(Gender-)Digital-Divide

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Länder im Vergleich

Autor: Christopher Petersen

Südkorea als Vorreiter

In Südkorea haben offiziellen Angaben zufolge mehr als 99% aller Haushalte einen Internetzugang mit hoher Geschwindigkeit. Während Deutschland selbst heutzutage mit diesen Werten nicht mithalten kann und im Vergleich zu Südkorea weiterhin weit abgeschlagen ist, war Südkorea am Ausbau bereits früh beteiligt: Schon 1990 wurde durch die südkoreanische Regierung entschieden, eine flächendeckende und schnelle Kommunikationsinfrastruktur aufzubauen. Dabei wurde auch festgelegt, keine ISDN-Telefontechnik zu verwenden, sondern direkt DSL zu nutzen. [Fr19]

Später wurden dann auch Glasfaserleitungen verlegt. Im Vergleich dazu wurden in Deutschland Fördermittel für den Breitbandausbau zu spät oder zu gering freigegeben, so dass hier von schlechter Organisation gesprochen werden kann. Selbst bei einem neuen Förderprogramm in Höhe von vier Milliarden Euro im Jahr 2015 konnte das Geld aufgrund von komplizierten und langsamen Antragsverfahren nicht vollständig verwendet werden, welches
den Ausbau in Deutschland weiter verzögerte. Somit konnten die von der Bundesregierung gesetzten Ziele, bis Ende 2018 alle Haushalte mit einer Internetgeschwindigkeit von mehr als 50 MBit/s auszustatten, ebenfalls nicht eingehalten werden. [La19]

Verglichen mit Südkorea ist die Entwicklung in Deutschland also zu langsam und Ziele können nicht eingehalten werden.

Der frühe und schnelle Ausbau sorgte somit für eine moderne und zukunftssichere Infrastruktur in Südkorea. Zuerst wurden Behörden und Ministerien angeschlossen, um danach sämtliche Haushalte im Land an das Netz anzuschließen. Außerdem folgte im Zuge des Aufbaus der Infrastruktur eine Deregulierung der Branche und staatliche Förderung, um schneller neue Technologien im IKT-Bereich entwickeln zu können. Nicht nur wurden flächendeckend Kabel verlegt, auch der Ausbau des Mobilfunknetzes konnte einfacher und günstiger durchgeführt werden, denn die Lizenzgebühren für den Aufbau eines Mobilfunknetzes in Südkorea sind erheblich günstiger als in Deutschland: In Südkorea mussten für die UMTS Lizenzen, ein Mobilfunkstandard, umgerechnet nur 2,6 Milliarden Euro gezahlt werden, während diese in Deutschland sogar 50,8 Milliarden Euro kosteten. Dieser Unterschied in den Kosten besteht auch heutzutage noch bei Vergabe von LTE und 5G Lizenzen. Somit sparen aufgrund dieser hohen Kosten Netzanbieter in Deutschland an ihren Netzen, während der Ausbau in Südkorea viel günstiger ist und es Unternehmen aufgrund dessen einfacher haben, ihr Netz instand zu halten oder weiter auszubauen. [Fr19]

Kabel oberhalb Südkoreas Straßen
[Ku]

Im Vergleich zu Deutschland hat Südkorea aber auch bessere geografische Voraussetzungen für einen Ausbau der Infrastruktur, denn etwa die Hälfte der Einwohner Südkoreas leben im Großraum Seoul und in Hochhäusern. Somit sind die Erschließungskosten
geringer, da durch den Anschluss eines einzelnen Hochhauses verhältnismäßig viele Haushalte abgedeckt werden. Des Weiteren ist Südkorea deutlich kleiner als Deutschland, welches die Kosten eines flächendeckenden Ausbaus senken kann. Zudem sind Kabel in Südkorea häufig überirdisch zwischen Masten gespannt, während
diese in Deutschland zu großen Teilen unterirdisch verlegt sind. Kabel in Deutschland sind dadurch nicht jeder Witterung ausgesetzt, Wartungen oder Reparaturen sind jedoch aufwändiger.

Entwicklung in Ghana und Afrika


Im Kontrast zu Südkorea oder Deutschland steht Ghana. Die digitale Partizipation wird durch eine schlechtere Netzabdeckung und hohe Kosten erschwert. Aber auch wenn es im Vergleich zu anderen Ländern weltweit erhebliche Unterschiede gibt, entwickelt sich die
Infrastruktur in Ghana durchaus weiter und Ghana war auch einer der Vorreiter auf dem afrikanischen Kontinent: 1992 wurde das erste Mobilfunknetzwerk des Landes aufgebaut und als erstes Land in Afrika wurde Ghana 1994 an das World Wide Web angeschlossen. 2010 hatten jedoch trotzdem nur ca. 5% der Bevölkerung Zugang zum Internet [Ju]. Und trotzdem gilt es heutzutage als mit das beste Internet in Afrika. 2018 nutzten ca.
45% der Bevölkerung das Internet über mobile Geräte. Es kann somit nicht von einem flächendeckenden Internetzugang und -nutzung gesprochen werden, eine Entwicklung ist jedoch erkennbar. [En18]

Schlechte Anbindung und Versorgung mit Internet in Ghana sowie anderen afrikanischen Ländern ist auch schädigend für Geschäftsmodelle, die in anderen Teilen der Welt als selbstverständlich gesehen werden. Probleme ergeben sich für Firmen besonders in abgelegenen Regionen, die auf eine konsistente und schnelle Internetverbindung angewiesen sind. So können z.B. Restaurantbetreiber teilweise weder Bestellungen über das Internet annehmen, noch haben Kunden möglicherweise eine Internetverbindung. Außerdem müssen Softwarelösungen auch ohne Internet funktionieren, damit diese immer verwendet werden
können, welches Probleme für vernetzte Unternehmen und ihre Geschäftsbeziehungen darstellt. [Ro19]

