppen, um eine Umfrage durchzuführen. Dazu wird das digitale Umfragetool „Mentimeter“ verwendet. Die Schüler*innen sollen auf dem Tablet den QR-Code einscannen, der sie zur Umfrage leitet (der QR-Code ist zwei Tage gültig). Hier eröffnen sich nun mehrere Textfelder, in die die Schüler*innen Wörter hineinschreiben können, die das Rollbrettfahren für sie beschreibt. Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum mithilfe einer von Mentimeter automatisch erstellten Wortwolke ausgewertet. An dieser Stelle haben die Schüler*innen abschließend die Möglichkeit, sich über ihre Erfahrungen aus der Unterrichtsstunde auszutauschen. Die Wortwolke unterstützt sie dabei sprachsensibel, da die Wörter einen Anhaltspunkt für ihre Reflexion bieten (vgl. Leisen 2004, S. 44). Die Wortwolke ist ebenfalls hilfreich, um einzuschätzen, wie die Schüler*innen das Rollbrettfahren überwiegend empfunden haben. Ist beispielsweise das Wort „gefährlich“ stark vertreten, hat die Lehrkraft die Chance, in folgenden Stunden darauf einzugehen, indem sie beispielsweise die Kontrolle über das Rollbrett erneut aufgreift.

Beispielhaftes Ergebnis

Als analoge Alternative bietet sich für das Stimmungsbild an, dass die Schüler*innen sich an einer Hallenwand positionieren. Die linke Seite könnte als „gute Erfahrungen“ und die rechte Seite als „schlechte Erfahrungen“ festgelegt werden. Anschließend werden die Kinder gefragt, warum sie sich so positioniert haben. An dieser Stelle wird jedoch ganz klar die digitale Variante empfohlen, da sie genauere und individuellere Ergebnisse bringt und anschaulicher darstellt sowie sprachsensibel unterstützt. Außerdem wird bei der digitalen anonymen Umfrage vermieden, dass manche Kinder sich davor scheuen, ihre Meinung öffentlich preiszugeben, falls sie sich von der mehrheitlichen Meinung abhebt.

Zuletzt werden die Stationen gemeinsam abgebaut und sich verabschiedet.

5. Stundenverlaufsplan

PhaseZeitLernsituationMedien/Material
[analoge Alternative]
Sozialform
Einstimmung10 Min.– Begrüßung und Besprechung der StundePlenum / Sitzkreis
Einführung20 Min– Austausch über bereits gemachte Erfahrungen
– daraus resultierende Regeln festhalten
Mindmapping Tool [Flipchart]Plenum / Sitzkreis
Aufwärmphase5 Min.– ,,Stop and drive”: Die Schüler*innen fahren zu Musik auf dem Rollbrett durch die Halle und müssen beim Pausieren der Musik möglichst schnell stoppen.Rollbretter
Musik, die über Lautsprecher spielt
Plenum
Hauptphase35 Min. (pro Station 5 Min.)Stationsarbeit:
1. Station: Bremswegbeobachtung
2. Station: Slalom fahren
3. Station: Schattenmännchen
4. Station: Partner ziehen
5. Station: Wettrennen
Mentimeter-Umfrage zur Reflexion der Stunde
Rollbretter, Seile, Hütchen, Weichbodenmatte
Stationskarten mit QR-Codes [Erklärkärtchen]
Mentimeter-Umfrage, 1 Tablet pro Schüler [weglassen, siehe nächste Phase]
Gruppenarbeit (jeweils 4 Personen)
Reflexion10 Min.– Austausch über gemachte Erfahrungen und Empfinden während der Stunde anhand der WortwolkeAuswertung der Umfrage in Wortwolke [Stimmungsbild durch Positionierung der Schüler*innen]Plenum / Sitzkreis
Ausklang10 Min.– Abbau der Stationen
– Verabschiedung
– Umziehen
Plenum

6. Literaturverzeichnis

Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (2018): Mit Sicherheit fit am Rollbrett. Informationen und Bewegungsübungen für den sicheren Umgang mit dem Rollbrett. Wien.

Bauer, Michael (2010): Mannschaften bilden im Sportunterricht – eine pädagogische Herausforderung für jeden Sportlehrer. http://www.fssport.de/texte/mabi.pdf, (letzter Zugriff: 17.01.2021).

Butler, Martin/ Goschler, Juliana (Hg.) (2019): Sprachsensibler Fachunterricht. Chancen und Herausforderungen aus interdisziplinärer Perspektive. Wiesbaden: Springer.

Cornelsen (2015): Klassenregeln gemeinsam erarbeiten. So geben Sie Ihren Schülern durch klare Strukturen Halt. https://www.cornelsen.de/magazin/beitraege/klassenregeln-gemeinsam-erarbeiten#:~:text=Klassenregeln%20richtig%20formulieren&text=Eine%20Regel%20sollte%20kurz%20gehalten,alle%20im%20Blick%20behalten%20kann, (letzter Zugriff: 08.02.2021).

