Bell Hooks
(Autorin: Jennifer Hoffmann)
Biographie:
Bell Hooks wurde 2020 vom Time Magazine als „a rare rock star of a public intellectual“ betitelt, nachdem sie im Rahmen von „100 women of the Year“ als Repräsentantin für das Jahr 1984 mit der Bezeichnung „Expanding Feminism“ ausgewählt worden war. Bell Hooks wurde am 25.09.1952 als Gloria Jean Watkins in Hopkinsville, Kentucky geboren. Sie verstarb am 15.12.2021 im Alter von 69 Jahren nach längerer Krankheit an Nierenversagen. Bell Hooks war eine afroamerikanische Literaturwissenschaftlerin, Hochschullehrerin und Autorin. Die Themen, mit denen sie sich in ihren zahlreichen Veröffentlichungen beschäftigte, waren Feminismus, Gender-Fragen, Rassismus, Klassismus und Kulturkritik (Wikipedia 2024). Ihr erstes Buch Ain’t I a Woman schrieb sie mit gerade einmal 19 Jahren (Allen 2021). Ihr Pseudonym (bell hooks) war der Name ihrer indigenen Urgroßmutter, den sie bewusst und konsequent in Kleinbuchstaben verwendete, um ihr Respekt zu zollen (Allen 2021).
Bell Hooks absolvierte ihren Bachelor-Abschluss 1973 an der Stanford University, Kalifornien, ihr Master-Examen 1976 an der University of Wisconsin–Madison und promovierte 1983 an der University of California, Santa Cruz. In ihrem weiteren Lebenslauf findet sich eine Professur für Englische Literatur am City College of New York 1994 sowie ab 2004 im Berea College, Kentucky, wo sie ab 2014 ihr eigenes bell hooks center etablierte (Allen 2021; Wikipedia 2024).
Nicht nur in den USA, auch in Deutschland sind ihre Bücher für die Black-Women-Power-Bewegung von Bedeutung gewesen. Die Darstellung von PoC (People of Color)in amerikanischen Medien unterscheidet sich allerdings von den Bildern in den deutschen Medien: Während in den USA die medialen Bilder durch die Geschichte der Sklaverei geprägt waren, war in Deutschland eher die Abwesenheit von PoC in den Medien charakteristisch oder aber gleichzeitig eine rassistische Darstellung dieser, so Verlegerin Dagmar Schultz. Schultz, die Bell Hooks kannte, sagt über sie folgendes: „Ich denke, dass sie Frauen wirklich empowert hat. Ihr lag daran, dass die Frauen nicht nur Kritik üben, sondern eine neue Realität schaffen, also Bilder auch umwandeln. […] …als Subjekte und nicht als Objekte fungier[t]en.“ Des Weiteren hebt Schultz Bell Hooks‘ humorvolle Souveränität wie folgt hervor: „Ihr Humor und ihre Art, mit Entgegnung, mit Gegnern umzugehen, auf eine Weise, die beim Publikum Lacher hervorbrachte, war sehr charakteristisch für sie.“ (Gerk 2021)
Bell Hooks‘ Vision war eine inklusive Gesellschaft für alle.
Vorstellung des Werks Feminismus für Alle
Ich habe mich für die Philosophin Bell Hooks und ihr Werk Feminismus für alle entschieden, um die Diversität in diesem Blog zu erhöhen und weil ich der Meinung bin, dass es zwar schon viele “Errungenschaften“ bezüglich der Gleichberechtigung gibt, aber das Thema nach wie vor für unsere Gesellschaft von großer Relevanz ist – und zwar für Alle! Als wichtig erachte ich es auch, so wie Bell Hooks es in ihrem Buch praktiziert, zu erklären, was Feminismus (=Gleichberechtigung für alle) ihrer Auffassung nach bedeutet bzw. was er bewirken möchte und dass es kein männerfeindliches Konzept ist, sondern ebendiese auch mit einbezieht. Es ist wichtig miteinander an der Gesellschaftsstruktur zu arbeiten anstatt gegeneinander.
„Eine feministische Vision, die feministische Männlichkeit miteinschließt, Jungs und Männern mit Liebe begegnet und für sie dieselben Rechte einfordert, die wir uns für Mädchen und Frauen wünschen, kann den Mann erneuern. Das feministische Denken lehrt uns alle, ganz besonders, wie die Liebe zu Gerechtigkeit und Freiheit das Leben fördern und bestätigen kann. Wir benötigen eindeutig neue Strategien, neue Theorien, Leitlinien, die uns zeigen, wie wir eine Welt erschaffen können, in der feministische Männlichkeit gedeiht. […] Feminismus ist für alle.“ (Hooks 2022:91; 143)
Bell Hooks‘ Intention dieses Buch zu schreiben, war der Wunsch nach einer Art “Anleitung“ zum Feminismus, die für jeden klar, präzise und leicht verständlich ist. Sie wollte bewusst kein akademisches “Nischenbuch“ schreiben, sondern es lag ihr am Herzen die große Masse anzusprechen und zu erreichen. Es ist eben diese Literatur, die sie selbst gerne z.B. in ihren jungen Jahren gehabt hätte, um ihrer Familie oder generell ihrem Umfeld sowie kritischen Betrachtern Feminismus und ihre Passion dafür verständlich näherzubringen.
