Ausführliche Geschichte der Revolution in Berlin 1848

Das Heftchen Ausführliche Geschichte der Revolution in Berlin 1848 gehört zu den Texten der  Kolportageliteratur, die politische Themen behandeln. Ob die Revolution zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ein aktuelles Ereignis war, ist nicht zu sagen, da weder das Datum noch der Ort der Veröffentlichung bekannt sind. Das Heftchen thematisiert die Märzrevolution in Berlin. Es bietet dabei einen historischen Bericht des Ereignisses, welcher sich jedoch deutlich auf der Seite der Revolutionäre positioniert. Der thematischen Gliederung des Bänkelsangs nach Petzold zufolge ist das Heftchen der Kategorie „Zeitgeschichtliche Themen“ zuzuordnen (vgl. Petzold 1974, 74f.).

Landesbibliothek Oldenburg, Spr XIII 4c 2c:1,18

Typisch für einen Bänkelsängertext ist die Aufmachung des Heftchens, welches vier ungezählte Blätter umfasst. Das schlichte Deckblatt weist keine Verzierungen oder Illustrationen auf, sodass einzig die Variation der Schriftgröße heraussticht. Sie lenkt den Blick auf die Textbestandteile „Revolution“, „Berlin“ und „1848“, was den Inhalt unterstreicht und die Geschichte zeitlich verankert. Die Abfolge von Prosatext und Lied in diesem Heftchen ist ebenfalls ein typisches Merkmal von Kolportageliteratur.

Die Barrikadenkämpfe in Berlin im Jahr 1848 sind Teil der europäischen Märzrevolutionen. Beeinflusst wurden die Kämpfe durch den Ausbruch ähnlicher Unruhen in Paris: Diese hatten eine „Signalwirkung“ in Europa und führten in vielen größeren Städten zu Demonstrationen (vgl. Engehausen 2007, 24). Gefordert wurden in den Städten des Deutschen Bundes vor allem Pressefreiheit, ein deutsches Parlament, Schwurgerichte und die Volksbewaffnung. In Berlin kam es am 18. März 1848 zu einer großen Demonstration auf dem Vorplatz des Schlosses. Die Demonstranten wollten die genannten „Märzforderungen“ durchsetzen. König Friedrich Wilhelm IV. ließ vorab verlauten, den ersten beiden Forderungen nachzugeben. Die Menge demonstrierte trotzdem auf dem Schlossplatz, fühlte sich aber bedroht vom dort positionierten Militär. Nachdem zwei Schüsse fielen, eskalierte die Situation (vgl. ebd., 62). Es wurden Barrikaden in den Straßen Berlins errichtet. Zu den Aufständischen gehörten vor allem Arbeiter und Handwerker, aber auch Angehörige des Bürgertums (vgl. ebd., 63). Die Kämpfe forderten ca. 200 bis 300 Todesopfer. Am Morgen des 19. März musste der preußische König den Aufständischen schließlich politische Zugeständnisse machen und wandte sich mit der Ansprache An meine lieben Berliner an die Aufständischen (vgl. ebd.). Abschließend bleibt zu erwähnen, dass diese Revolution im weiteren Verlauf aufgrund verschiedener Faktoren scheiterte.

Die Revolution in Berlin 1848 wird in bestimmten Abschnitten des Heftchen-Prosa-Textes sehr detailliert beschrieben, sodass der Leser oder die Leserin einen guten Eindruck der Geschehnisse vermittelt bekommt. Sie können sich das Vermittelte bildlich vorstellen, auch wenn die Geschehnisse alles andere als schön sind. So ist etwa von vier „Leichen, fürchterlich entstellt und gräßlich anzusehen“ die Rede.

Das Kolportage-Heftchen trägt den Titel Ausführliche Geschichte der Revolution in Berlin. Anzunehmen ist für die Leserschaft eine sehr ausführliche, dokumentarische und analytische Chronologie der Geschehnisse. Tatsächlich wird einerseits sehr sachlich von den Ereignissen berichtet. Andererseits finden sich jedoch auch Passagen, die den Lesern mit detaillierten Eindrücken und der Vermittlung von Leid ein emotionales Leseerlebnis ermöglichen.

Das für Kolportageheftchen typische Lied, welches die Prosa-Erzählung in Versform noch einmal zusammenfasst, ist auf der letzten Seite zu finden. Die einzelnen Strophen beginnen mit einem Kreuzreim, welcher dann in zwei einzelne Paarreime übergeht. Der zentrale Begriff, welcher hier wieder und wieder aufgegriffen wird, ist der Begriff der ‚Freiheit‘. Um diese zu erlangen, wird zum Widerstand aufgerufen: „Brüder greifet zu dem Schwerte, / Daß ein freies Deutschland werde!“ In dem Lied wird ein polarisierender Ereignisbericht erzeugt. Auch werden hier die schrecklichen Vorkommnisse der Revolution nicht so detailliert beschrieben wie zuvor in dem Text. In der ersten Strophe wird auf den Beginn der Revolution angespielt, diese wird mit dem „Ruf der Freiheit“ verglichen. Die zweite Strophe beschreibt die Revolution in ihrem vollen Ausmaß; aber auch die Einstellung des Volkes wird hierbei berücksichtigt. Für sie heißt es „Siegen! Oder Untergehn!“ In der dritten Strophe wird der erste Erfolg der Revolutionäre beschrieben „Da! Seht dort die Söldner fallen“. Die letzte Strophe beendet auch die Erzählung der Revolution. „Ueber unsern deutschen Leichen / Mag sie weh’n in Ewigkeit“. Sie bezieht sich hierbei auf die schwarz, rot, goldene Flagge, das Symbol der deutschen Nationalbewegung. 

Fabian Herbst / Sina Meiske / Luca Alicia Merkel / Tomke Rosendahl