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Himmelstour

Schwan

Es gibt einige Sternbilder am Himmel über die man stundenlang reden könnte… jeder hat hier natürlich seine eigenen Vorlieben. Aber Sie werden am Ende sehen, dass es sich beim Schwan um einen wirklich beeindruckenden Bereich am Himmel handelt. Zu allererst wollen wir ihn natürlich finden. Der Schwan wird häufig auch als das „Kreuz des Nordens“ bezeichnet.

Sie finden ihn von vielen „Ecken“ des Himmels, im folgenden Slider etwa vom Großen Wagen oder direkt von der Vega aus (sie ist im Moment der hellste Stern am Himmel).

Zum Anfang des Sommers um ca. 00:00 Uhr können Sie sowohl Vega als auch den Schwan (daher hier noch einmal) einfach folgendermaßen finden: Suchen Sie den Großen Wagen. Ziehen Sie davon eine Linie durch den Zenit, bis Sie wieder etwa im gleichen Winkel über dem Horizont sind. Suchen Sie dann den hellsten Stern in diesem Bereich… und schon haben Sie Vega gefunden. Etwas „tiefer“ und dann „links“ sehen Sie das Kreuz des Nordens.

Versuchen Sie bitte zunächst in dem folgenden Lernmodulen zu „üben“ den Schwan zu finden. Danach beschäftigen wir uns mit den Besonderheiten dieses Sternbildes.

Der Stern ganz „oben“ am Kreuz ist Deneb. Er ist der hellste Stern im Sternbild. Zusammen mit der Vega und dem Stern Altair (im Sternbild Adler) bildert er das sogenannte „Sommerdreieck“. Deneb ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Messungen am Himmel ziemlich ungenau sind. Aufgrund der großen Entfernung kann man den Abstand zur Sonne nur mit etwa 1500 Lichtjahren +/- 300 Lichtjahre angeben. Der Stern ist ein sogenannter blauer Überriese und bläht sich gerade zum „Roten Riesen“ auf. In diesem Stadium würde sein Durchmesser, wenn er anstelle der Sonne läge, nur in etwa bis zur Erdbahn gehen (erinnern Sie sich an VV Cepheus, der bis zur Jupiter-Bahn reichen würde). Aber vielleicht schafft Deneb dies ja auch noch, schließlich dehnt er sich ja gerade aus.

Der zweite beeindruckende Stern ist eigentlich wieder ein Doppelstern: Albireo, arabisch für „der Kopf der Henne“. Hiermit wäre dann auch klar, welchen Namen das Sternbild in der arabischen Tradition trägt. Schaut man genauer hin (etwa mit einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop), so stellt sich Albireo als schöner, optischer Doppelstern heraus. Dies bedeutet, dass die beiden Sterne nur für uns als Doppelstern erscheinen… In Wirklichkeit befinden sie sich viele Lichtjahre voneinander entfernt. Eine der Komponenten leuchtet dabei leicht „rötlich“ und eine deutlich bläulicher. Wie immer am Himmel bedeutet „rötlich“ kälter und „bläulich“ heißer.

Die weiteren Objekt können wir nicht mit dem Auge sehen. Aber Sie können sich beim Anblick der Bereiche in denen diese liegen vielleicht vorstellen, was dort passiert. Gehen wir auf der Hauptachse des Kreuzes nach unten, so finden wir zwischen Deneb und Albireo den Stern Eta-Cygnus. In unmittelbarer, scheinbarer Nähe befindet sich Cygnus X-1! Dies ist das erste jemals nachgewiesene Schwarze Loch und befindet sich in etwa 8000 Lichtjahren Entfernung. Das Schwarze Loch saugt von einem massiven Stern permanent Material ab. Dieses Material dreht sich in einer sogenannten Akkretionsscheibe um das Loch. Teile der Materie verschwinden hinter dem sogenannten Ereignishorizont, andere Teile werden auch wieder herausgeschleudert.

Das folgende Bild zeigt den Bereich des Schwans/Leier, aufgenommen mit einer digitalen Spiegelreflexkamera und bearbeitet mit einer speziellen Software für die Astrofotografie. Aufgenommen wurde es im Oktober 2020 mitten in Oldenburg. Die Belichtungszeit betrug etwa 20 Minuten.

Auf dem „rechten“ Querbalken des Kreuzes befindet sich das sogenannte Keppler-Suchfeld. In diesem Bereich wurden mit Hilfe des Weltraumteleskopes Kepler in den letzten Jahren mehrere 1000 Planeten um andere Sterne, sogenannte „Exoplaneten“, gefunden. Einige von ihnen scheinen dabei der Erde sehr ähnlich zu sein und gelten daher als Kandidaten für außerirdisches Leben.

Auf der linken, oberen Seite des Kreuzes finden wir dann noch den sogenannten Nord-Amerika-Nebel. Seine Form sagt Ihnen bestimmt warum dieser so heißt. Ein Gasnebel, der durch Sterne zum Leuchten angeregt wird. Damit man diesen sieht, braucht man lang-belichtete Aufnahmen (etwa mit einem Fotoapparat). Gleich daneben befindet sich noch eine Struktur die auch Pelikan-Nebel genannt wird. Ebenfalls ein Gasnebel.

Darüber hinaus können Sie in diesem Sternbild noch verschiedene Sternhaufen, Planetarische Nebel (Sie erinnern sich an den Ringnebel in der Leier), eine Explosionswolke einer Supernova (den Cirrusnebel) und viele weitere Dinge entdecken. Wir hören hier an dieser Stelle aber auf… denn für diesen Post brauchten sie ausnahmsweise einmal länger als eine Minute um ihn zu lesen.

Deep-Sky-Objekte:

Die folgende Übersichtsaufnahme zeigt ausgewählte Objekte, die mit einen Stelllina Teleskop in Oldenburg aufgenommen wurden. Dieses Teleskop wird typischerweise für abendliche Sternführungen eingesetzt.

Deep-Sky Objekte im Sternbild Schwan. OC: Offener Sternhaufen, PN: Planetarischer Nebel, EN: Emissionsnebel, SNR: Supernova-Überrest