Laut Bell Hooks „ist Feminismus eine Bewegung, die Sexismus, sexistische Ausbeutung und Unterdrückung beenden will“ (Hooks 2022: 17). Bezüglich dieser Definition führt sie aus, dass Sexismus nicht nur von Männern ausginge und dass wir alle, Frauen wie Männer, daran beteiligt seien, Sexismus aufrechtzuerhalten und es an jedem sei, diese sexistischen Strukturen hinter sich zu lassen und durch feministisches Denken und Handeln zu ersetzen. Sie sagt den Leser*innen aber auch, dass der Feminismus allein es nicht vermag eine Welt des Friedens und der vollkommenen Möglichkeiten hervorzubringen, sondern es ebenfalls der Beendigung des Rassismus, des Klassismus sowie des Imperialismus bedürfe (Hooks 2022: 14).
Um nun den Einstieg in Bell Hooks‘ Buch mit ihren Worten zu finden:
„Kommt näher. Seht, wie der Feminismus euer und unser aller Leben berühren und verändern kann. Kommt näher und erfahrt, […] worum es in der feministischen Bewegung geht. Kommt näher und ihr werdet sehen: Feminismus ist für alle.“ (Hooks 2022: 14ff)
Feministische Politik – Wo stehen wir?
Bell Hooks steigt mit ihrer schon erwähnten Definition des Feminismus ein, um von dieser ausgehend verschiedene Begrifflichkeiten und weitere Zusammenhänge zu erklären. „Feminismus ist eine Bewegung, die Sexismus, sexistische Ausbeutung und Unterdrückung beenden will.“ (Hooks 2022: 17)
Sie spricht davon, dass diese Definition nicht den Mann als Feind sehe, sondern den Sexismus, wobei es in ihrer Definition ergebnisoffen formuliert ist, von eben wem dieser ausgeht. Allerdings führt sie weiter aus, sei es unerlässlich, um den Feminismus zu begreifen, notwendigerweise den Sexismus zu verstehen.
Bell Hooks erklärt, dass es durch das Unverständnis von Sexismus als Problem, zu falschen Annahmen der Ziele der feministischen Bewegung käme. Viele denken ihrer Meinung nach, dass Feminismus männerfeindlich sei und dass das erklärte Ziel des Feminismus sei, dass Frauen Männern gleich sein wollen. Dieses Missverständnis über Feminismus führt sie auf die Berichterstattung durch patriarchale Massenmedien zurück.
Tatsächlich gab es unter den anfänglichen feministischen Aktivistinnen männerfeindliche Tendenzen. Aber im Zuge der radikalen Freiheitskämpfe wurde der Geist der Rebellion und des Widerstands geweckt und führte zur modernen Frauenbewegung. In den Fokus rückte nun eine Bündelung der Kräfte, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Hierbei sei es allerdings unabdingbar, um den Feminismus voranzutreiben, sich als Frauen mit den eigenen sexistischen Denkweisen auseinanderzusetzen (vgl. Hooks 2022: 19).
Weiter geht sie auf die Themen des Klassismus und Rassismus innerhalb der feministischen Bewegung ein, indem Frauen (vornehmlich weiße privilegierte) ihre gewonnene Macht und Freiheit auskosteten, ohne für andere Gruppen zu kämpfen und sich somit quasi mit dem Patriarchat verbündeten.
Hooks zeichnet den Weg der amerikanischen Frauenbewegung und die Veränderungen – strukturell wie bewusstseinsbildend für die Leser*innen nach. Sie berichtet von den anfänglichen bewusstseinsbildenden Gruppen, deren Treffen in der Regel bei einer der Teilnehmerinnen zu Hause stattfanden. Es trafen sich Frauen jeder Schicht und Couleur und die Zusammenkünfte hatten für einige teilweise auch heilende Kräfte durch den Austausch miteinander. Diese Treffen legten eine Entwicklung zurück und wurden mehr und mehr zu einer Art Konversion – „dass Frauen sexistisches Denken untersuchten und Strategien entwickelten, mit denen wir unsere Einstellungen und Glaubenssätze verändern konnten, indem wir zum feministischen Denken übertraten und uns feministischer Politik verschrieben“ (Hooks 2022: 24).
Als weitere Entwicklung ist die Gründung der Women’s Studies zu nennen sowie die Wegbereitung Ende der Siebzigerjahre, dass die Frauenforschung eine anerkannte akademische Disziplin wurde. Hier ist zu erwähnen, dass laut Hooks diese Entwicklung zwei Konsequenzen hatte. Einerseits wurden die Wegbereiter*innen für die Frauenforschung von den Universitäten gefeuert, da sie teilweise Masterabschlüsse anstatt Doktortitel hatten. Andererseits ersetzten die Women’s Studies-Seminare die bewusstseinsbildenden Gruppen, die vorher für Frauen jeglicher Couleur zugänglich waren. Diese akademischen Seminare wurden (als Ort der Klassenprivilegien) von weißen Mittelschichtsfrauen dominiert, die von den Massenmedien bevorzugt als Repräsentant*innen des Feminismus dargestellt wurden. Es begann laut Hooks eine Verschiebung des Feminismus fast vollständig auf die Perspektive der Gender-Ungleichheit bezüglich Arbeit und Bezahlung. Die Idee bzw. wichtige Struktur und Reifeprozess sich selbst als Frau mit dem eigenen verinnerlichten Sexismus auseinanderzusetzen, verschwand fast gänzlich, ebengleiches passierte mit der Sichtbarkeit revolutionärer Feministinnen von denen viele lesbisch waren und aus dem Arbeitermilieu kamen (vgl. Hooks 2022: 25).
