Chemikerin


Wir freuen uns, euch heute unser nächstes “rOLe model” vorstellen zu können:
Professorin für Physikalische Chemie an der Uni Oldenburg,
Prof. Dr. Katharina Al-Shamery.

Today’s post is in German, but you can find a video in English of a Lab visit of the Al-Shamery group, including information about their work and research, here: https://www.youtube.com/watch?v=gEpl7nb5F7k

Zuerst veröffentlicht auf Instagram (@equality_uol) am 12. April 2022.

Ein Porträt der Chemikerin Prof. Dr. Katharina Al-Shamery. Zu sehen ist eine weiße Person mit grauen, gewellten schulterlangen Haaren, die in die Kamera lächelt.
Eine Beschreibung ihrer Arbeit. Als Professorin für Physikalische Chemie am Institut für Chemie (IfC) der Universität Oldenburg beschreibt sie ihre Arbeit wie folgt: „Zusammen mit meinen Mitarbeitenden untersuche Ich, wie ein Katalysator funktioniert. Ein solcher bewirkt, dass weniger Energie aufgewendet werden muss, um Bindungen in einem Molekül aufzubrechen und zu neuen Molekülen zu verknüpfen. Er verbessert somit die Energieökonomie. Wie genau er wirkt, ist meine große Forschungsfrage.“
Frage: „Was hat Sie dazu motiviert, in die Naturwissenschaften zu gehen?“
 Antwort: "Das fing in den ersten zwei Jahren im Gymnasium an. Ich ging in dieser Zeit auf ein sehr modernes Gymnasium. Dort hatte man schon in der fünften und sechsten Klasse Physikunterricht und machte viele Versuche. Es waren ganz einfache Sachen, aber es hat mich total begeistert. Im Fernsehen gab es noch keine naturwissenschaftlichen Sendungen für Kinder, sondern nur zwei bis drei Programme. Aber dann kam die Mondlandung und Fernsehsendungen zur Meeresforschung.  Das hat mich fasziniert. Aber ausschlaggebend war letztendlich der Lehrer, dass ich mich für Chemie entschieden habe." 
Unter dem Text ist ein Bild zu sehen von Prof. Al-Shamery in ihrem Labor. Sie trägt eine graue Jacke und ein buntest Tuch. Neben ihr befinden sich verschiedene miteinander verbundenen Geräte, die aussehen, als wären sie zum Teil mit Alufolien ummantelt. Sie lächelt und hat eine Hand auf die Gerätschaften gelegt.
Frage: „Auf welche Leistung sind Sie besonders stolz?“
 Antwort: "Ich bin immer stolz darauf, wenn eine neue Doktorarbeit fertig geworden ist. Wenn man sich anguckt, wie es am Anfang war und was nachher herausgekommen ist, wie sich die Mitarbeitenden entwickelt haben, da bin ich stolz, dass junge Menschen das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten gelernt haben. Auflerdem bin ich stolz darauf, Mitglied der Leopoldina zu sein sowie im Board des Peace Instituts zusammen mit interessanten Persönlichkeiten aus der ganzen Welt." 
Im Hintergund ist der Blick ins Labor der AG Al-Shamery zu sehen: viele miteinander verkabelte und mit Metallstangen miteinander verbundene Geräte, welche eine graue oder silberne Farbe haben.
Frage: „Sind Sie während Ihrer Karriere in der Wissenschaft auf bestimmte Barrieren gestoßen?"
Antwort: „Ich habe zu einer Zeit in der physikalischen Chemie promoviert, da gab es pro Arbeitsgruppe nur eine Frau bei den Doktorand*innen, Professorinnen gab es so gut wie gar keine. Anfangs in meiner Karriere hatte ich das Gefühl, dass ich als Sidekick ganz prima war, auch als ich schon Professorin war. Aber als ich dann anfing, selbst mitzumischen, mitzuwirken und zu bestimmen, da war ich dann die ganz böse Konkurrenz. Mir fehlten zudem ‚Verbündete‘. Die Akzeptanz bei den männlichen Kollegen zu erreichen, das war eigentlich meine größte Barriere. Während der Promotion hatte mein Doktorvater nie die Idee, dass ich vielleicht für eine wissenschaftliche Karriere geeignet wäre, aber mein männlicher Kollege war nachher auf der Überholspur dank expliziter Förderung. Im Nachhinein bin ich ein Aushängeschild geworden, aber in der Anfangszeit war das noch nicht so. Ich musste das Selbstbewusstsein entwickeln, den Habitus, um sich in einer männerdominierten Umgebung durchzusetzen. Das hat bei mir ein paar Jahrzehnte gedauert.“
Frage: „Welchen Rat würden Sie denjenigen geben, die sich für eine Tätigkeit in der Wissenschaft interessieren?"
Antwort: „Jedes Coaching, das man bekommen kann, sollte man mitnehmen. Das hat mir auch als fortgeschrittene Professorin unheimlich geholfen, jedes Stimmtraining, auch wenn man das doppelt und dreifach macht. Als Naturwissenschaftlerin denkt man: Ach ja, es ist nicht so inhaltsvoll, wie man es gewohnt ist. Aber es bleibt eine ganze Menge hängen. Die Körpersprache ist wichtig oder zu verstehen, wie Diskussionen in unterschiedlichen Konstellationen geführt werden. Je nach Situation muss man anders agieren. Auch, wie Bias in Besetzungsverfahren funktioniert, habe ich erst vor kurzem gelernt, obwohl ich dachte, ich kenne doch alles. Diese Kurse bringen einen wirklich weiter, denn es geht eben nicht nur darum, dass man tolle Wissenschaft macht, sondern es geht auch darum, das zu vermitteln. Das kann man heute sehr früh lernen, und ich rate jedem, das zu nutzen. Wir haben ein ganz tolles Programm in der Graduiertenakademie an unserer Uni.“