Ehni, Horst (2003): Spielen und Spiele im Sportunterricht der Grundschule. In: Köppe, Günter & Schwier, Jürgen (Hg.): Handbuch Grundschulsport. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Geraedts, Paul (2020): Motorisches Lernen. In: Geraedts, Paul (Hg.): Motorische Entwicklung undSteuerung: eine Einführung für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Trainer. Berlin Heidelberg: Springer.

Hirtz, Peter (2018): Ostdeutsche Systematik: Koordinative Fähigkeiten nach Blume und Hirtz. In: Witte, Kerstin (Hg.): Bewegungskoordination. Berlin Heidelberg: Springer.

Köckenberger, Helmut (2006): Rollbrett, Pedalo und Co. Bewegungsspiele mit Materialien aus Psychomotorik, Sport und Freizeit. Dortmund: Borgmann-Media.

Leisen, Josef (2015): Fachlernen und Sprachenlernen. Bringt zusammen, was zusammen gehört. http://www.josefleisen.de/downloads/sprachbildung/01%20Fachlernen%20und%20Sprachlernen%20-%20MNU%202015.pdf, (letzter Zugriff: 17.01.2021).

Leisen, Josef (2004): Methoden-Werkzeuge im deutschsprachigen Fachunterricht. Von „Archiven“, „Expertenkongressen“ und vielen anderen. http://www.josefleisen.de/downloads/methodenwerkzeuge/62%20Deutsch%20in%20allen%20F%C3%A4chern-Methoden-Werkzeuge%20FD%202004.pdf.pdf, (letzter Zugriff: 17.01.2021).

Michalak, Magdalena/ Lemke, Valerie/ Goeke, Marius (2015): Fachunterricht gleich Sprachunterricht?. In: Michalak, Magdalena & Lemke, Valerie & Goeke, Marius (Hg.). Eine Einführung in Deutsch als Zweitsprache und sprachbewussten Unterricht. Narr Francke Attempto Verlag.

Niedersächsisches Kultusministerium (2020): Kerncurriculum für die Grundschule Schuljahrgänge 1-4. Sport. Hannover.

Remus, Rüdiger (2003): Sicherheit in der Schule – Tipp 25. Informationen für Schulleitungen. Landesunfallkasse Hamburg (Hrsg.). https://www.uk-nord.de/fileadmin/user_upload/pdf/sicherheitstipps/Sicherheitstipp_25.pdf, (letzter Zugriff: 17.01.2021).

Schmölzer-Eibinger, Sabine (2013): Sprache als Medium des Lernens im Fach. In: Becker-Mrotzek, Michael / Schramm, Karen / Thürmann, Eike / Vollmer, Helmut Johannes (Hg.): Sprache im Fach. Sprachlichkeit und fachliches Lernen. Münster: Waxmann.

Tholey, Paul (1986): Prinzipien des Lehren und Lernens sportlicher Handlungen aus gestalttheoretischer Sicht. In: Peters-Janssen, Jan & Schlicht, Wolfgang & Strang, Hanno (Hg.). Handlungskontrolle und soziale Prozesse im Sport. Köln: bps- Verlag.

Trebels, Andreas/ Funke- Wieneke, Jürgen (1999): Zum Erfahrungs- und Lernfeld “Bewegen auf Rollen und Rädern”. Bewegungspädagogische Überlegungen, in: Sportpädagogik, 21 (1997).

Töltsch, Christine (2004): Bewegen auf Rollen und Rädern: wohin, wozu, warum?. In: Töltsch, Christine (Hg.) Bewegen auf Rollen und Rädern. Grin Verlag.

Vollmer, Helmut Johannes/ Thürmann, Eike (2014): Sprachbildung und Bildungssprache als Aufgabe aller Fächer der Regelschule. In: Becker-Mrotzek, Michael (Hg.); Schramm, Karen (Hg.); Thürmann, Eike (Hg.); Vollmer, Helmut Johannes (Hrsg.): Sprache im Fach. Sprachlichkeit und fachliches Lernen. Münster u.a.: Waxmann (2013).

Wedding, Stefan (2020): Das didaktische Prinzip der Digitalität. Weinheim: Beltz.

7. Anhang

7.1 Hilfestellungen zur Formulierung der Regeln

7.2 Hallenplan

Hallenaufbau

7.3 Stationskarten

Stationskarte 1
Stationskarte 2
Stationskarte 3
Stationskarte 4
Stationskarte 5

7.4 Erklärkärtchen

Station 1
Station 2
Station 3
Station 5

7.5 Mentimeter-Umfrage

Umfrage: Ansicht der Lehrkraft
QR-Code für die Schüler*innen zur Umfrage (2 Tage gültig)
Benutzeroberfläche aus Sicht der Schüler*innen
Beispielhaftes Ergebnis


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