Hooks spricht von einer „Aushöhlung der feministischen Theorien“ durch den sogenannten „Lifestyle-Feminismus“ und dass die „politisierte Schwesterlichkeit“ Anfang der Achtzigerjahre zunehmend an Bedeutung verlor (vgl. Hooks 2022: 27). Außerdem führt sie an, dass feministische Bewusstseinsbildung für Männer ebenso wichtig sei wie für Frauen. Hätte es diese von Anfang an gegeben, hätten die Massenmedien keine Angriffsfläche gehabt, die Bewegung als männerfeindlich darzustellen. Zudem hätte es auch der Entstehung einer antifeministischen Männerbewegung vorgebeugt (vgl. Hooks 2022: 27). Sie betont, dass in der zukünftigen feministischen Bewegung für ein Vorankommen Männer unabdingbar seien (vgl. Hooks 2022: 28). Ein würdiger “Mitstreiter“ werde nicht durch das Geschlecht definiert, sondern vielmehr durch Konversion – sexistisches Denken zu untersuchen und Strategien zu entwickeln, mit denen Einstellungen und Glaubenssätze verändert werden können, in der Folge zum feministischen Denken überzutreten und sich der feministischen Politik zu verschreiben (vgl. Hooks 2022: 28).
Des Weiteren geht Hooks auf die Wichtigkeit von Solidarität unter Frauen für die feministische Bewegung ein und zollt ebendieser Respekt und Anerkennung für die erreichten Transformationen, die ohne „sisterhood“ nicht möglich gewesen wären (vgl. Hooks 2022: 30). Sie stellt auch den Unterschied in unserer Gesellschaft heraus, der bis dahin vorherrschte:
„Männerbünde waren ein akzeptierter und befürworteter Aspekt der patriarchalen Kultur. […] Weibliche Bünde waren im Patriarchat nicht möglich, sie waren ein verräterischer Akt. Die feministische Bewegung erschuf einen Kontext für Frauenbünde. Wir verbündeten uns aber nicht gegen Männer, wir verbündeten uns, um unsere Interessen als Frauen zu schützen.“ (Hooks 2022: 30)
Hook spricht von der patriarchalen Sozialisierung von Frauen, was zur Folge hatte, dass Frauen sich gegenüber Männern minderwertig fühlten und untereinander in Konkurrenz gerieten, buhlend um patriarchale Anerkennung, sowie eine Stimmung geprägt aus Neid, Angst und Hass einander entgegenbrachten. Laut Hooks, dürfe auch in Zukunft die feministische Bildung für ein kritisches Bewusstsein nie aufhören. Es muss die politische Solidarität unter Frauen beibehalten ggfls. erneuert werden, denn sie habe die Grundfesten von Nationen erschüttern lassen:
„Sisterhood is powerful“ (Hooks 2022: 33)
Wichtig sei Hooks zufolge ein „feministisches Wissen für alle“, das nicht erst in den Universitäten in Genderstudies-Seminaren beginne. Es sei essenziell nicht nur die breite Masse zu erreichen, sondern auch viel früher, also im Kindesalter bei der Erziehung anzusetzen, da Identitäten dann noch in der Entwicklung seien. Ihr schweben nicht nur Texte bzw. Literatur vor, die speziell an Kinder und Jugendkultur gerichtet seien, sondern der direkte Ansatz im öffentlichen Bildungswesen. Des Weiteren träumt sie von einer „Tür zu Tür Bewegung“, die Menschen über Feminismus aufklärt. Eine möglichst große Streuung schwebt ihr vor, wie z.B. über Hörbücher, Songs, Radio und Fernsehen. Zu vermeiden ist ihrer Meinung nach, dass patriarchale Mainstream-Medien die primäre Quelle blieben, aus dem Menschen ihr Wissen bezüglich Feminismus generierten (da dieser in ebengenannten Medien zumeist negativ dargestellt wird) (vgl. Hooks 2022: 39ff). Sie möchte: „Feministisches Wissen für alle!“ (Hooks 2022: 40).
Unser Körper, unser Selbst
Hooks setzt sich thematisch mit reproduktiven Rechten von Frauen auseinander. Sie nimmt uns diesbezüglich chronologisch an die Hand. In den Anfängen der feministischen Bewegung stand als erstes Thema, bezüglich des weiblichen Körpers, (hauptsächlich den Erfahrungen gebildeter weißer Frauen geschuldet) das Recht auf freie Liebe auf der Agenda. Mit der sexuellen Revolution einhergehend, ergab sich die Problematik von ungewollten Schwangerschaften. Um wirklich sexuelle Freiheit und Gleichberechtigung zu erreichen, bedurfte es des Zugangs von Frauen zu sicheren Verhütungsmitteln sowie Abtreibungen. Dies war bisher nur vereinzelten weißen Frauen mit Klassenprivilegien vorbehalten. Nachdem viele Frauen die Schicksale von Frauen bezüglich ungewollter Schwangerschaften erlebt hatten, beispielsweise misslungene illegale Abtreibungen, erzwungene Ehen, Verbitterung und Enttäuschung, wurden die Stimmen nach einem Recht auf sichere Abtreibung immer lauter. Das Abtreibungsthema wurde von den Massenmedien dankbar bedient, da es am meisten polarisierte, weil es zugleich eine “Kampfansage“ an die Kirche war. In diesem Zusammenhang betont Hooks, dass das Thema der Abtreibung ganz oben auf die Agenda gesetzt wurde, da dies ein Anliegen gewesen sei, mit dem sich privilegierte weiße Frauen am meisten identifizierten, obgleich es nicht das einzige oder wichtigste reproduktive Recht für die Mehrzahl aller Frauen war (vgl. Hooks 2022: 42). Folgende wichtige Themen wären noch zu nennen: sexuelle Aufklärung über Schwangerschaftsvorsorge, präventive Gesundheitsfürsorge, Zwangssterilisierungen, unnötige Kaiserschnitte, Hysterektomien sowie wie deren Komplikationen (vgl. Hooks 2022: 42).
