Das Projekt

Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c:2,64

Das vom Land Niedersachsen (Pro*Niedersachsen: Kulturelles Erbe – Sammlungen & Objekte) geförderte Forschungsprojekt zielt auf die digitale Erschließung, literaturwissenschaftliche Erforschung und Zugänglichmachung eines einzigartigen kulturellen Erbes Niedersachsens: einer Sammlung von Kleindrucken des 19. Jahrhunderts, die sich im Bestand der Landesbibliothek Oldenburg befinden.

Bei diesen Drucken aus dem nordwestdeutschen Raum handelt es sich um eine mobile, in ganz Europa verbreitete Form von Literatur, die auf ‚der Straße‘, auf Jahrmärkten und Volksfesten vertrieben wurde und so auch bildungsferne Bevölkerungsschichten erreichte. Die meist aus wenigen Seiten bestehenden Kleindrucke versorgten ihre Leserinnen und Leser mit unterhaltsamen wie auch informativen Geschichten (und Liedern) von spektakulären Ereignissen, darunter Katastrophen, Verbrechen oder Kriegsereignisse. Aufgrund der speziellen Distributionswege spricht man, im Gegensatz zu im stationären Buchhandel vertriebenen Texten, auch von ‚Kolportageliteratur‘.

Mit der vollständigen Digitalisierung der Oldenburger Sammlung, die ca. 800 Drucke umfasst, verschafft das Projekt der Erforschung populärer Literatur eine neue Grundlage und macht es möglich, der Frage nach den Funktionsmechanismen populären Erzählens mithilfe digitaler Analysemethoden nachzugehen. Das Projekt gibt Einblicke in niedersächsische Literaturräume in ihren europäischen Verflechtungen, diversifiziert die auf ‚große‘ Texte fixierte Literaturgeschichtsschreibung mit einer Perspektive ‚von unten‘ und verspricht Auskunft über das komplexe Zusammenspiel von speziellen Distributionsmechanismen und den von diesen eröffneten Kommunikationsräumen, von spezifischen Medienformaten und damit einhergehenden Darstellungsstrategien.

Projektleitung: PD Dr. Christian Schmitt (Universität Oldenburg, Institut für Germanistik)

Kooperationspartnerin: Landesbibliothek Oldenburg

Laufzeit: 2023–2026