Um die Digitalisierung in Ghana fortzuschreiten, arbeitet die Regierung sowohl an der Erweiterung des Internetzugangs als auch daran, digitales Wissen zu vermitteln. Jedoch besteht keine wirkliche Chancengleichheit: Verbesserungen in der digitalen Infrastruktur treffen oftmals nur Gebiete in großen Städten und deren Umgebung sowie Unternehmen, die bereits an die Glasfaserinfrastruktur angebunden sind. Auch die Hauptstadt Accra
ist von Problemen in der Abdeckung betroffen und kann somit keine Chancengleichheit bieten. Bis zu 100.000 US-Dollar pro Jahr kann eine stabile Glasfaser-Internetverbindung mit Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit/s für Unternehmen kosten. Probleme sind also eine nicht flächendeckende Internetverbindung verbunden mit hohen Kosten, von denen ebenfalls Privatpersonen betroffen sind. 1 GB mobiles Datenvolumen kostet in etwa mehr
als 2% eines durchschnittlichen Monatseinkommens in Ghana. Passend dazu beteiligt sich die ghanaische Regierung am „1 for 2“ für Internetbezahlbarkeit: Dies sagt aus, dass 1 GB mobiles Datenvolumen nicht mehr als 2% eines monatlichen Einkommens kosten soll. Kosten sollen also verringert werden. Zudem ist geplant, die Abdeckung auch in ländlichen Regionen auszubauen. [En18]

Um den Ausbau des Internets in Afrika realisieren zu können, beteiligen sich auch große Unternehmen wie Facebook oder Google und Länder wie China mit Investitionen, vor allem, da sie sich Vorteile aus der Markterschließung erhoffen. So sollen viele Satelliten in niedrige Höhen der Erdumlaufbahn gebracht werden, um ländliche Regionen versorgen zu können. Diese Pläne gibt es auch zu Internet-Drohnen oder Heliumballons. Chinas Plan ist die „Digitale Seidenstraße“. Somit sollen Entwicklungsländer und Unternehmen anhand der Seidenstraße von Investitionen in die Infrastruktur profitieren und China kann so im Gegenzug Technik von Huawei nach Afrika bringen. [He19]

Digitale Bildung in Schweden

Dass gute Netzabdeckung hilfreich in vielen Bereichen ist, beweist auch Schweden anhand von Änderungen im Schulsystem: Es wurde eine „digitale Offensive“ gestartet, um Kinder bereits früh an die Digitalisierung heran zu führen. Dies bedeutet neue Kurse für Programmierung und digitales Wissen in Schulen. Ziel ist es, Vorteile im globalen Wettbewerb zu erreichen. Bereits vor 30 Jahren wurden Computer und Breitbandanschlüsse subventioniert,
um auch ärmeren Bürgern Zugang zur Digitalisierung zu bieten. Entstanden sind viele schwedische Technologie-Unternehmen wie z.B. Spotify. Trotz der Fortschritte in der Digitalisierung der Schulen gibt es auch Probleme, denn manchen Schulen mangelt es an
Ressourcen und kompetenten Lehrkräften. Diese Fortschritte zeigen erst, wie schwierig die Digitalisierung eigentlich ist. Manche Lehrer sehen die digitale Reform auch als Last, da sie sich fortbilden müssen und sich somit unter Umständen auch überarbeiten. Auch ist die Ausstattung in dünn besiedelten Regionen Schwedens mitunter schlechter als in den großen Städten. [Sc18]

FAZIT

Wichtig ist also für Chancengleichheit, dass flächendeckendes Internet zu einem fairen Preis verfügbar ist, so dass es keine Nachteile aufgrund des Einkommens einer Person oder des Standorts eines Unternehmens gibt. Ebenfalls kann früher Kontakt mit Bildung im Bezug auf die Digitalisierung als wichtiger Faktor für die Entwicklung und Vertrautheit mit digitalen Kompetenzen gesehen werden.

Literatur

[En18] Endert: Despite Ghana’s commitment to Internet expansion, problems persist,
Nov. 2018, url: https://p.dw.com/p/398zU. 26.01.2020.

[Fr19] Fritz: Darum hat Südkorea das schnellste Internet, Jan. 2019, url: https://web.archive.org/web/20190716084445/https:/www.tagesschau.de/ausland/suedkorea-207.html. 26.01.2020.

[He19] Herrmann: Wer bringt das Internet in Afrikas entlegene Regionen?, Mai 2019,
url: https://p.dw.com/p/3JEYw. 26.01.2020.

[Ju] Justlanded: Internet access in Ghana, url: https://www.justlanded.com/english/Ghana/Ghana-Guide/Telephone-Internet/Internet-access-in-Ghana. 26.01.2020.

[Ku] Kuhn, url:https://www.wiwo.de/images/suedkorea-17-11-04-034/20858316/2-format7001.jpg. 26.01.2020.

[La19] Lauck: Warum Deutschland hinterherhinkt, März 2019, url: https://web.archive.org/web/20191113172705/https:/www.tagesschau.de/inland/internet-breitband-101.html. 26.01.2020.

[Ro19] Rotter: Schlechtes Internet schädigt Geschäfte in Afrika, Apr. 2019, url: https://p.dw.com/p/3GBta. 26.01.2020.

[Sc18] Scott: So will Schweden die Spotify-Gründer von morgen heranziehen, Nov. 2018, url: https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article183961460/Reform-in-Schweden-Digitale-Bildung-wird-ueberall-im-Lehrplan-verankert.html.

Bildquelle: TheConversation

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