Nachdem in den Siebzigerjahren tatsächlich sichere Verhütung (Antibabypille) und Abtreibung für Frauen zugänglich war, hat nach diesen Errungenschaften keine Frau mehr damit gerechnet, dass diese Teilbereiche einer erkämpften feministischen Freiheit wieder infrage gestellt werden würden. Diese Entwicklung macht Hooks am Ende einer organisierten feministischen politischen Massenbewegung, einhergehend mit antifeministischen Abwehrreaktionen einer organisierten rechten politischen Front fest, die auf fundamentalistische Interpretationen von Religion zurückgreife. Die aktuelle Entwicklung reproduktiver Rechte für Frauen sei, laut Hooks, rückwärtsgewandt (vgl. Hooks 2022: 44ff). Vielen Frauen (ohne Klassenmacht) sei der Zugang zu sicheren Verhütungsmitteln und Abtreibung verwehrt (durch Einstellung der staatlichen Unterstützung in der Gesundheitsversorgung in Bezug auf die reproduktiven Rechte). Dies komme der Rückkehr zu einer öffentlichen Politik gleich, die darauf abziele, Abtreibungen gesetzlich zu verbieten, was in vielen konservativen Bundesstaaten bereits geschehe, so Hooks (vgl. Hooks 2022: 45).
Sie hält eine nichtabreissende Diskussion bezüglich aller Themenbereiche der reproduktiven Rechte für absolut relevant, um deren Wichtigkeit verständlich zu machen und um diese Rechte aufrechtzuerhalten.
„Ein feministischer Fokus auf reproduktive Rechte ist nötig, um unsere Freiheit zu schützen und zu erhalten.“ (Hooks 2022: 46)
Hooks hält das Hinterfragen sexistischer Ansichten bezüglich des weiblichen Körpers für eine der durchschlagendsten Interventionen, die der Feminismus generiert habe (vgl. Hooks 2022: 47). Durch das kritische Untersuchen und Verstehen unserer von sexistischen Strukturen geprägter Sozialisierung, die uns glauben machen wollte bezüglich unseres Wertes auf unser Äußeres beschränkt zu sein, insbesondere mit einem männlichen Blick urteilend, entwickelten sich schnell konstruktive Strategien für einen Wandel – hin zu einem gesunden Selbstbewusstsein und Selbstliebe. Diesem folgte, wie Hooks es beschreibt, “eine ritualisierte, radikale Form der Wiederaneignung eines gesunden und verehrungswürdigen weiblichen Körpers“ (Hooks 2022: 47). Dies bedeutete das Entledigen von unbequemer Kleidung wie z.B. BHs, Mieder, Korsetts, Hüfthalter, Röcken, Kleidern und auch hochhackigen Schuhen sowie die Wahlmöglichkeit Make up zu tragen oder nicht (vgl. Hooks 2022: 47). Das mag aus heutiger Sicht trivial erscheinen, wenn man es seit jeher gewohnt ist sich zu kleiden, wie man möchte, aber für viele war es ein großartiger Befreiungsschlag, der mit Begeisterung umgesetzt wurde.
Dies war der Moment, in dem Frauen die Macht ihrer Kaufkraft erkannten und diese Macht nutzten, um eine positive Veränderung zu erreichen, indem sie der Modeindustrie oder dem Verlagswesen in gewisser Weise Gewolltes diktierten. Ein weiterer Bereich, auf den sich die feministische Bewegung für Frauen positiv auswirkte, liegt im Bereich der Medizin. Hooks beschreibt es so:
„All die positiven Veränderungen in der Einstellung des medizinischen Establishments gegenüber dem weiblichen Körper, gegenüber der Gesundheitsversorgung für Frauen sind das direkte Ergebnis des feministischen Kampfes.“ (Hooks 2022: 49)
Hooks beschreibt einen Wandel Anfang der Achtzigerjahre, als sich viele Frauen vom Feminismus entfernten und sich vermehrt sexistisch definierten Schönheitsidealen zuwandten. Dies kam der Mode- und Kosmetikindustrie (vornehmlich weiß, patriarchal, kapitalistisch) nur recht, da sie nur zu gerne den sexistischen Schönheitsidealen zu neuem Glanz verhelfen wollte (vgl. Hooks 2022: 50). Weiter geht Hooks noch auf die heutigen Modemagazine ein, die aus ihrer Sicht immer mehr aussähen wie früher, die dargestellte Mode eine männliche Sichtweise spiegele und selten feministischer Inhalt vertreten sei (vgl. Hooks 2022: 50ff). Sie plädiert dafür, den Kampf nicht aufzugeben, um all die Errungenschaften bezüglich unseres Körpers nicht zu verlieren.
„Solange Feministinnen nicht in die Schönheitsindustrie zurückkehren, in die Mode zurückkehren und eine fortwährende, nachhaltige Revolution ins Leben rufen, werden wir nicht frei sein. Wir werden nicht wissen, wie wir unseren Körper und uns selbst lieben können.“ (Hooks 2022: 52)
Feministischer Klassenkampf
Als weiteres Thema widmet sich Hooks dem Klassenkampf innerhalb der feministischen Bewegung. Sie beschreibt den Moment, an dem einige privilegierte weiße Frauen im Zuge der Bewegung die gleiche Klassenmacht wie ihre männlichen Gegenspieler innehatten, sie das weitere Interesse bzgl. des Klassenkampfes verloren (vgl. Hooks 2022: 53). Die weißen Frauen aus der Arbeiter*innenklasse bemerkten als erste, dass innerhalb der Bewegung Klassenhierarchien herrschten. Ebenso hebt Hooks die unterschiedlichen Themen der Frauen in der Bewegung hervor. Während eine relativ kleine Gruppe weißer privilegierter Frauen sich über das häusliche Eingesperrtsein beklagten, konnte die Mehrheit der Frauen, da sie zur arbeitenden Gesellschaft gehörten, dies nicht ganz nachvollziehen, da das in ihren Augen eher nach Freiheit klang (zu Hause bleiben zu dürfen und nicht arbeiten zu müssen) (vgl. Hooks 2022: 54).
