Einleitung
„Als Verkehrssprache unserer globalisierten Welt fällt Englisch eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Fremdverstehen, Empathie und der friedlichen Verständigung von Menschen zu.“
(Nds. Kultusministerium, KC Englisch)
Ziel eines frühen Fremdsprachenunterrichts, besonders im Fach Englisch, ist es, eine Steigerung des fremdsprachlichen Könnens zu erreichen (vgl. Thee 2006, S. 29). Der Erwerb einer kommunikativen und interkulturellen Kompetenz stellt eine Voraussetzung für die soziale Integration in einem Europa dar, welches durch eine “sprachliche und kulturelle Pluralität” geprägt ist (Börner u. a. 2013, S. 7). So ist es von großer Wichtigkeit, den Englischunterricht schon früh kompetenzorientiert und sprachsensibel auszurichten.
Da der Englischunterricht in der Grundschule in den meisten Fällen den ersten Kontakt mit einer Fremdsprache darstellt, stehen die „Verwendung grundlegender sprachlicher Strukturen und Redemittel, die richtige Aussprache, Elemente des Sprachbewusstseins […]“ (May 2006, S. 1) im Vordergrund. Um einen erfolgreichen Kompetenzaufbau für alle SuS gewährleisten zu können, ist die Sprachsensibilität besonders im Sprachunterricht von besonderer Bedeutung. Das Erlangen von benötigten grundlegenden Kommunikationsfähigkeiten soll für alle SuS ermöglicht werden.
Im Rahmen des Seminars „Sprachsensibler Fachunterricht“ der Universität Oldenburg ist dieser fiktive Unterrichtsentwurf einer Doppelstunde für das Fach Englisch zum Thema „wildlife animals“ in einer vierten Klasse entstanden. Im Fokus liegt hier die Verbindung von Sprachsensibiliät und Digitalität, um einen sprachlich differenzierten Unterricht gewährleisten zu können. In einer sprachlich heterogenen Lerngruppe stellt es eine besondere Herausforderung dar, als Lehrkraft allen SuS entsprechend der verschiedenen Leistungsniveaus gleichermaßen gerecht zu werden und jedem individuelle Förderung zu bieten. Dieser Unterrichtsentwurf soll einen Einblick in das sprachsensible Unterrichten einer Englischklasse geben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Nutzung eines Hörspiels als auditives Medium, um die kommunikativen Fähigkeiten der SuS sprachsensibel auszubauen. Laut Neubert bildet die Ausbildung der rezeptiven Fertigkeit des Hörverstehens die Grundlage für jede weitere Kompetenz (vgl. 2014, S. 10) und ist somit bedeutsam für den Sprachunterricht. Im Folgenden wird der theoretische Aspekt in der Sachanalyse vorgestellt und in den didaktischen Begründungen sowie den methodischen Überlegungen legitimiert. Die genaue Unterrichtsplanung ist dem Verlaufsplan zu entnehmen.
Sachanalyse
Das Thema der gewählten Stunde lautet “Creating your own safari tour“. Das Themenfeld “wildlife animals” eignet sich laut den Autoren Mindt und Schlüter als angemessenes Thema für den frühen Englischunterricht in der Grundschule (vgl. in: Thee 2006, S. 33-34). Ziel der Stunde ist es, über Zahlen, Farben und Tiere sprechen zu können, nicht nur im schulischen Kontext, sondern auch in ihrer Alltagswelt. Im Fokus der Stunde liegt somit die weitere Festigung sprachlicher Mittel in Form mehrerer Basisvokabeln. Bei den Vokabeln handelt es sich um solche der Wortfelder “wildlife animals” (giraffe, hippo, gazelle, lion, zebra, monkey, crocodile, elephant), “colours” (purple, black, white, orange, green, blue, yellow, grey, red, brown) und “numbers” (1-20). Hierbei wurde darauf geachtet, dass eine breite Masse von relevanten Vokabeln genutzt wird, welche die SuS auf ihre eigene Lebenswelt assoziieren können.
Es wird ein konkreter Modellsatz vorgestellt, welcher im späteren Verlauf der Stunde durch eine offene Aufgabenstellung in die kommunikative Situation eingebettet wird. Dieser Modellsatz lautet “On my safari tour, I can see…”. Das Wortfeld “wildlife animals” als kommunikative Situation, also das Sprechen über Tiere ist etwas, was den SuS schon aus ihrer Lebenswelt bekannt ist. Dies wird in dieser Unterrichtsstunde aufgegriffen und auf die englische Sprache übertragen. Von besonderer Bedeutung für den Verstehens- und Analyseprozess der sprachlichen Strukturen ist ein sich-entwickelndes Verständnis des eingeführten Modellsatzes und die Verbindung der Basisvokabeln (e.g. “I can see two red lions”). Aufgrund dieser diversen erschwerenden Aspekte ist der behandelte Text von einer geringen Textschwierigkeit. Um eine ausgeprägte Festigung der hier wiederholten sprachlichen Mittel zu erlangen, ist in folgenden Stunden das Aufgreifen dieser zu beachten.
