Beschreibung des für die Deutschen siegreichen Gefechts im Eckernförder Hafen am 4. April, wo das dänische Linienschiff „Christian VIII.“ mit 84 Kanonen und 200 Mann in die Luft gesprengt wurde, und die deutschen Truppen die feindliche Fregatte „Gefion“ von 42 Kanonen eroberten

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In diesem Blogbeitrag wird das Kolportage-Heftchen: Beschreibung des für die Deutschen siegreichen Gefechts im Eckernförder Hafen am 4. April, wo das dänische Linienschiff „Christian VIII.“ mit 84 Kanonen und 200 Mann in die Luft gesprengt wurde, und die deutschen Truppen die feindliche Fregatte „Gefion“ von 42 Kanonen eroberten, thematisiert. In einem ersten Schritt werden zunächst wichtige grundlegende Informationen zu diesem Kolportage- Heftchen dargelegt, um anschließend auf die Aspekte Medialität, Materialität, Aktualität und den Typus einzugehen. Im Anschluss daran wird der historische Kontext, in dem dieses Werk entstanden ist, erläutert und der Prosatext behandelt. Hierbei liegt der Fokus insbesondere auf dem Verhältnis zwischen Realität und Fiktion. Danach steht das Bänkellied im Mittelpunkt und dessen Bedeutung für dieses Kolportage-Heftchen.

Neben dem bereits oben genannten Titel enthält das Titelblatt keinen weiteren Untertitel. Sowohl der Autor als auch der herausgebende Verlag und der Ort der Herausgabe sind unbekannt (vgl. Schenda 1971, 1497). Das Heftchen wurde im Format 195×125 mm gedruckt und verfügt insgesamt über drei Teile, das Titelblatt, den Prosatext und das Lied. Ausgenommen vom Titelblatt umfasst der Prosatext insgesamt ca. 4 ¼ Seiten und dementsprechend das Lied 2 ¾ Seiten. Ausschließlich das Titelblatt und die erste Seite des Prosatexts besitzen keine Seitenangaben, für die restlichen Seiten befinden sich diese am oberen mittleren Rand der Seiten. Das Titelblatt ist von Vignetten umrandet. Die Zeilen des Titelschriftzugs sind in unterschiedlichen Schriftgrößen gesetzt. Besonders hervorgehoben werden die Wörter „siegreichen Gefechts“ und demgegenüber auffällig klein „wo das dänische Linienschiff ‚Christian VIII.‘ mit 84 Kanonen und 200 Mann in die Luft gesprengt wurde, und die deutschen Truppen die feindliche Fregatte ,Gefion‘ von 42 Kanonen eroberten.“ Insgesamt werden bereits auf dem Titelblatt die wichtigsten Informationen über das Gefecht genannt, nämlich wann dies stattfand, wer dort beteiligt war und was passiert ist. Bereits durch den Titel lässt sich dieses Heftchen einem Typus zuordnen. In Hinblick auf die Einordnung von Petzoldt entspricht dieses Werk der Kategorie der zeitgeschichtlichen Themen (vgl. Petzoldt 1974, 74). Wie sich aus dem Titel schließen lässt, steht im Mittelpunkt das Gefecht zwischen dänischen Kriegsschiffen und deutschen Küstengeschützen in der Bucht von Eckernförde am 5. April 1849, welches sich im Verlauf des ersten Deutsch-Dänischen Krieges ereignete und als „Tag von Eckernförde“ bekannt wurde (Vosgerau & Lubowitz 2002, 287).

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Neben den ausführlichen Informationen im Titel wird ebenfalls im Prosatext durch die chronologische Beschreibung des Gefechts bei Eckernförde Aktualität erzeugt. Besonders deutlich wird dies bereits auf der ersten Seite des Prosatextes, auf der das Datum „Eckernförde, 5. April“ aufgeführt wird und die somit einem Zeitungsartikel ähnelt. Im weiteren Verlauf wird detailliert und mit den entsprechenden Zeitangaben das Gefecht skizziert. „Gestern Nachmittag 6 Uhr erschienen, von Norden her kommend, folgende dänische Schiffe: […]“. Obwohl mit diesen Angaben auf dem ersten Blick Authentizität erzeugt wird, stellt sich hierbei die Frage zwischen dem Zusammenhang von Realität und Fiktion. Denn dieses Werk ist in einer turbulenten Zeit entstanden, in der es im Großen um Nationalismus und Modernisierung ging und im Kleinen um die Zugehörigkeit des Herzogtums Schleswig (vgl. Lange 1996, 346/ Vosgerau & Lubowitz 2002, 271). Insbesondere die Modernisierung im 19. Jahrhundert und die damit verbundene Kommunikationsrevolution spielt für die Verbreitung von Texten eine übergeordnete Rolle (vgl. Telesko 2010, 229); demzufolge auch für die Kolportage-Literatur und deren Inhalte, da der „Kolporteur der mächtigste Lesestofflieferant zumindest des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wenn nicht gar der gesamten Buchhandelsgeschichte“ ist (Schenda 1988, 267). Dementsprechend stellt sich insbesondere bei dem von mir behandelten Heftchen die Frage der Authentizität. Wie wird das Gefecht geschildert? Wer sind die Protagonisten? Auf welcher Seite steht der Autor und welchen Einfluss könnte dieses Heftchen auf die damalige Nationalbewegung gehabt haben? Von besonderem Interesse hierbei ist die Hervorhebung der Protagonisten, denn während in dem vorliegenden Kolportage-Heftchen der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha heroisiert wird, nimmt er in anderen Quellen nur eine untergeordnete Rolle ein (vgl. Jessen & Bohnert 1926, 444-448/ Salewski 2002, 31).

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Neben dem Prosatext verfügt das Heftchen, wie bereits erwähnt, über ein Lied. Dieses beinhaltet 16 Strophen mit jeweils sechs Versen, wobei die erste Strophe identisch ist mit der letzten. Während die ersten vier Verse der Strophen im Kreuzreim verfasst sind, bilden die letzten beiden Verse jeweils einen Paarreim. So entsteht das durchgehende Reimschema ababcc. Durch das Metrum, welches einem Trochäus entspricht, wirkt es beim Lesen und Vortragen energisch marschierend und könnte mit einem Herzschlag verglichen werden (vgl. Detering 2011, 79). Durch die Kombination von Kreuzreim und Paarreim wird dieser Effekt nochmals verstärkt. Darüber hinaus werden dadurch in jeder Strophe die im Paarreim stehenden Zeilen betont. Des Weiteren erzeugt die martialische Wortwahl des Lieds eine aggressive und motivierende Stimmung, wie sie teilweise in Hymnen zu finden ist. Als Beispiel hierfür lässt sich die französische Hymne anführen (La Marseillaise). Das Lied passt somit in die historische Situation, in der es um die Zugehörigkeit von Schleswig ging und die Nationalbewegungen an Bedeutung gewannen. Auf der anderen Seite steht das Lied in einem gewissen Widerspruch zum Prosatext. Während der Prosatext detailliert auf das Gefecht eingeht und ohne jegliche Spannung formuliert wurde, wirkt das Lied emotional und motivierend. Folglich stellt sich die Frage, in welchem Zusammenhang die unterschiedlichen Bestandteile des Heftchens stehen und welche Wirkung sie erzeugen. Insbesondere im Hinblick auf die Leser und Leserinnen der Kolportage-Literatur bildet diese Fragestellung eine interessante Forschungsfrage.

Merten Krings