Während ein Großteil der Frauen noch immer keine Lohngleichheit gegenüber Männern hatte, waren Privilegiertere nach Erhalt von mehr Klassenmacht, nicht bereit sich für das Erreichen der Ziele aller einzusetzen. Aus diesem Problem, ist laut Hooks, abzuleiten, dass Klasseninteressen über das feministische Unterfangen gestellt wurden (vgl. Hooks 2022: 55). Daraus resultierte, das Klassenthema in die Feministische Debatte mit aufzunehmen, was wiederum die Möglichkeit bot Intersektionen von Klassismus und Rassismus offenzulegen und anzugehen. Hooks beschreibt weiter, wie trotz konstruktiver Interventionen viele weiße Frauen gestützt vom Mainstream-Patriarchat den Feminismus für sich beanspruchten. Hier spielten wohl Verlustängste eine Rolle, Macht und Privilegien mit einer Mehrheit teilen zu müssen (vgl. Hooks 2022: 56). Hooks spricht hier von einer Untergrabung der feministischen Politik bezüglich Frauen, die es schafften mehr Klassenmacht zu erlangen, sich aber nicht von dem Verhalten der Männer abgrenzten (vgl. Hooks 2022: 58).
Mittlerweile nutzen viele Feministinnen, ihre Macht und Ressourcen, um einen sozialen Wandel bzw. Reformen zu unterstützen. Dies bedeutet in der Folge eine Verbesserung der Leben aller Frauen, unabhängig ihrer Klassenzugehörigkeit. Hooks mahnt aufgrund der wachsenden Schere von Arm und Reich, das kritische Bewusstsein nicht aus den Augen zu verlieren, und die Diskussion über Klasse nicht abreißen zu lassen, um allen, ungeachtet ihrer Klasse, die Möglichkeit der persönlichen Entfaltung zu geben (vgl. Hooks 2022: 59ff).
Globaler Feminismus
Hooks spricht das mit dem Aufkommen des globalen Feminismus begleitete Problem an, dass ähnlich wie beim Feminismus auf nationaler Ebene, ein Ansichreißen der Urheberschaft durch weiße privilegierte Frauen innerhalb der Bewegung passierte (vgl. Hooks 2022: 61). Sie glaubten Vorreiterinnen, mit mehr Rechten befähigt als jede andere Gruppe von Frauen weltweit, zu sein und sie wollten die feministische Bewegung anführen (vgl. Hooks 2022: 62).
„Diese Denkweise spiegelt lediglich den imperialistischen Rassismus und Sexismus der herrschenden Gruppen westlicher Männer wider. […] …vor allem weiße Frauen, haben ihr Denken in Bezug auf Rassismus, Sexismus und Klassenelitismus weder gegenüber weniger mächtigen Gruppen von Frauen in dieser Gesellschaft noch gegenüber den unzähligen Frauen in anderen Teilen der Welt dekolonialisiert.“ (Hooks 2022: 62ff)
Das erklärte Ziel des globalen Feminismus, ist laut Hooks, „anderen Kämpfen für ein Ende von Sexismus, sexistischer Ausbeutung sowie Unterdrückung die Hand zu reichen und sich zusammenzuschließen“(Hooks 2022: 64ff). Global Sisterhood!
Arbeitende Frauen
Hooks geht in diesem Kapitel nochmals auf das Thema der Erwerbstätigkeit von Frauen ein. Bezüglich des feministischen Klassenkampfes geht sie auf die unterschiedlichen Ziele der verschiedenen feministischen Gruppierungen ein. Sie legt hier nochmals dar, dass sich weiße Frauen aus privilegierten Klassen, zu Anfang der Bewegung, auf die Befreiung durch Arbeit fokussierten. Hierbei begingen sie den Gedankenfehler, dass die Frauen, die schon arbeiteten, bereits befreit seien (zu dieser Zeit war bereits ca. ein Drittel der Arbeitnehmer*innenschaft weiblich) (vgl. Hooks 2022: 67). Hooks spricht auch das wichtige Thema der gleichen Bezahlung an, welches leider noch immer nicht erreicht ist. Stattdessen existiert noch immer der sogenannte Gender Pay Gap. Hooks sagt, dass nicht die Arbeit frei mache, sondern erst die finanzielle Unabhängigkeit (vgl. Hooks 2022: 68). Sie geht auch noch kurz auf die Problematik ein, dass Frauen, selbst wenn sie arbeiteten, den Großteil der Hausarbeit machten. Sie spricht andererseits aber auch von den positiven Auswirkungen einer Erwerbstätigkeit auf Frauen, etwa einem größeren Selbstwertgefühl und mehr gesellschaftlicher Teilhabe (vgl. Hooks 2022: 69).