Um die im weiteren Verlauf vorgestellte Aufgabe bearbeiten zu können, müssen die SuS auf ihr zuvor erlangtes linguistisches und funktionales Vorwissen zurückgreifen. Hierbei handelt es sich um diverse Basisvokabeln, dessen Erlernen und Festigung von hoher Bedeutung auch für zukünftige Unterrichtsstunden ist. Sie sind wichtig, um sich in zukünftigen Kommunikationssituationen gezielt ausdrücken zu können.
Didaktische Begründungen
Ziel des Englischunterrichts in der Grundschule ist es, verschiedene Kompetenzen auf einem Basisniveau zu entwickeln. Hier dient das Niveau A1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens, oder die Annäherung an dieses Niveau, als ein Richtwert (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2018, S. 14). Eine Basisqualifikation, welche in der vorliegenden Stunde gefördert wird, ist die elementare mündliche Kommunikationsfähigkeit (vgl. Mindt & Schüler in: Thee 2006, S. 30). Mit Hilfe der geplanten Unterrichtseinheit zu den „wildlife animals“ soll diese Kompetenzentwicklung der SuS unterstützt werden. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Entwicklung der kommunikativen Kompetenz, die aus vielen Teilkompetenzen zusammengesetzt ist (vgl. Gehring 2010, S. 86-87). Die kommunikative Kompetenz ist somit auch fest im Kerncurriculum für das Fach Englisch in der Grundschule verankert. Eine oft ignorierte, aber trotzdem wichtige Teilkompetenz ist die Hörverstehenskompetenz. Diese Kompetenz ist gerade in den ersten Jahren des Sprachunterrichts von besonderer Bedeutung, da hiermit die Grundsteine für den weiteren Erfolg der Sprachfähigkeit gesetzt werden.
Innerhalb dieser Stunde wird zusätzlich die Fähigkeit des zusammenhängenden Sprechens gefördert. So sind die SuS durch die offene Aufgabenstellung in der Erarbeitungsphase dieser Doppelstunde aufgefordert, über ihre eigenen Vorlieben und somit über die eigene Person zu sprechen. Dies ist im Kerncurriculum für die dritte bis vierte Klasse als eine Kompetenz festgelegt (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2018, S. 14). Durch die Bereitstellung eines Modellsatzes (“On my safari tour, I can see“) erweitern die SuS die Kompetenz, kreatives und produktives sprachliches Handeln zu leisten. In einer Abschlussvorstellung, die sie in einer kooperativen Lernform leisten müssen, produzieren sie teilweise spontane und situative sprachliche Äußerungen. Es ist diese kooperative Lernform in Form eines partner-interviews, welche die Kompetenz, an Gesprächen teilzunehmen, weiter ausbildet. Die SuS müssen Gespräche anfangen und beenden und gestalten ihre vorgeschriebenen Dialoge mit ihrer Mimik und Gestik (vgl. ebd. S. 17). Hier wird ein Wortmuster vorgegeben, welches sie selbst produzieren und abschreiben müssen (vgl. ebd. S. 19). Es zeigt sich, dass diese Unterrichtsstunde die aufgeführten Teilkompetenzen der kommunikativen Kompetenz fördert.
Grundsätzliches/ didaktische Entscheidungen
Bei dem gewählten Unterrichtsthema handelt es sich um die Vermittlung diverser sprachlicher Mittel, welches den Abschluss der Unterrichtseinheit bildet. Die geplante Unterrichtsstunde lässt sich deshalb ideal als Abschlusstunde einbetten, da sie mehrere Kompetenzen miteinander vereint und Transferleistungen erwartet werden. Aufgegriffen werden als konkrete Unterrichtsgegenstände Vokabeln des Wortfeldes “wildlife animals”, “colours” und “numbers”. Auch wenn es sich bei den Vokabelgruppen „colours“ und „numbers“ um bereits bekannte Vokabeln handelt, kann die erneute Konfrontation zusammen mit der Einführung neuer Vokabeln der Gruppe „wildlife animals“ überwältigend wirken. Es sollte demnach davon abgesehen werden, das linguistische und funktionale Vorwissen vorauszusetzen.
