DSLR mit einem Widefield-Objektiv

Die meisten Bilder der Milchstraße oder etwa dem Polarlicht, die man in Zeitschriften sehen kann, wurden von professionellen Astrofotografen gemacht. Um solche beeidruckenden Bilder zu produzieren, braucht man allerdings keine speziellen Kameras. Selbst mit einer kleinen Spiegelreflexkamera und einem Standardobjektiv kann man schon tolle Aufnahmen vom Nachthimmel machen. Man muss nur wissen, wie man die Kamera und das Objektiv richtig einstellt.

Was braucht man dafür?
  • Spiegelreflexkamera
  • Objektiv mit möglichst kleiner Brennweite (am besten unter 35mm)
  • Kamerastativ
  • Fernauslöser (optional)
Das Objektiv:

Die Standardobjektive von Herstellern wie Sony, Nikon oder Canon sind meistens so konstruiert, dass man vielseitige Möglichkeiten für Motive hat, wie etwa Landschaften, Makro oder Portraits. Daher haben sie oft eine verstellbare Brennweite und sind bei der niedrigsten Brennweite schon lichtstark genug, um die Milchstraße in ein paar Sekunden Belichtungszeit zu fotografieren. Noch besser ist es natürlich, wenn man schon ein Weitwinkelobjektiv besitzt, da der Bildbereich oft größer ist als bei Standardobjektiven und man auch oft eine größere Blende hat.

Die Kamera

Fast jede digitale Spiegelreflexkamera, die man heutzutage kaufen kann, eignet sich für die Astrofotografie. Solange sie einen manuellen Aufnahmemodus hat, in dem man Belichtungszeit, Blende usw. verändern kann, kann man damit auch Bilder vom Nachthimmel machen.

Die Einstellungen

Da man so viele Faktoren wie möglich selber kontrollieren möchte, wird der Kamera-Modus wie schon erwähnt auf M (Manuell) gestellt. Hier kann man die Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert und Weißabgleich so einstellen, dass man ein perfektes Ergebnis bekommt. Zuerst wird allerdings das Bildformat in den Kameraeinstellungen auf RAW gesetzt. Im Vergleich zu JPG hat man da den Vorteil, dass keine Informationen durch Kompressionsmechanismen verloren gehen. Außerdem bieten manche Kameras eine automatische Rauschreduktion bei Langzeitbelichtung, diese sollte deaktiviert werden.

1: Kamera-Modus – 2: Belichtungszeit – 3: Blende – 4: ISO-Wert – 5: Weißabgleich – 6: Fokustyp – 7: Bildformat

Die Belichtungszeit wird so gewählt, dass die Helligkeit des Himmelshintergrundes nicht im Bild überwiegt und trotzdem noch viele Sterne im Bild zu sehen sind. Hier muss man ein bisschen testen, um zu sehen, wie lange man belichten kann. Je nachdem, welches Objektiv und welche Kamera man benutzt, ergibt sich auch eine maximale Belichtungszeit, die man nicht überschreiten sollte, da man ansonsten Sternenspuren auf dem Bild bekommt. Diese lässt mit der “500er-Regel” gut abschätzen.

Für APS-C:

.stk-8255d36{background-color:#5e60fc !important}.stk-8255d36:before{background-color:#5e60fc !important}.stk-8255d36{margin-bottom:23px !important}

    \[\text{Belichtungszeit} = {500 \over (\text{Brennweite} \cdot 1.6)}\]

Für Vollformat:

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    \[\text{Belichtungszeit} = {500 \over \text{Brennweite}}\]

So bekommt man zum Beispiel für das Standard 18-55mm-Objektiv an einer Canon 700D (APS-C Sensor) eine maximale Belichtungszeit von 17 Sekunden. Daher kann man an der Kamera eine Belichtungszeit von 15 Sekunden einstellen. Benutzt man einen Fernauslöser, setzt man in die Belichtungszeit auf BULB und stellt die Zeit im Fernauslöser ein. Der Vorteil ist dort, dass man genauer, als hier 17 anstatt 15 Sekunden einstellen kann.

Die Blende wird am weitesten geöffnet, also auf den kleinsten Wert gesetzt (F2.8 ist weiter offen als F5.6). Bemerkt man allerdings, dass die Sterne am Rand des Fotos sehr verformt aussehen, sollte man die Blende ein oder zwei Schritte kleiner machen, bis sie wieder annähernd rund sind.

Der ISO-Wert sollte zwischen ISO800 und ISO3200 gewählt werden, je nach Blende und Belichtungszeit muss man den Wert erhöhen oder verringern, sodass das Foto nicht überbelichtet ist.

Für eine natürliche Farbdarstellung der Sterne wird der Weißabgleich auf Tageslicht gesetzt. Wenn man am Ende mit den Farben nicht zufrieden ist (z.B. wegen eines Gelbstichs durch Lichtverschmutzung), kann man den Weißabgleich in der Nachbearbeitung noch verändern.

Am Objektiv wird der Fokustyp auf manuell gestellt, da der Autofokus bei sehr wenig Licht nicht mehr gut funktioniert. Wann man den richtigen Fokuspunkt gefunden hat, ist oft eher schwer durch den Sucher der Kamera auszumachen. Daher ist es sinnvoll sich einen hellen Stern oder Planeten zu suchen und ihn im Sucher zu zentrieren. Dann macht man in der Kamera das Live-Bild (mit höchstem ISO-Wert) an und vergrößert die Mitte des Bildes, sodass man den Stern gut sieht. Dreht man nun am Fokusring, vergrößert bzw. verkleinert sich der Stern. Wenn der Stern am kleinsten ist, hat man den besten Fokus erreicht.

Das Stativ sollte stabil genug sein, sodass das Gewicht der Kamera mit Objektiv tragen kann. Außerdem kann es nützlich sein, wenn das Stativ eine Wasserwaage besitzt, sodass man die Kamera parallel zum Horizont ausrichten kann.

In der Regel macht man mehrere Bilder hintereinander mit gleichen Einstellungen, die man in der Nachbearbeitung übereinanderlegt (Stacking). Dadurch erhöht sich das SNR (Signal-Rauschen-Verhältnis) erheblich. Es kommen mehr Details hervor und die Qualität des Bildes steigt.

Hier nochmal ein Überblick:
  • Kamera-Modus: manuell
  • Belichtungszeit: mithilfe der 500er-Regel abschätzen (meistens zwischen 10 und 15 Sekunden)
  • Blende: so weit offen wie möglich (kleinster Wert)
  • ISO-Wert: zwischen 800 und 3200
  • Weißabgleich: Tageslicht
  • Fokus: manuell, mit Live-Bild in der Kamera fokussieren
  • mehrere Bilder hintereinander machen zur Rauschreduktion