Sie mahnt, aufgrund der schwindenden Anerkennung der Relevanz der feministischen Bewegung, sogar aus universitären Reihen, die Bemühungen auch in Zukunft nicht aufzugeben. Des Weiteren versucht sie Ideen für die Zukunft zu liefern, wie z.B.: Jobsharing-Programme, höhere Bezahlung von Lehrer*innen und Dienstleister*innen in allen Branchen, staatlich subventionierte Gehälter sowie Fernkurse für Eltern, die zu Hause bleiben und ihre Kinder großziehen (vgl. Hooks 2022: 71).
Außerdem spricht Hooks davon, dass es eine wichtige feministische Agenda sei, Aufklärung für Männer zu betreiben, um ein gesundes Arbeitsverhältnis von Männern und Frauen zu schaffen (vgl. Hooks 2022: 72).
Gewalt beenden
Des Weiteren wird das Thema der häuslichen Gewalt angesprochen, die Hooks als „patriarchale Gewalt“ tituliert, da häusliche Gewalt laut Hooks mit Sexismus und männlicher Dominanz verbunden sei (vgl. Hooks 2022: 81). Sie klärt aber auch auf, dass die Opfer dieser Gewalt durchaus nicht nur Frauen seien, sondern oftmals auch Kinder, die entweder von ihren Eltern (auch von den Müttern) oder im Zuge der Gewalt gegen ihre Mütter zwischen die Fronten gerieten. Des Weiteren sagt sie, dass auch Gewalt von Frauen gegen Männer oder ihre gleichgeschlechtlichen Partner*innen verübt werde (vgl. Hooks 2022: 82). Hooks macht vor allem die patriarchalen Gesellschaftsstrukturen, mit denen wir sozialisiert wurden, für die Akzeptanz von Gewalt zur sozialen Kontrolle, verantwortlich. Eine gewaltfreie Erziehung sowie das Annehmen, dass sogenannte häusliche Gewalt mit patriarchalem Denken in Verbindung steht, sollte genau wie das feministische Denken mithinzugezogen werden, um die Kultur zu transformieren und zu erneuern (vgl. Hooks 2022: 86).
„Die feministische Bestrebung, männliche Gewalt gegen Frauen zu beenden, muss zu einer Bewegung ausgeweitet werden, die alle Formen von Gewalt beenden will.“ (Hooks 2022: 86)
Feministische Männlichkeit
In diesem Kapitel geht Hooks auf die Männerfeindlichkeit in den Anfängen der modernen feministischen Bewegung ein und zeigt auf, dass bei Weiterentwicklung der Bewegung erkannt wurde, dass nicht Männer das Feindbild seien, sondern das Patriarchat, Sexismus und männliche Dominanz (vgl. Hooks 2022: 87). Weiter führt sie aus, dass Frauen auch eine Rolle bei der Aufrechterhaltung von Sexismus spielten. Sowohl die konservativen Mainstream-Medien stellten Feminist*innen gerne als Männerhasser*innen dar, als auch viele Männer, da ihnen diese Charakterisierung des Feminismus zugutekam, um von ihrer eigenen Verantwortung für Sexismus abzulenken (vgl. Hooks 2022: 87ff). Allerdings gab es natürlich auch Männer, welche die Berechtigung der feministischen Bewegung anerkannten, denn auch Männern wird vom Patriarchat eine sexistische männliche Identität aufgezwungen (vgl. Hooks 2022: 88ff).
„Eine feministische Vision, die feministische Männlichkeit miteinschließt, Jungs und Männern mit Liebe begegnet und für sie dieselben Rechte einfordert, die wir uns für Mädchen und Frauen wünschen, kann den Mann erneuern.“ (hooks 2022:91)
Als nächstes rückte die Kindererziehung in den Fokus der Bewegung. Man musste sich vor Augen halten, dass es nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen waren, die sexistische Ideologien, und patriarchale Erziehung weitergaben und dass in einer kapitalistischen, patriarchalen Gesellschaft Kinder keine Rechte hatten (vgl. Hooks 2022: 93ff). Hooks äußert, dass es gerade Frauen seien, die Kinder im Zuge der Erziehung misshandeln würden und ruft dazu auf, nicht wegzusehen, sich dessen bewusst zu sein und es genauso scharf zu kritisieren wie bei Männern (vgl. Hooks 2022: 96). Des Weiteren betont sie die Bedeutung der Beteilung von Männern an der Erziehung, nicht nur zwecks Gleichberechtigung, sondern auch um die Beziehung zum Kind zu stärken. Liebe sei in der Erziehung das Wichtigste. Unabhängig vom Geschlecht oder der sexuellen Orientierung des Elternteils, ob alleinstehend oder nicht, werden Kinder in einer liebenden Umgebung wahrscheinlich glücklich und selbstbewusst heranwachsen. (vgl. Hooks 2022: 98).