Im Mittelpunkt der Unterrichtsstunde stehen diverse Basisvokabeln, die mit Hilfe der Aufgabe und bereitgestellten Bilderkarten mit QR-Codes wiederholt und gefestigt werden. Die gesamten Vokabeln ziehen sich konsequent durch die diversen Aufgaben der Stunde und sind den SuS schon zu Beginn dieser nicht unbekannt. Die Nutzung unterschiedlicher Materialien und Medien ist förderlich für das Einüben dieser sprachlichen Mittel (vgl. ebd. S. 21). Dieses Wiederholen des Lernstoffs stellt ein zentrales Verfahren dar, welches sich für den Englischunterricht im Primarbereich als besonders effizient erwiesen hat, da das Wissen dauerhaft durch die Aktivierung des episodischen Gedächtnisses verfügbar gemacht wird (vgl. Gehring 2015, S. 95-96). Ein großer Wortschatz ist wichtig für eine gelungene Kommunikation. Deshalb ist das Wiederaufgreifen und das selbstständige Anwenden von Vokabeln, die bereits in vorherigen Unterrichtsstunden eingeführt wurden, zu beachten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die sprachlichen Mittel in das mentale Lexikon aufgenommen wurden und aktiv genutzt werden können.
Lebensweltbezug
Die Inhalte der Unterrichtseinheit sind nicht nur fachlich relevant, sondern haben auch eine Gegenwartsbedeutung für die SuS. Die Auswahl der Gegenstände des Englischunterrichts in der Grundschule gründen auf der Interessenslage der SuS (vgl. Thee 2006, S. 31). Tiere, und besonders auch „wildlife animals“, stellen ein großes Interessensfeld für die Lerngemeinschaft dar. Dies weckt die Motivation der SuS und sie sind bereit, über ihre eigenen Erfahrungen und ihren Wissensstand zu sprechen. Doch das Thema hat ebenso eine relevante Zukunftsbedeutung, und dies nicht nur in dem Kommunikationsbereich. Den SuS wird die Möglichkeit und Sicherheit gegeben, sprachlich aktiv zu werden und über das Thema auf Englisch zu kommunizieren. Wissen über Tiere zu erlangen ist wichtig, da es sich hierbei um ein alltägliches Thema handelt. Die SuS erweitern ihren persönlichen Wissenshorizont dahingehend, dass es über ihre eigene unmittelbare Umgebung hinaus noch viel mehr zu entdecken gibt. Hierzu zählen die behandelten nicht-einheimischen Tierarten. Nach dem KC sollen die gewählten Themen authentisch und bedeutsam für die SuS sein, das ist hier eindeutig der Fall (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2018, S. 11). Die Übertragung bekannter und beliebter Interessensgebiete der SuS auf den Englischunterricht in der Grundschule kann als motivierender Zugang zur englischen Sprache gesehen und genutzt werden, indem sie Gefühle, die Fantasie und Kreativität der SuS anregt und fördert (vgl. Böttger 2020, S. 74).
Unterrichtsziele:
Grobziel: | Die SuS vertiefen anhand einer lebensweltnahen Kommunikationssituation handlungs- und produktionsorientiert ihre sprachlichen Kompetenzen. |
Feinziele: | – Die SuS verfestigen diverse sprachliche Mittel (colours, animals, numbers) anhand einer realitätsnahen, relevanten Aufgabenstellung. -Die SuS bauen ihre Schreibfähigkeit durch das eigenständige Produzieren eines Textes nach Modellvorlage aus. – Die SuS erweitern ihre kommunikative Kompetenz durch ein autonomes Gespräch in Kleingruppen nach Modellvorlage. – Die SuS vertiefen ihre kommunikative Kompetenz durch die Auseinandersetzung mit einem auditiven Medium. – Die SuS eignen sich individuelle Hörverstehensstrategien an und verfestigen diese. – Die SuS erweitern ihre digitalen Kompetenzen durch die Rezeption und Nutzung verschiedener digitaler Medien. – Die SuS werden in ihrer Kreativität gefördert. |
Methodische Überlegungen
Ankommen
Die Begrüßung der Klassengemeinschaft erfolgt individuell. Hier ist es wichtig, die bereits bekannten Rituale einzuhalten. Diese variieren von Klasse zu Klasse. Zu beachten ist hier jedoch, den Ablauf der Stunde am Whiteboard festzuhalten. Es ist wichtig für die SuS, genau zu wissen, was sie in dieser Stunde leisten müssen und was von ihnen erwartet wird. Das Tafelbild dient zur Orientierung. So kann sich die Lerngruppe auch während der Bearbeitungszeit an dieses wenden. Es sollte somit jederzeit sichtbar sein. Dies dient dazu, um Fragen zum Ablauf zu vermeiden, sodass sich die Lehrkraft vollständig auf sprachliche und inhaltliche Hilfestellungen konzentrieren kann.
