Ausführliche Geschichte der Revolution in Paris 1848

Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2c:1,16

Rahmeninformationen | Bei dem vorliegenden Kolportage-Heftchen mit dem Titel Ausführliche Geschichte der Revolution in Paris 1848 ist weder Erscheinungsdatum, Verfasser oder Verleger bekannt. Da jedoch über die Revolution in Paris berichtet wird, ist sicher, dass der Text nach 1848 entstanden sein muss. Vermutlich entstand er während der deutschen 48er-Revolution zwischen Mitte und Ende des Jahres. Die Geschichte weist viele Parallelen mit dem Heftchen Ausführliche Geschichte der Revolution in Berlin 1848 auf; insbesondere in Bezug auf den Titel, die optische Aufmachung, den Inhalt und den Aufbau. Es ist wahrscheinlich, dass beide Heftchen ungefähr zur gleichen Zeit entstanden. Der thematischen Gliederung des Bänkelsangs nach Petzold zufolge, ist das Heftchen der Kategorie „Zeitgeschichtliche Themen“ zuzuordnen (vgl. Petzold 1974, 74f.). Die Gliederung in Titelblatt, Prosatext und Lied bedient die für Kolportage-Heftchen typische Intermedialität und dient der möglichst breiten Informationsvermittlung der erzählten Inhalte.

Aufbau und Erzählverhalten | Der Aufbau des Heftchens ist typisch für die Kolportage-Literatur. Es besteht aus einem Titelblatt, einem Prosatext und einem Lied. Das Titelblatt auf der ersten Seite ist in den Farben schwarz und weiß gehalten. Eine relativ große Titelschrift füllt das Titelblatt. Jedoch ist auffällig, dass der Titel Ausführliche Geschichte der Revolution in Paris 1848 in unterschiedlichen Schriftgrößen sowie Schriftarten geschrieben ist. Die Wörter ,,Revolution“ und ,,Paris 1848“ haben eine deutlich größere Schriftart als die Wörter ,,Ausführliche Geschichte der“ und ,,in“. Dies liegt vor allem daran, dass die im Verhältnis größeren Wörter das Thema des Heftchens veranschaulichen sollen und der Blick des Lesers erst auf dieses Thema gerichtet werden soll. Unter dem Titel, der den Großteil des Titelblattes einnimmt, ist eine vertikal platzierte Zeichnung zu sehen, welche Gebäude und marschierende Soldaten zeigt. Die Umrahmung des Titels und der Zeichnung ist verschnörkelt. Auf den weiteren fünf Seiten befindet sich der Prosatext, in dem die Handlung erzählt wird. In den ersten Zeilen des Prosatextes werden grundlegende Informationen dargelegt. Dazu gehören der Zeitraum, die Beteiligten, die Handlung und der Ort. Im weiteren Verlauf wird die Handlung erläutert. Es wird von der Februarrevolution in Paris berichtet. Diese wird positiv dargestellt, da die Revolution Voraussetzung für die Freiheit in Frankreich und, wie am Ende der Erzählung deutlich wird, auch für Deutschland ist. Somit wirkt der Prosatext an einigen Stellen parteiisch. Vor allem am Ende der Geschichte wird die Position des unbekannten Verfassers deutlich, denn es steht geschrieben: ,,Die Freiheit das große Werk war errungen, dem auch Deutschland seine Freiheit dankt!“ (S. [7]). Dies zeigt die Sehnsucht des Volkes nach Freiheit, welche durch die Revolution erlangt werden sollte.

Zum Ende des Heftchens beginnt auf der letzten Seite des Prosatextes ein Lied, welches etwas über eine Seite lang ist. Das Lied greift das Thema der Revolution und ihre Forderung auf und zeigt, dass diese zum Kampf und später zum Sieg sowie zur Freiheit führt.

Historischer Kontext | Der Zeitraum des berichteten Geschehens ist der 21.-24. Februar 1848 in Paris. Das französische Bürgertum war schon seit längerer Zeit mehr und mehr enttäuscht über die Politik des seit 1830 regierenden Königs Louis-Philippe. Die Regierung war durch Korruption in Verruf geraten. Ein Großteil der Bevölkerung war von Wahlen ausgeschlossen und zudem litt die Arbeiterschaft unter einer Wirtschaftskrise. Auslöser der Unruhen war die kurzfristige Absage eines Banketts, bei dem über eine Reform des Wahlrechts diskutiert werden sollte. Mehrere Tage wüteten in Frankreichs Hauptstadt Straßenkämpfe, ehe am 24. Februar zuerst Ministerpräsident François Guizot und wenig später auch der unbeliebte König zurück traten.

In Folge der Februarrevolution kam es in ganz Europa und Lateinamerika zu Aufständen gegen die Obrigkeit. Nachrichten von diesen Ereignissen wurden neben Zeitungen auch in Kolportage-Heftchen, wie dem hier vorliegenden, verbreitet. 

Februarrevolution in Paris (Quelle: Wikimedia Commons)

Fiktionalität und Historizität | Im Text lassen sich sowohl historische als auch fiktionale Daten, Angaben und Abläufe finden. Fiktional ist zum Beispiel das Datum der Eskalation der Gewalt. Im Text ist der 22. Februar als Tag genannt; historisch gesehen fällt dieser Schritt der Februarrevolution allerdings auf den Vortag. Dem gegenüber stehen historiographisch korrekte Angaben. Das Datum sowie der Wochentag der Absetzung des Bürgerkönigs Louis-Phillipe sind historisch belegbar. Der vorgetragene Ablauf lässt sich historiographisch ähnlich rekonstruieren, wie im Text beschrieben. Die angegeben Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. 

Grundsätzlich orientiert sich der Text an den realen Geschehnissen. In Details weicht er allerdings von diesen ab, damit hat dieser Text keinen Anspruch an eine genaue Rekonstruktion der Ereignisse.

Regina Dück / Thomas Edelbluth / Kaspar Fränkel / Nele Müller