Feministische Sexualpolitik
Sexistisches Denken teilte Frauen vor der feministischen Bewegung in zwei Kategorien: entweder Madonna oder Hure. Körperliches Verlangen war ihnen durch gesellschaftliche Sozialisierung nicht zugesprochen, sondern war eine männliche Domäne (vgl. Hooks 2022: 107). Und sollte eine Frau dieses Muster durchbrochen haben, musste sie zu der gesellschaftlichen Missbilligung auch noch mit einer ungewollten Schwangerschaft rechnen oder wohlmöglich illegal abtreiben, da es noch keine zuverlässigen Verhütungsmittel gab. Die Debatte des Feminismus um sexuelle Selbstbestimmung, kam zu einer Zeit, in der sichere Verhütungsmittel zugänglich wurden. Hooks selbst sagt über die Zeit davor:
„Die bloße Vorstellung von einer Welt, in der eine Frau, wenn sie sexuell aktiv ist, jedes Mal fürchten muss, schwanger zu werden, von einer Welt, in der Männer Sex wollen und Frauen ihn fürchten, jagt mir Angst ein.“ (Hooks 2022: 107)
Hooks hebt nochmals die Notwendigkeit von sicheren Verhütungsmitteln für Frauen für eine feministische Sexualpolitik hervor und warnt vor den Folgen, die Abtreibungsverbote für Frauen hätten (vgl. Hooks 2022: 108). Sie sieht den wichtigen Diskurs über sexuelle Lust in der feministischen Bewegung in den Hintergrund gedrängt, was zur Folge hätte, dass „heterosexuelle Frauen häufig nur Sex haben, weil Männer es von Ihnen verlangen, dass junge Homosexuelle, weiblich wie männlich, sich noch immer weder privat noch öffentlich in einer toleranten Umgebung befinden, die ihre sexuelle Orientierung akzeptiert, dass die sexistische Ikonografie von Madonna oder Hure noch immer die erotische Vorstellungswelt von Männern und Frauen beherrscht, dass patriarchale Pornografie heute jeden Aspekt der Massenmedien durchdringt, dass ungewollte Schwangerschaften zunehmen, dass viele Jugendliche unbefriedigenden und ungeschützten Sex haben, dass in vielen homo- wie heterosexuellen Langzeitehen und -partnerschaften Frauen gar keinen Sex mehr haben“ (Hooks 2022: 111ff). Männer müssten anfangen zu verstehen, dass niemand anderes als sie selbst für die Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse verantwortlich seien und Frauen müssten anfangen sich als sexuell wertvoll und handlungsfähig zu betrachten, um sexuelle Befreiung zu erreichen (vgl. Hooks 2022: 113). Hooks sieht deshalb die Notwendigkeit, radikale feministische Dialoge über Sexualität erneut zu führen, um die Bewegung für sexuelle Freiheit von Neuem zu beginnen (vgl. Hooks 2022: 114).
Weiterhin wird nochmals genauer auf Partnerschaften im Kontext des Feminismus eingegangen. Hooks geht auf hetero- sowie homosexuelle Beziehungen ein. Sie erzählt aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich, dass sie es weisen lesbischen Frauen zu verdanken habe, zu wissen und zu verstehen, dass Frauen nicht auf Männer angewiesen seien, um zufrieden und glücklich zu sein – nicht einmal, wenn es um sexuelles Glück geht (vgl. Hooks 2022: 117). Sie lobt gerade die Verdienste und Kämpfe radikaler lesbischer Frauen innerhalb der feministischen Bewegung, die Frauenrechte sehr erweiterten. Lesbische Beziehungen waren allerdings kein Garant für eine feministische Partnerschaft, auch hier kam es genauso wie in heterosexuellen Partnerschaften vor, dass durch die sexistische patriarchale Sozialisierung, die Partnerschaft auf Dominanz und Unterwerfung fußte (vgl. Hooks 2022: 119). Hooks erzählt von der Ablehnung bzw. dem Konflikt vieler Frauen in der feministischen Bewegung an einer Partnerschaft zu einem Mann festzuhalten. Sie bekamen von radikalen Feministinnen Kritik und stellten auch selbst anfangs diese Verbindungen in Frage. Es wurde die Liebe an sich als Problem dargestellt, anstatt die patriarchalen Vorstellungen von Liebe zu hinterfragen. Durch dieses Beiseiteschieben der Liebe, liefen einige Gefahr abzustumpfen – wie ebendiese patriarchalen Männer, die es laut radikaler Feministinnen zu bekämpfen galt. Hier hätte die Liebe neu gedacht werden müssen und ihr Stellenwert hervorgehoben werden müssen (vgl. Hooks 2022: 125).
„Wenn wir akzeptieren, dass wahre Liebe auf Anerkennung und Akzeptanz beruht, dass Liebe Wertschätzung, Fürsorge, Verantwortung, Hingabe und Verständnis miteinander verbindet, dann begreifen wir, dass es keine Liebe ohne Gerechtigkeit geben kann. Mit dieser Einsicht geht das Verständnis einher, dass Liebe die Macht hat, uns zu verändern, indem sie uns die Kraft verleiht, uns der Dominanz zu widersetzen. Die Entscheidung für feministische Politik ist also eine Entscheidung für die Liebe.“ (Hooks 2022: 127)
Feministische Spiritualität
Feministische Bewegungen kritisieren patriarchale Religionen. In den USA identifiziere sich die Mehrheit der Bürger*innen als Christ*innen. Gerade die christliche Lehre, nach der sexistisches und patriarchales Denken geduldet sei, beeinflusst die Geschlechterrollen und Identität in unserer Gesellschaft (vgl. Hooks 2022: 130). Laut Hooks sei Spiritualität deshalb neu zu denken (vgl. Hooks 2022: 130). Hooks betont, dass der Feminismus spirituelle Praxis durchaus wertschätze (vgl. Hooks 2022: 129). Alternativen mit einer sich auf Bilder von weiblichen Gottheiten berufenden Spiritualität fänden Frauen beispielsweise im Buddhismus, Hinduismus oder im Voodoo (vgl. Hooks 2022: 130). Sie ruft wie bereits vorher auch in anderen Themenbereichen dazu auf, gerade religiösen Fundamentalismus zu beobachten, Kritik zu üben und Widerstand zu leisten, wenn nötig (vgl. Hooks 2022: 132ff).