Einstieg/Hinführung
Um eine Festigung der sprachlichen Mittel gewährleisten zu können, wurde hier das Medium des Hörspiels gewählt. Wichtig ist zu erwähnen, dass Hörverstehen im Englischunterricht eine Schlüsselstellung einnimmt, da das Hören von Sprache den ersten Kontakt und die Grundlage für das weitere Lernen darstellt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Lerner eine passive Rolle einnehmen. Börner beschreibt Hörverstehen als einen aktiven und komplexen Prozess, der mehr als die bloße rezeptive Wahrnehmung der Sprache darstellt (vgl. Börner u. a. 2013, S. 9). Hörverstehen verbindet viele sprachliche Kompetenzen, so unter anderem “die Wahrnehmung, das Verstehen, Interpretieren und Reflektieren von sprachlichen Äußerungen” (Nold & Rossa in: Neubert 2014, S. 10-11). Die Relevanz des Hörverstehens für die allgemeine Kommunikation auch außerhalb des schulischen Kontextes wird deutlich, wenn man sich die Verteilung der einzelnen Teilkompetenzen innerhalb eines Kommunikationsvorgangs anschaut. So nimmt laut Neubert das Zuhören 45% der eigentlichen Kommunikation ein (vgl. Neubert 2014, S. 6). Zusammen mit der Entwicklung hin zu modernen Informations- und Unterhaltungsmedien ist eine Fokussierung auf die Hörverstehenskompetenz im Sprachunterricht unabdingbar (vgl. Gehring 2015, S. 181). Die Ausbildung dieser rezeptiven Fertigkeit ist für den Fremdsprachenunterricht jedoch von besonderer Bedeutung. So kann die freie Produktion von Sprache nicht erfolgen, wenn das Hörverstehen nicht ausreichend ausgebildet wurde (vgl. Neubert 2014, S. 10). Dass das Hörverstehen direkt als Fertigkeit verfügbar ist, ist jedoch nicht der Fall. Auch diese Fähigkeit muss erlernt werden, um eine Automatisierung zu erreichen. (vgl. ebd. S. 7).
Um nun genauer auf dieses Hörspiel einzugehen, lässt sich sagen, dass viele Aspekte beachtet werden müssen, damit es ansprechend für die SuS ist und einen positiven Lerneffekt hervorrufen kann. Laut Böttger wird die Aussprache der englischen Sprache durch den “gezielten, methodisch reflektierten Einsatz geeigneter Medien […] schon früh authentisch gelernt” (2006, S. 6). Es bringt ein hohes sprachförderliches Potential mit in den Unterricht, da es sich immer wieder erneut abspielen lässt, falls die SuS dies benötigen. Dadurch wird einer Frustration entgegengewirkt und den SuS die Möglichkeit gegeben, nicht Verstandenes doch noch aufzunehmen (vgl. Lüke / Ritterfeld o.J., S. 1).
Es ist allgemein wichtig, dass grundschulgerechte Hörverstehensübungen eine Dauer von zwei Minuten nicht überschreiten, da sonst die Konzentrationsfähigkeit der SuS abnimmt (vgl. Böttger 2020, S. 117). Aus diesem Grund hat das hier vorgestellte Hörspiel eine Dauer von 1:30 Minuten, um die bestmögliche Konzentration der Schülerschaft gewährleisten zu können. Die ‘safari tour’ wurde in dem hier vorliegenden Hörspiel durch das Hinterlegen von natürlichen Vogelgeräuschen und das Einsetzen passender Tierlaute nach Nennung der Vokabel auditiv unterstützt und wirkt so besonders authentisch und sprachfördernd. Es ist bewiesen, dass das Einbringen von Geräuschen und passender Hintergrundmusik die Rezipienten in ihrem Hörverstehensprozess unterstützt (vgl. Lüke / Ritterfeld o.J., S. 1). Um Verständnisprobleme zu vermeiden und auf die Komplexität der enthaltenen sprachlichen Mittel einzugehen, wurde eine langsame und deutliche Sprechart gewählt. Dies ist besonders wichtig, da es sich bei der Aufgabenstellung der SuS um ein Detailhören handelt.
