Die Sammlung

Die in der Oldenburger Landesbibliothek unter der Signatur Spr XIII 4c 2a–d verwahrte Sammlung von Kleindrucken des 19. Jahrhunderts besteht aus mehr als 800 Exemplaren. Die ältesten entstammen der Zeit um 1813/15; der Schwerpunkt liegt allerdings, was einem allgemeinen Trend entspricht, in den 1850er und 60er Jahren. Viele Kleindrucke stammen aus dem Gebiet oder der Umgebung des ehemaligen Großherzogtums Oldenburg.

Bei den Kleindrucken sind zwei Grundformen zu unterscheiden: reine Lieddrucke einerseits; Drucke, die Prosatexte und Lieder kombinieren, andererseits. Diese ‚Mischdrucke‘ bestehen meist aus acht Seiten: Auf ein Titelblatt, manchmal mit verkaufsfördernder Abbildung, folgen eine Prosaerzählung und ein Lied, das Highlights der Erzählung darbietet. Das Themenspektrum der Texte umfasst Mord- und Verbrechensberichte, abenteuerliche Räubergeschichten, Beschreibungen von Kriegen und Katastrophen sowie schicksalshafte Familien- und Liebeserzählungen.

Die Oldenburger Sammlung geht zum großen Teil auf den Juristen Ludwig Strackerjan (1825–1881) zurück, der kulturhistorisch interessiert war und schon als Student ‚fliegende Blätter‘ (wie er sie nannte) gesammelt hatte. Fündig wurde er auf Volksfesten und Jahrmärkten der Region – etwa Oldenburger Schützenfesten oder dem bis heute beliebten Kramermarkt –, wie handschriftliche Notizen verraten, die auf manchen Exemplaren zu finden sind. Der Verkauf der Kleindrucke war an solchen Orten oft mit der Darbietung der darin enthaltenen Lieder verbunden. So erklärt sich auch, dass die Oldenburger Sammlung unter dem Titel Bänkellieder und Jahrmarktdrucke bekannt geworden ist.

Ausgewählte Drucke der Sammlung waren zuletzt im Jahr 2021 in einer Ausstellung in der Landesbibliothek zu sehen.