Visionärer Feminismus
Etwa in den frühen Sechzigerjahren liegen die Anfänge des visionären Feminismus. Es sollten Strategien entwickelt werden, mit deren Hilfe das Schicksal aller Frauen verändert und ihre persönliche Macht vergrößert werden könnte (vgl. Hooks 2022: 135ff). Hooks kritisiert, dass trotz klassenübergreifender Adressierung der Bedürfnisse von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern, der visionäre Feminismus es versäumt hätte, eine Theoriesammlung in zugänglicher Sprache zu verfassen, Bildungsprogramme zu fördern, Kinderbücher zu schreiben, Hörbücher zu verfassen und Fernseh- sowie Radiosender als Medium für sich einzunehmen (vgl. Hooks 2022: 137ff). Um die anhaltende Relevanz der feministischen Bewegung in unserem Leben zu gewährleisten, müsse die visionäre feministische Theorie konstant geschrieben und umgeschrieben werden, sodass sie uns dort, wo wir leben, in unserer Gegenwart, erreiche (vgl. Hooks 2022: 142).
Ich möchte, was die Zukunft betrifft, gerne mit den Worten von Bell Hooks schließen:
„Wir müssen uns trauen, aus der Vergangenheit zu lernen und auf eine Zukunft hinzuarbeiten, in der jeder Aspekt unseres öffentlichen und privaten Lebens auf feministischen Prinzipien aufbaut. Feministische Politik hat zum Ziel, Herrschaft zu beenden, uns zu befreien, damit wir sein können, wer wir sind – damit wir ein Leben führen können, das gerecht ist, das friedvoll ist. Feminismus ist für alle.“ (Hooks 2022: 143)
Fazit oder warum das Buch lesenswert ist
Das Buch ist absolut lesenswert und gerade für “Feminismus-Einsteiger*innen“ gut geeignet, um Zugang zu dem Thema zu finden. Nach einer kurzen Einleitung nimmt uns die Autorin in übersichtlichen Kapiteln mit und führt uns, aus ihrer Perspektive, an alle Aspekte des Feminismus heran. An dem Buch gefällt mir besonders, dass Hooks den Feminismus derart öffnet, und zwar für alle: Global-Sister-and-Brother-Hood!.
Sie führt uns nicht nur chronologisch durch die Geschichte des Feminismus in den USA, übt nicht nur Kritik am Patriarchat und am Sexismus, sie zeigt uns auch verständlich auf, dass Feminismus nicht alleine betrachtet werden kann. Intersektionalität spielt immer eine Rolle: das heißt, das Überschneiden und Zusammenwirken von verschiedenen Diskriminierungs-formen. In ihrem Buch erläutert sie, wie sowohl Klassismus als auch Rassismus Feminismus berühren und sogar infiltrieren können.
Hooks lässt uns nicht wie andere Schriftsteller*innen mit Fragen und der Suche nach Lösungen alleine zurück, sondern liefert immer wieder Vorschläge und Lösungsansätze, wie beispielsweise die feministische “Lehre“ schon früh in den Bildungssektor mit eingebunden werden könnte.
Bemerkenswert finde ich auch ihren Aufruf zur ständigen Reflektion und Überprüfung eigener sexistischer, aber auch klassistischer oder rassistischer Denkweisen und zur immerwährenden Erneuerung der feministischen Bewegung.
An dieser Stelle möchte ich meinen Beitrag schließen, wie ich ihn begonnen habe, mit einem Aufruf von Bell Hooks:
„Kommt näher. Seht, wie der Feminismus euer und unser aller Leben berühren und verändern kann. Kommt näher und erfahrt, […] worum es in der feministischen Bewegung geht. Kommt näher und ihr werdet sehen: Feminismus ist für alle.“ (Hooks 2022: 14ff)
Übersicht über wichtige Werke von Bell Hooks
Ain’t I a Woman: Black women and feminism (1981)
Bell Hooks erstes Buch, das sie mit erst 19 Jahren schrieb, ist längst ein feministischer und antirassistischer Klassiker. In dem Titel bezieht sie sich auf eine Rede von Sojourner Truth, die die Teilhabe Schwarzer Frauen an der von Weißen dominierten Frauenbewegung in den USA eingefordert hatte.
Happy to be Nappy (1999) (Kinderbuch) (mit Christopher Raschka)
Dieses Kinder-Buch feiert Individualität und soll die Selbstliebe und Akzeptanz zu sich selbst und anderen stärken.
where we stand: class matters (2000)
Häufig ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen liefert sie in diesem Buch differenzierte und fundierte Analysen zu den Verknüpfungen von Rassismus, Sexismus und Kapitalismus/Klassismus.
Literaturverzeichnis
Hooks, Bell: Feminismus für alle. 2. Aufl. Münster: Unrast Verlag, 2022.
Allen, John (2021): Gender, Race, and the Freedom of Ideas, [online]. https://uwalumni.com/news/bell-hooks-obit/ [15.01.2024]
Demirović, Alex (2022): Bell Hooks: Die Bedeutung von Klasse, [online] https://www.rosalux.de/mediathek/media/element/1845 [15.01.2024]
Gerk, Andrea (2021): Zum Tod von bell hooks, Radikale Kritikerin des kolonialen Blicks, [online] https://www.deutschlandfunkkultur.de/bell-hooks-102.html [15.01.2024]
Wikipedia (2024): Bell Hooks, [online] https://de.wikipedia.org/wiki/Bell_hooks [15.01.2024]
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: https://images.thalia.media/00/-/8ac02e79eb8f485cbd40ec2645f766f3/feminismus-fuer-alle-taschenbuch-bell-hooks.jpeg [15.01.2024]
Abb. 2: https://www.rosalux.de/fileadmin/_processed_/2/1/csm_bellhooks_black_1280x720_8bdc43e26d.jpg [15.01.2024]