In dem zu bearbeitenden Arbeitsblatt (AB1) sollen die SuS das Gehörte visuell festhalten, indem sie Tierumrissen die passende Vokabel zuordnen. Um eine erste Assoziation zwischen Schrift und Bild zu erstellen, wurde sich konkret dagegen entschieden, die SuS die Vokabeln selbstständig schreiben- und dann erst verbinden zu lassen. So wird ein erster Kontakt zu der geschriebenen Vokabel hergestellt und die SuS können für sich selbst entdecken, welche Vokabeln sie vielleicht schon kennen und diese dann mit den Bildern verknüpfen. Dies fördert die Abspeicherung im Langzeitgedächtnis. Bei noch neuen, schwierigeren Vokabeln wird vermieden, dass sich die SuS überfordert fühlen, eine noch unbekannte Vokabel, die sie noch nie gelesen haben, direkt aufzuschreiben.
Auch für leistungsschwächere SuS wird eine Differenzierung dadurch gegeben, dass hier auditive Inhalte mit visuellen verknüpft werden. Zusätzlich bietet die Übereinstimmung der Anzahl der Tiere in dem Hörspiel und auf dem Arbeitsblatt als Hilfestellung. So ist es leichter, die Vokabel zuzuordnen, wenn die SuS sich noch unsicher mit dieser sind und die Zahlen schon so weit eingeübt sind, dass die Zuordnung dort leichter fällt. Hierzu muss erwähnt werden, dass die Zahlen bereits im vorangehenden Unterricht erlernt wurden und hier eine Wiederholung darstellen. Außerdem wird eine selektive Aufmerksamkeit geschult, da der Lerngruppe schon vor dem ersten Anhören mitgeteilt wird, worin ihre Aufgabe besteht. Die Aufgabenstellung wurde vorher im Plenum besprochen und alle Verständnisfragen geklärt. Die Ergebnisse werden anschließend gemeinsam am Whiteboard besprochen und festgehalten. Innerhalb dieser Phase wird auch zum ersten Mal der Modellsatz vorgestellt. So können sich die SuS auf diesen vorbereiten und erfahren diesen zunächst in einem authentischen Kontext der “safari tour”, bevor sie ihn in späteren Aufgaben selbst anwenden. Die Lehrkraft sollte hier auf einen konsequenten Gebrauch dieses Satzes achten.
Die allgemeine Aufgabe der Lehrkraft besteht darin, für Hilfeleistungen und Fragen der Schülerschaft bereit zu stehen und die eigenverantwortliche Arbeit der SuS zu unterstützen. Dabei ist es wichtig, auch sensibel zu korrigieren und die Vokabeln immer wieder langsam und deutlich vorzusprechen.
Erarbeitung
Arbeitsblatt 2 beinhaltet eine offene Aufgabenstellung. Die SuS sollen in Einzelarbeit ihre eigene “safari tour” erstellen. Dabei sollen die SuS in einem Text beschreiben, was sie auf dieser “sehen” können, indem sie den Modellsatz (“On my safari tour, I can see…”) vervollständigen und die “zu sehenden” Tiere ebenfalls in einem Kästchen auf dem Arbeitsblatt zeichnerisch darstellen.
Es handelt sich hierbei um eine komplexe Aufgabe, die eine Menge Kreativität verlangt. Aus diesem Grund müssen das Arbeitsblatt und die Erwartungen, die gestellt werden, eindringlich vorher besprochen werden. Um ein autonomes Arbeiten gewährleisten zu können, müssen des Weiteren diverse Hilfeleistungen bereitgestellt werden. Dies geschieht in dieser Doppelstunde durch die Vokabelstationen in Form von Bilderkarten mit QR-Codes, die die SuS eigenständig scannen können. Diese sollten von der Lehrkraft bereits vor der Stunde aufgebaut werden, um schon zu Beginn das Interesse der Lerngemeinschaft durch den besonderen Aufbau des Klassenraums zu wecken. So entstehen drei Stationen mit verschiedenen Bilderkarten zu den Themenbereichen “wildlife animals”, “colours” und “numbers”.
Sollte der Vorgang des Scannens nicht bekannt sein, so muss die Lehrkraft diesen erläutern und der Klasse vormachen. Die Vokabeln werden auf den Bilderkarten ebenfalls im Schriftbild präsentiert. Wenn die QR-Codes mit dem IPad gescannt werden, wird die Vokabel noch einmal vorgesprochen. Der Vorgang des Scannens kann so oft wiederholt werden, bis die SuS die korrekte Aussprache für sich aufnehmen konnten. Dies dient als Hilfestellung oder zum Überprüfen des selbst verfassten Textes der SuS. Deshalb ist die Nutzung der QR-Codes besonders sprachsensibel. Auch besteht für leistungsstärkere SuS die Möglichkeit, komplett eigenständig und ohne das Heranziehen der QR-Codes zu arbeiten. Hauptsächlich dient die Arbeit mit den QR-Codes jedoch dem Ausbau der digitalen Kompetenzen. Diese Möglichkeit wirkt auf die SuS sehr ansprechend und erzeugt Neugierde. Die Bilderkarten sind für diese Aufgabe gezielt ausgewählt. So erzeugen sie nicht nur Interesse und wirken motivierend, sondern initiieren auch Schreibanlässe durch das Erwecken von Fantasien (vgl. Scherling u. a. In: Böttger 2020, S. 83). Den SuS wird durch die freie Bewegung an Stationen im Klassenraum das Gefühl vermittelt, selbst eine “safari tour” zu erleben. Dies unterstützt das eigenständige und spielerische Lernen der Klasse. Insgesamt stellt die Stunde eine spannende Abwechslung zum regulären Unterrichtsgeschehen dar.