Screenhot aus einem Youtube-Video der Al-Shamery Arbeitsgruppe. Auf dem offiziellen Youtube-Kanal findet man „viel über thermodynamische Studien sowie aktuelle Forschungen in unserer Gruppe." zu sehen ist ein Laptop, auf welchem ein Video des Kanals läuft. An der aktuellen Stelle des Videos steht Prof. Al-Shamery vor einem bauen Hintergrund und verweist mit einer Hand auf einen Graphen, welcher sich mittig im Bild hinter ihr befindet.
Frage: „Was haben Sie sich für die kommenden Monate vorgenommen?"
Antwort: „Ich habe jetzt noch fünf Jahre vor mir. Deshalb habe ich keine großen Meilensteine, die ich noch erreichen muss. Ich habe genug erreicht und ausprobiert. Wenn ich so weiter mache, wie bisher, bin ich total happy. In einer der drei Fachgesellschaften, in denen ich Mitglied bin, hat man mir vor einem Jahr vorgeschlagen, das Bunsen-Magazin als Schriftführerin herauszugeben. Das ist ein Posten, den niemand haben will, und ich dachte: warum bietet man mir nicht an Präsidentin der Gesellschaft zu werden? Dann dachte ich aber, eigentlich ist das doch eine sehr coole Möglichkeit, genau die Themen in die Fachgesellschaft zu bringen, die mir wirklich wichtig sind. Ich habe die Zeitschrift total umgekrempelt und bringe in jedem Heft ein neues und anderes Schwerpunktthema heraus, z.B. ein ‚Africa special‘ zur Situation und zu Forschungsthemen in diversen afrikanischen Ländern oder ‚Zurück ins Jahr 2050‘, bei dem die Autor*innen sich vorstellen sollten, was ihre Forschung in 30 Jahren bewirkt haben wird. Das macht mich nicht nur sehr bekannt, sondern ist auch wichtig um die Nachwuchswissenschaftler*innen zu begeistern und andere Blickwinkel zu zeigen. Noch ein paar Ausgaben mit Wow-Effekt zu machen, das will ich in nächster Zeit noch erreichen.“
Ein  Ausschnitt aus ihrem Lebenslauf: 
Deutschland: 1977 Abitur, Wilhelmshaven Deutschland: 1977 – 1980 Studium der Chemie, Georg August Universität Göttingen Frankreich: 1980 – 1981 Studium der Chemie, UniversitÈ de Paris Sud, Orsay Deutschland: 1981 – 1983 Diplom in Physikalischer Chemie, Georg August Universit‰t Göttingen Schweiz: 1989 Promotion in Physikalischer Chemie, ETH, Zürich UK: 1989 – 1991 Postdoktoranden-Aufenthalt, University of Oxford, Oxford Deutschland: 1991 – 1996 Gruppenleiterin, Ruhr Universiät, Bochum Deutschland: 1996 Habilitation im Fach Physikalische Chemie, Ruhr Universität Bochum, Bochum Deutschland: 1996 – 1998, Gruppenleiterin, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin Deutschland: 1998 – 1999, Universitätsprofessorin (C3) für "Physikalische Chemie" an der Universität Ulm Deutschland: Seit 1999 Universitätsprofessorin (C4/W3) für "Physikalische Chemie" an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Deutschland: 2010 – 2014 Vizepräsidentin für Forschung an der Uni Oldenburg Deutschland: 2014 – 2015 Kommissarische Präsidentin der Uni Oldenburg Gastprofessuren: USA: 2008 Radcliffe Fellow, Harvard University, Cambridge, USA Dänemark: 2009 – 2025 Honorarprofessur an der Fakultät für Ingenieurswesen, Syddansk Universitet, Odense, Dänemark USA: 2016 Radcliffe Summer Fellowship, Harvard University, Cambridge, USA
zu sehen ist ein Bild vom Besuch des niederländischen Königspaares während ihrer Funktion als Interrimspräsidentin. Prof. Al-Shamery ist rechts im Bild zu sehen und trägt einen eleganten Blazer. Mittig ist eine Person in dunklem Anzug zu sehen, links daneben eine Person miz elegantem, schwarz-weiße, Hut und hellem Oberteil und einem dunklen Rock, und daneben wieder eine Person in einem dunklen Anzug. Alle Personen auf dem Bild schauen in die gleiche Richtung, und zwar auf einen Schaukasten, welcher sich waagrecht in hüfthöhe befindet. Das Bild wurde in der Uni Oldenburg aufgenommen. Rechts unten steht „Vielen Dank, Prof. Dr. Katharina Al-Shamery!“.

Einige Links von im Beitrag erwähnten Websites:


Graduiertenakademie: https://uol.de/graduiertenakademie

Youtube-Kanal: https://bit.ly/3KCh1eQ

Die beiden erwähnten Ausgaben des Bunsen-Magazins:

„Back to the year 2050“: https://bit.ly/38yDWtd

„Africa Special“: https://bit.ly/3rl2BYS