Präsentation/Transfer/Sicherung
Da es sich hier um eine sehr individuelle Aufgabe handelt, die mit der Kreativität der SuS verbunden ist, ist das Vorstellen der Produkte von besonderer Bedeutung für die SuS. In einer offenen Kommunikationsrunde in Form von partner-interviews sollen die SuS nun mit Hilfe des Modellsatzes ihre eigene “safari tour” vorstellen. Dies geschieht auf der Basis einer freien Bewegung im Klassenraum. So soll gewährleistet werden, dass sich viele verschiedene Partnergruppen bilden und miteinander austauschen. Die SuS sollen angeregt werden, auch Paarungen außerhalb ihres Freundeskreises einzugehen. Vielen SuS fällt es leichter, in kleineren Gruppen ihre Kommunikationsfähigkeiten auszubauen. Durch diese Form der Vorstellung von ihren Produkten soll gewährleistet werden, dass alle Beteiligten ihre “safari tour” in einem stressfreien Szenario vorstellen können. Eine Aufgabe der Lehrkräfte ist es, soziale Lernangelegenheiten zu schaffen, um den Klassenverband zu stärken und die sozialen Fähigkeiten der SuS auszubauen (vgl. Klopsch 2011, S. 5). Auch hier wird der Modellsatz und die sprachlichen Mittel erneut wiederholt und eingeübt. Nun ist es nicht mehr die Schreibfähigkeit, die im Vordergrund steht, sondern das eigenständige und aktive Produzieren der Sprache.
Mögliche Falltüren
Falls die Erarbeitungsphase so intensiv verläuft, dass die SuS länger als geplant an ihrer eigenen “safari tour” arbeiten, z.B. weil sie sehr kreativ mit ihrer Zeichnung beschäftigt sind, sollte man sie dabei nicht unterbrechen. In diesem Fall kann die Präsentation in die nächste Stunde verlegt werden. Sie sollte aber auf jeden Fall stattfinden, um das Erlernte abschließend noch einmal zu festigen. Bei frühzeitigem Abschließen der Erarbeitungsphase kann die Zeit des „partner-interviews“ verlängert werden, damit das Vokabular und dessen Aussprache trotzdem ausreichend gefestigt wird.
Evaluation
Bleibt am Ende noch Zeit, werden die SuS nach ihrer Meinung zu der Aufgabenstellung gefragt: “Was hat dir an dieser Stunde besonders gefallen? Was hat dir nicht gut gefallen?” Dies soll den SuS das Gefühl vermitteln, an der Unterrichtsgestaltung teilhaben zu können.
Digitalität und Sprachsensibilität
Digitalität und Sprachsensibilität spielen im Fremdsprachenunterricht in der Grundschule eine besondere Rolle und sind somit auch in dieser Doppelstunde integriert. In einer Gesellschaft, die sich immer mehr von den gedruckten Medien hin zu digitalen Medien bewegt, ist das Lehren und Lernen über diese essenziell (vgl. Neubert 2014, S. 6). Da die SuS in einem digitalisierten Umfeld aufwachsen, ist die Angewöhnung an digitale Technologie auch schon sehr frühzeitig von besonderer Bedeutung (vgl. Brandt u. a. 2020, S. 27). Um die SuS nicht zu überfordern, ist jedoch ein angemessener Umgang mit digitalen Medien notwendig. Gerade in einer Unterrichtseinheit, in welcher die sprachlichen Mittel im Vordergrund stehen, soll die Digitalität nicht die sprachlichen Inhalte in den Hintergrund rücken. Medien sollten so angewandt werden, dass sie den Kompetenzerwerb unterstützen. In dieser Unterrichtsstunde werden verschiedene Medien- und damit auch verschiedene Darstellungsformen genutzt und damit eine Sprachsensibilität erreicht: So sprechen bildliche, auditive und bildliche Darstellungen verschiedene Lernertypen an und ermöglichen unterschiedliche Zugänge zu den Unterrichtsinhalten. Es werden mehrere Wahrnehmungskanäle genutzt, die das leichtere und bessere Verstehen des Sachverhalts gewährleisten (vgl. Leisen 2005, S. 10-11).
Grundschulklassen sind oftmals von Heterogenität geprägt. Ein sprachsensibler Umgang unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Leistungsstände ist demnach ein wichtiger Bestandteil der Unterrichtsplanung- und Durchführung. Eine Kompetenzerweiterung aller muss unterstützt und gewährleistet werden, unabhängig vom Leistungsstand oder den individuellen Voraussetzungen.
Stundenverlaufsplan
-> Bei den Zeitangaben handelt es sich hier nur um Vorschläge. Diese können je nach Bedarf im Verlauf der Stunde angepasst werden.
Methodische Überlegungen analoge Alternative:
Einstieg/Hinführung
Für den Fall, dass keine digitalen Medien zur Verfügung stehen, lässt sich das Hörspiel dadurch austauschen, dass die Geschichte der “safari tour“ von der Lehrkraft vorgelesen wird.
In diesem Fall ändert sich nicht viel, da auch das Vorlesen als ein sprachlastiges Medium anzuerkennen ist. Hier ist es nun jedoch relevant, dass die Lehrkraft die Geschichte motivierend und authentisch vorliest. Durch die fehlenden auditiven Ausschmückungen, die in einem Hörspiel vorhanden sind, muss die Lehrkraft durch ihre Vortragsweise versuchen, trotzdem die Aufmerksamkeit und das Interesse der SuS zu wecken. Da es sich um eine Geschichte mit besonders vielen sprachlichen Mitteln handelt, ist das langsame und betonte Vorlesen bedeutend. Um keine Nachteile zu erschaffen, ist auch auf eine angemessene Lautstärke zu achten. Auch die SuS, die sich in größerer Distanz von der Tafel befinden, sollen die Geschichte laut und deutlich hören können. Es bietet sich hier an, eine Position in der Mitte des Klassenraumes zu wählen. Genauso wie das Hörspiel lässt sich auch das Vorlesen der Geschichte bei Bedarf wiederholen, damit die SuS nicht-Verstandenes noch erfassen können.
Nun wird das Arbeitsblatt 1 bearbeitet. Die Besprechung erfolgt hier jedoch nicht am Whiteboard, sondern an der Tafel. Hierzu werden Bilderkarten der Tiere mit Magneten in einer willkürlichen Anordnung an der Tafel befestigt und die Tiervokabeln (ebenfalls in einer willkürlichen Reihenfolge) unten an die Tafel geschrieben. Aufgabe der SuS ist es dann, die Reihenfolge der Tiere aus der Geschichte vorzustellen. Daraufhin kann die Lehrkraft die Bilderkarten anordnen und die passende Zahl daneben schreiben. Anschließend werden die SuS aufgefordert, einzeln an die Tafel zu kommen und eine Verbindungslinie zwischen Vokabel und Bilderkarte zu zeichnen. Damit sind die Ergebnisse gleichermaßen vorne in der Klasse sichtbar und gesichert und die SuS können ihre Ergebnisse damit vergleichen.
Die Bilderkartenstationen, die vor der Stunde bereits aufgestellt wurden, werden nun noch einmal kurz von der Lehrkraft vorgestellt. Je nach Leistungsstand der Klasse können die Vokabeln (und ihre Aussprache) entsprechend der Reihenfolge der Bilderkartenstationen noch einmal gemeinsam wiederholt werden. Hier besteht die Möglichkeit, dass die Lehrkraft die Vokabel vorspricht und die Klasse diese im Chor wiederholt. Das gemeinsame Sprechen gewährleistet, dass für keinen Schüler/ keine Schülerin ein Nachteil besteht, wenn die Vokabel und ihre Aussprache noch nicht bekannt ist. So befinden sich die SuS vor Bearbeitung der nächsten Aufgabe auf dem gleichen Leistungsstand und vorherige Unsicherheiten werden ausgeglichen.
Erarbeitung
Da die QR-Codes mit der Aussprachehilfe nicht mehr vorhanden sind, ist es besonders wichtig, dass die Lehrkraft für Aussprachefragen jederzeit zur Verfügung steht.
Stundenverlaufsplan
Methodische Überlegungen digitale Alternative
Einstieg/ Hinführung
Abschließend möchten wir darauf eingehen, wie sich die Stunde durch das Austauschen der Stationen mit den QR-Codes mit einem alternativen digitalen Medium umsetzen lässt. Hierzu wird das Hörspiel von der Einstiegs-/ Hinführungsphase in die Erarbeitungsphase verschoben und ein Einstieg dadurch geboten, dass gemeinsam ein digitales Schaubild am Whiteboard (z.B. über Word) erstellt wird. Auf diesem werden zuvor bereits die Bilder zu den „wildlife animals“, „colours“ und „numbers“ von der Lehrkraft eingefügt.
Die SuS erhalten dann die Aufgabe, zu den Bilderkarten, die ihnen von der Lehrkraft zugeteilt werden, die jeweilige Vokabel und ihre Schreibweise zu recherchieren.
Dabei wird das Recherchieren, welches auch in der weiteren Schullaufbahn immer wieder eine Rolle spielen wird (z. B. wenn sich die SuS auf ein Referat vorbereiten sollen), ebenfalls geschult. Von der Lehrkraft sollten jedoch gezielt Suchmaschinen oder Online-Wörterbücher ausgewählt werden, die altersgerecht aufbereitet sind. Hier empfehlen sich beispielweise Websites wie „FragFinn“, „Blinde Kuh“ oder „Helles Köpfchen“. Für konkrete Vokabelfragen eignen sich Online-Wörterbücher wie „Leo“. Es wird davon ausgegangen, dass die SuS schon mit diesen in vorherigen Stunden vertraut gemacht wurden.
Bevor nun die recherchierten sprachlichen Mittel in das Schaubild eingetragen werden, ist die vorherige Absprache mit der Lehrkraft notwendig. Hier wird überprüft, ob die Vokabeleinheit richtig geschrieben ist. Auch kann hier schon die Aussprache beachtet werden, indem die Lehrkraft selbst die Vokabel richtig vorspricht. Nachdem alle Bilder auf dem Schaubild mit dem richtigen Ausdruck versehen wurden, wird das Schaubild im Klassenplenum besprochen und angeschaut.
Der Vorteil dieses gemeinsamen Erstellens des Schaubilds ist die aktive Einbindung der Lerngemeinschaft in den Erstellungsprozess des Produktes. Zudem werden digitale Kompetenzen ausbaut, indem die SuS am Whiteboard arbeiten. Es stellt jedoch einen Nachteil dar, wenn man bedenkt, dass nicht jeder Lernende gerne vor die Klasse tritt und zurückhaltende SuS sich nicht unaufgefordert trauen würden, an das Whiteboard zu kommen und ihr Ergebnis festzuhalten. Deshalb ist es wichtig, das Vorstellen als Option darzustellen- nicht aber als „Muss“.
Die Vokabeln werden gemeinsam besprochen und nach einem Vorsprechen durch die Lehrkraft von allen SuS wiederholt. Dies gewährleistet einen gemeinsamen Wissensstand vor dem Bearbeiten des Arbeitsblattes 2.
Erarbeitung
Um auf die Bearbeitung des Arbeitsblattes 2 vorzubereiten, stellt die Lehrkraft mit Hilfe des Hörspiels eine „safari tour“ vor. Arbeitsblatt 1 wird hier nicht verwendet, da die Vokabeleinführung durch das gemeinsame Erstellen des Schaubilds gewährleistet wurde. Das Hörspiel gilt hier lediglich als Einführung des Modellsatzes („On my safari tour, I can see…“) und stellt ein Beispiel dafür dar, wie die Aufgabenstellung auf dem Arbeitsblatt 2 bearbeitet werden könnte. Die SuS erhalten so schon einmal einen Einblick darin, was im nächsten Arbeitsschritt von ihnen erwartet wird. Es ist jedoch trotzdem notwendig, die genaue Aufgabenstellung zu besprechen und darauf aufmerksam zu machen, dass das Schaubild am Whiteboard dauerhaft als Hilfestellung genutzt werden soll und darf. Natürlich steht die Lehrkraft jederzeit auch für Fragen zur Aussprache der Vokabeln bereit, falls vor der Präsentationsphase, in der die SuS ihren Mitschülern und Mitschülerinnen ihre „safari tour“ mündlich vorstellen sollen, Unsicherheiten auftreten.
Stundenverlaufsplan
Quellenverzeichnis
Anlagen
Die Autorinnen
- Ich heiße Luca-Sophie Steiger und studiere Germanistik und Anglistik im 5. Semester.
- Ich heiße Aline Schwarzer und studiere Germanistik und Anglistik im 3. Semester.
- Ich heiße Lara-Celine Heikens und studiere Germanistik und Anglistik im 3. Semester.
- Wir alle verfolgen das Ziel, nach unserem Studium als Grundschullehrkraft tätig zu werden.